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LIEBEN
lie glaten antlitz lieben den weiben, fastn. sp. 703,3,
dem wisen liebt einfaltikeit. Branr narrensch. 18, 30;
mir lieben vor all newe fünd. H. Sacus 2,2,48*;
lüstet dich nach einem fische,
Jen die Pleisze geben kan,
er sol bald stehn auf dem tische,
liebet dir ein feister hahn,
der im hof ist worden jung?
hier giebts solches viehs genung. FLEMING 424;
Air aber liebet nicht das unbefreite freien.
Locau 1,191;
ja, ja: nein, nein; sind complimenten, die Christus christen
fürgeschrieben: .
wann Christus nur in Frankreich käme, so würd ihm bald ein
andres lieben. 3,15,57;
;was sich lieben lassen: weil er im böse sachen lieben und
gefallen liesz. M. NEANDER vom sel, absterben Ss. 35.
ce) mit allgemeinem es, das, was: herre.. tüt mit mir was
auch liebet. STEINHÖWEL dec. 338, 3 Keller; darumb ist mein
gefallen, wo es euch liebet, ir thetens mir zu gefallen und
sagten newe historien. Bocc. 1580 1,10”; also hat es mir
zeliebt vom magneten zu schreiben. PARACELSUS 1590 7, 107;
noch stuonden bi einander die künege tohtre rich:
daz liebet an ze sehene manegen recken lobelich,
Nibel. 548,4;
si (die pfaffenweiber) sint als ein durcheler sac:...
ich enweiz waz den phaffen an in liubet.
altd. blätter 1,236, 746 ;
was ich hab uszerlesen,
das liept aim andern auch, Zimm,. chron. 4,328,19;
dorte liegen auch die kegel,
liebt dirs, nimm es an mit mir. FLEMING 426;
ohne das allgemeine subject; do nun die sonne in die höche
gestigen was und der künigin liebet, sich wider zu hausz
wercz füget. STEINHÖWEL 545, 13 Keller; man dem apt zu wissen
thet, wenn ihm liebet, er auch gehen möchte. Bocc. 1580 1,32";
es war auch darauf (auf ein grab) gehauen
zimlich gros, und zierlich schön,
das wem liebete zu schauen,
solches könte merklich sehn. Reinecke fuchs (1650) 51.
d) statt des persönlichen 'dalivs ein acc?
und im danz, werf sie herumb wie ein küschwanz (die mädchen),
das posteriora illis börzelen wie heszlichen villis.
alszdann, so oft dich liebet, dich schmützelen küssele jubet.
Garg. 162°,
mit anklang an das lat. lubet, worauf auch der reim hinweist,
Il. das neuere lieben.
lieben im heutigen sinn hat mit dem vorigen (1) von anfang
nicht die gleiche form, auch nicht die gleiche nähere abstammung
gemein, insofern es nicht direct auf das adj., sondern auf das
subst. liebe zurückzuführen scheint, wie das sinnverwante minnen
auf minne. in der allen sprache ist es ein ganz ungewöhnliches
wort, da für den begriff ahd. minnedn, minnön, mhıd. minnen
durchaus gebraucht wird: ahd. begegnet einmal in den Keronischen
glossen amavit minedd, dilexit liupöt (STEINMEYER U. SIEVERS
ahd, glossen 1,81, 1), auch mhd. nur vereinzelte beispiele (BEn.-
MÜLLER 1, 1016°). es entfaltet sich erst unter einwirkung davon,
dasz minnen, wie sein subst., im 15. jahrh. einen verfänglichen
sinn angenommen hat und sich darum für den ausdruck eines
edleren gefühls nicht mehr geeignet erweist. immerhin zunächst
als ein nur gewählter sprache eigenes wort, denn bei vermeidung
des älteren wortes umschreibt man amare gewöhnlich noch durch
lieb haben (sp. 906): amare liep haben Dier. 27‘; diligere lieb
haben, liefhain, nd. lef habben 182°; amo ich lieb han, amor
ich wird lieb gehebt gramm. d. 15. jh. bei SchM. 1,1414 Fromm.,
wie denn noch heute die mundarten sich gegen heben spröde ver-
halten und lieb haben, gern haben bevorzugen (vgl. z. b. fürs
bairische Scum. a. a. 0., fürs niederdeutsche brem. wb. 3,58). das
aufkommen der neuen bedeutung von lieben verdrängt die alte
(oben I) ziemlich schnell, so dasz schon die wörterbücher des 16. in.
sie vergessen haben, obwol für einzelne verbindungen beispiele noch
aus dem 17. jahrh. zu geben waren, in denen die anwendung
durch das heute noch gewöhnliche belieben gestützt wurde.
lieben in verschiedener anwendung, vol. dazu oben das subst.
liebe.
1) von der liebe gegen golt und die menschen, auch der liebe
goltes gegen seine geschöpfe, mit dem acc. der person: darumb
das der herr sein volk liebet. 2 chron. 2,11; der herr liebet
die gerechten. ps. 146, 8; welchen der herr liebet, den straft
er. spr. Sal. 3,12; ich hab dich je und je geliebet, darumb
hab ich dich zu mir gezogen, Jer. 31,3; das du den herrn
deinen gott fürchtest, das du in alle seinen wegen wandelst,
undliehest in. 5 Mos. 10.12: das ir den herrn ewrn gott liebet.
