Full text: L. M. (6. Band)

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LEUTE 
sie sich auf ihre leute verstehen!’ versetzte Lothario. ‘Ja, 
es ist mir ein sehr angenehmes abenteuer begegnet’. GÖTHE 
20,73; höre, guter freund! du hast deine leute gefünden 
(Schweizer zu Kosinsky). SCHILLER räuber 3,2; 
mein Leipzig lob ich mir, 
es ist ein klein Paris, und bildet seine leute. 
GörHR 12, 108; 
wer seines leibes alter zählet 
nach nächten, die er froh durchwacht, 
wer, ob ihm auch der thaler fehlet, 
sich um den groschen lustig macht, 
der findet in uns seine leute. W. Haurr werke 1,33. 
12) gegenüber den verengungen des wortbegriffes (7—11) stehl 
xine verallgemeinerung desselben, nach oben 2; es ist eine plurale 
allgemeine personenbezeichnung geworden, so mit zahlzusätzen von 
zwei ab: es waren nur zwei leute im zimmer, als ich kam: 
ein paar leute; etwa zwanzig leute giengen auf der brücke 
wann 100 leut von Lübeck, 1000 von Hamburg, 100 von Stade 
100 von Glückstadt, 100 von Bremen und Buxtehude kämen. 
einen prediger daselbst zu hören. SchupPıps 939; hundert leute 
haben sich auf dem lande niedergelassen und die krämerei 
ergriffen, ohne sie jemals gelernt zu haben. MöseEr pair. phant. 
2,172; gern mit unbestimmten ? viel leute, wenig leute, manche 
leute, alle leute, keine leute; ein böse maul macht viel leute 
uneins, Sir. 28, 16; bürge werden, hat viel reiche leute ver- 
derbt. 29,24; das wenig leute uber bleiben. Jes, 24, 6; ich bin 
schier in all unglück komen, fur allen leuten und allem volk, 
spr. Sul. 5,14; dasz so viel leut hungers sterben. SCHUPPIUS 
135; zu Christo eileten viel leut, ausz unterschiedenen städten 
639; auf dem weg, darauf viel leute gehen, wächst kein grasz. 
Pısrorius fhes. par. 10,100; vor allen leuten. Cur. WEISE erzn. 
160 Braune; wie er mich bei allen leuten verkleinert. 176; 
sie hätten mehr oder weniger leute von der in ihren dorf- 
gemeinden befindlichen anzahl begraben, als nach jener regel 
hatten sterben sollen. Möser palriot. phant. 1,96; gar keine 
leute. 107; 
swä ein edeliu schoene frowe reine, 
wol gekleidet unde wol gebunden, 
dur kurzewile zuo vil liuten gat (in grosze gesellschaft, 
vgl. unten 14). WALTHER 46,12; 
auf eine zeit in einer stalt 
eine seuch eingerissen hat, 
die nam hinweg in kurzer zeit, 
am selbigen orth gar vil leut. 
L. SAnDRUB kurzweil 158: 
ılsdann erst werd ich 
in dem tode frewen mich 
und in aller leut 
munde triumphieren weit, 
ZinKGREF bei Opıtz (1624) 211. 
13) so dient nun leute in seiner gewöhnlichen anwendung als 
bezeichnung einer unbestimmten mehrheit von menschen : und da 
leute fur uber giengen. 1 kön. 13,25; plötzlich müssen die 
leute sterben. Hiob 34,20; alle menschen sehen das, die leute 
schawens von ferne. 36, 25; warumb toben die heiden, und 
die leute reden so vergeblich. ps. 2,1; darob die leut sehr 
erschracken. volksb. von dr. Faust s.92 Braune; was die leute 
sagen würden, hiesz es immer, und ich dachte, die leute 
müszten auch rechte leute sein. GÖTHE 24, 72; 
thie liuti dätun märi, thaz Jöhannes krist uuärl. 
OTFRiD 1,27,1; 
man sagt mir daz liute sterben. minnes. frühl. 85,7; 
ich aber bin...ein spot der leute. ps. 22,7; die sünde ist 
der leute verderben, spr. Sal, 14,34; und doch möcht ich das 
nicht gern selbst gethan haben um der leute willen. SCHILLER 
räuber 2,1; wollt ihr an der leute fenster mit einem bänkel- 
sängerlied ein mageres almosen erpressen? 1,2; das ist just 
so ein musje, wie sie in der leute häusern herumriechen. 
kabale u. liebe 1,2; man hatte uns die guten sitten... nicht 
um ihrer selbst, sondern um der leute willen anempfohlen. 
GöTHE 24,72; einmal in der leute mund kommt man schwer 
wieder heraus. Sımrock Sprichw. 338; 
ich lebte ie nach der liute sage, 
wan daz si niht geliche jehent. minnes. frühl., 152,25; 
jöne singe ich zwäre durch mich selben niht, 
wan durch der liute fräge. 168, 37; 
die tauben haben keine Fall 
und sind der leute all, Pıstorıus thes. par. 10, 53 ; 
solt ich mein brot, wasser und fleisch..den leuten geben, 
die ich nicht kenne, wo sie her sind? 1 Sam. 25,11; und seid 
den leuten ins maul komen, Hes, 36, 3; also gehets mit den 
leuten auch. Sir. 14,19; wer den leuten aufhilft, dem greift 
man gerne an seine bürde. Sımrack sprichw. 338: da sahen 
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je, dasz ein groszer zulauf von leuten war. Car. WEISE erzn, 
3 Braune; 
diu mäze wart den liuten dar umb üf geleit, . 
daz man si ebene mezze und trage, ist mir geseit. 