LIEBEN
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los. 22,5; wir wissen aber, das denen, die gott lichen, alle
ling zum besten dienen. Röm, 8,28; liebet ewre feinde. Matih,
3,44; das sie die jungen weiher leren züchtig sein, jre menner
‚jeben, kinder lieben. Tit. 2,4; das jr euch unternander liebet,
wie ich euch geliebet habe. Joh. 13,34; einanderen lieben,
zleichlig lieb haben, muluis animis amare MAALER 271°; ein
knecht, der gott nicht liebet, der liebet auch seinen herrn
aicht recht. ScHurrius 351; ich bin mit vielen groszen männern
jekandt gewesen, welche mich geehret und geliebt haben. 263;
es ist wahr, herr Just spricht für seinen herrn, und ein wenig
hitzig. aber daran thut er recht; ich schätze ihn um so viel
höher; ich liebe ihn darum, LEssInG 1, 513;
wer mich lieb hat, den lieb ouch ich,
Brant narrensch. 22,17;
las uns empfinden der liebe brunst,
das wir uns von herzen einander lieben.
LUTHER 8, 360;
die ihn liebte,
salbt ihn gar schön in Simons haus.
P. GERHARD 31,21 Gödeke;
nu, sie gieng hin, thäts denen kund,
die mit ihr Jesum liebten. 56,170;
hör an, ich habe viel vermögen,
und eine tochter nur, die lieb ich ungemein.
GELLERT 1,230;
wer dich nicht liebt, kömmt ins gericht. -
wer nicht dein wort hält, liebt dich nicht. 2,133;
den gott der liebe werd ich sehn,
ihn lieben, ewig ihn erhöhn. 229;
ja, mir ahnet schon,
wir werden uns wie herzensfreunde lieben.
ScHILLER braut von Messina v. 559;
sich selbst lieben; dieser mann liebt nur sich; wer sich
selbst liebt, den hassen viel. SCcHOTTEL 1115"; vgl. auch eigen-
ijebend, selbstliebend ;
gott ist die lieb, und will dasz ich
den nächsten liebe, gleich als mich, GELLERT 2,162;
ich weisz, dasz alle männer treulos sind,
nichts lieben können, als sich selbst.
ScHILLER Turandot 3,2;
im gegensatz zu hassen: jr habt gehört, das gesagt ist, du
;olt deinen nehesten lieben, und deinen feind hassen. Matth.
5,43; niemand kan zweien herrn dienen, entweder er wird
einen hassen, und «den andern lieben, oder wird einem an-
hangen, und den andern verachten, 6,24;
so jemand spricht: ich liebe gott!
und haszt doch seine brüder,
der treibt mit gottes wahrheit spott. GELLERT 2, 162.
2) von der liebe zu einer person des andern geschlechts, eben-
ulls mit persönlichem acc.” aber der könig Salomo liebete vie]
‚uslendischer weiber. 1 kön. 11,1; jren man lieben, das ge-
jinde vleiszig regieren, und sich selbs züchtiglich halten.
Tob. 10,13; jr menner, liebet ewre weiber. Eph. 5, 25; ich
hatte gerad sechs (jungfern), die mich Jiebten und ich sie
ainwiderum, doch hatte keine mein herz gar oder mich allein,
Simpl. 1, 323 Kurz; ja ich fühle.. dasz sie mich liebt! GörTHE
6,53; du liebst mich! rief er aus: Ottilie du liebst mich!
7, 136; ich liebte meinen gemahl und war geliebt. KLINGER
1,357; ich will nichts von ihrer schönheit sagen; genug,
Brankas liebte sie wie den ruhm, 2,10;
der ehleut (wolle gott) gnedig walten
die da got fürchtig sein,
sich lieben, und darneben
recht tihun. WACKERNAGEL Kirchen]. 4,926’;
ein jeder lobe seinen sinn,
ich liebe meine schäferin. Opıtz 2,191;
und vermeld ihm (dem neuen geliebten) auf dem platze:
dieser hat mich auch geliebt. GÜNTBER 277;
denn unsre weibchen kosten viel,
wenn sie uns lieben sollen. Uz 1,116;
frei von furcht, zu grosz zum neide,
lieb ich, ewig lieb ich sie! GörtTHsE 1,51;
ich liebe sie, sie liebet mich,
doch keines sagt: ich liebe dich. UHLAND ged. 24.
mit zusätzen der art und des grades: einen sehr, unaussprech-
ich, über alle maszen, glücklich, unglücklich lieben; wie
‚eneid ich dich dasz du mich so sehr und so viel ruhiger
ınd glücklicher lieben kannst. GörmE an frau v. Stein 3,57;
ch liebe dich herzlich und habe von dir geträumt. 196; dasz
ich... dir sagen kann, wie unendlich ich dich liebe. 194; ich
hin bei dir und liebe dich über alle worte. 197; ich liebe
lich mit lebhafter innig bleibender liebe. 162; deine liebe zu
mir ist grosz, aber du liebtest mich gewiss noch höher. wenn
KO