WALTHER 29, 32; 
die wunder, die den leuten 
dein ankunft sollen deuten. P. GERHARD 142,3 Gödeke; 
sie singen lieder auf mich! es ist bös von den leuten! 
. GöTHE 12, 239; 
wie hat er die leute so lieb. 5 Mos. 33,3; du sihest die 
schatten der berge fur leute an. richter 9, 36 ; werfen die leuth 
ıbe vom glauben. volksb. von dr. Faust s. 32 Braune; wer nicht 
;hun kan, was die leute verdrieszet, giebt keinen schulzen., 
PrsTorRIUS fhes. par. 10, 86; lasz die leute reden und die hunde 
bellen. Sımrock sprichw. 338; wer die leute schreckt, der 
musz sich fürchten. ebenda; was ist zu thun? man musz die 
leute reden lassen. LESSING 1,470; 
durch daz ich fröide hie bevor ie gerne pflac 
wundert die liute al mines trürens sere. 
minnes. frühl, 180,29; 
in der anrede: seht ihr leute, dieser mensch hat an seinem 
'etzten ende noch die gnade gehabt, dasz er zur erkäntnisz 
<ommen ist. Car. WEISE erzn. 156 Braune; 
helft leut, es ist der teufel do. SANDRUB kurzweil 132, 
mit näheren bestimmungen (adjectivische s. nachher no. 16): alles 
volk das wir drinnen sahen sind leute von groszer lenge. 
ı Mos, 13,33; wer sind die leute, die bei dir sind? 22,9; 
liese leute die aus Egypten gezogen sind. 32,11; leute die 
mit vieh umbgehen, 1 Mos. 46, 34; es worden aber im selben 
jar zween eltesten aus dem volk zu richtern gesetzt, das 
waren solche leute, von welchen der herr gesagt hatte, ire 
ächter uben alle bosheit zu Babylon. Susanna 5; was es für 
leute wären, die ihm ihren grusz nicht gegönnt hätten. GrRımM 
teutsche sagen 2,233; eilte frühmorgens sobald als möglich 
zich von leuten zu entfernen, die, ohne es zu wissen, ihn 
mit ihren erzählungen ... gequält hatten. GöTuE 18,68; dasz 
sie leute, die ihnen gut sind, so ängstigen. LESSING 1,559; 
zein Franken, so nahe es an dieses Würtenberg grenzte, 
hatte doch wieder einen andern schlag von leuten. HaAurrf 
5,17 (Lichtenstein 2, 2); 
mich bekennent noch die liute hie 
die mich anders hänt gesehen. minnes. frühl. 185,22; 
ich habe goldne meinungen 
von leuten aller art mir eingekauft. 
ScaiLLER Macbeth 1,15, 
ft entspricht leute nur dem singularen unbestimmten man: wer 
korn inhelt, dem fluchen die leute. spr. Sal. 11,26; fürchtet 
such nicht, wenn euch die leute schmehen. Jes, 51, 7; alles 
au, das jr wöllet das euch die leute thun sollen, das thut 
jr jnen. Matth, 7,12; die rechte zeit, darinn die leute am 
härtesten zu schlafen pflegen. Simpl. 3,102 Kurz; leute kom- 
men! hinter die tapete! geschwind! ScHiLLER Fiesko 4, 11. 
14) manchmal meint leute auch menschen die man bei sich 
sicht, die zu einem auf besuch kommen: ich habe heute abend 
‘eute bei mir; er sieht nicht gern leute; wo sonst jedoch auch 
un ausdrücklicher zusatz steht; es sind leute zum besuch da: 
swelch herre liute ungerne siht, 
dä ist ouch eren schalles niht. FRrREIDANK 77,20: 
»gl. nachher unter 15, a, c und d, 
15) leute in präpositionalen verbindungen, die ein örtliches 
"rhältnis zu einer mehrheit von menschen hervorheben. 
a) bei leuten, bei den leuten: suche nicht rhum bei den 
euten. Sir. 1, 35; darnach ist sie (die weisheit) erschienen auf 
arden, und hat bei den leuten gewonet. Baruch 3,38; wohnet 
nicht bei den leuten. BEcHER 81; einen hauptfehler, der sie 
hei den leuten verhaszt machte. HaAurrF 3, 34; 
Liupolt üz Osterriche, ]Jä mich bi den liuten, 
wünsche mir ze velde und niht ze walde. WALTHER 35,17; 
und was den fusz betrifft, den ich nicht missen kann, 
der würde mir bei leuten schaden, GöTHE 12, 126; 
bei leuten, zn gesellschaft , auf besuch, im gegensatz zu allein 
hei sich (vgl. oben 14): 
bi den liuten nieman hät 
hovelichern trost denn ich: 
sö mich sende nöt bestät, . 
sö schine ich geil und treeste selben mich. 
WALTHER 116, 33; 
darzü gevelt er mengclich wol, 
frölich by den lüten genüg. Hädilzlerin 2,56, 65 : 
yehabt euch wol zu disen zeiten, 
Frewden voll seit bei den leuten. Garg. 98°;
	        
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