Full text: L. M. (6. Band)

963 LIEBHABER — LIEBHABERIN 
trinken zu sein; wer liebhaber von so etwas ist, kauft es 
gerne; der amimann, der von solchen auszerordentlichen 
fällen kein sonderlicher liebhaber war. GÖöTHE 18, 71; auch 
ohne nähere bestimmung: diese waare ist für den liebhaber, 
nicht für jedermann (sie hat nicht jedermann gern); der lieb- 
haber zahlt für dieses alte stück gewis einen hohen preis; 
wie man denn schon seit langen zeiten - 
läszt kaffee öffentlich bereiten, 
dasz für drei pfennig jedermann 
sich seinen magen verderben kann: 
so theilt man nun den leseschmaus 
liebhabern für sechs pfennig aus. GöTHE 13, 46. 
5) liebhaber, ebenfalls ohne nähere bezeichnung, in bezug au/ 
schöne künste und wissenschaften, ein verehrer und sich inter- 
sssierender , der nicht selbst ausübend oder sachverständiger im 
engen sinne des wortes ist (unterschieden von dilettant: das 
wort dilettante findet sich nicht in der ältern italiänischen 
sprache ... bei Jagemann allein findet sichs. nach ihm 
bedeutet es einen liebhaber der künste, der nicht allein 
betrachten und genieszen, sondern auch an ihrer ausübung 
theil nehmen will. GöTHE 44,264); in diesem sinne möge 
nun verzeihung dem büchlein gewährt sein! kenner ver- 
geben mit einsicht, liebhaber, weniger gestört durch solche 
mängel, nehmen das dargebotne unbefangen auf. 6,4; wenn 
die herausgeber, die freilich nur für vollendete kenner ein- 
tragen und arbeiten, auch auf laien und liebhaber ihr augen- 
merk gerichtet .. hätten. 234; der liebhaber und kenner zeigt 
dem künstler an, was er wünscht, und überläszt ihm dann 
die sorge das werk hervorzubringen. 18, 270; so bilden sich 
liebhaber und künstler wechselweise. 20,219; die Sulzersche 
theorie war angekündigt, mehr für den liebhaber als den 
künstler. 26,148; gegen musik und oper verhält sich der 
reisende als denkender künstler, gegen das theater überhaupt 
als einsichtsvoller kenner, und übrigens gegen künste und 
wissenschaften als theilnehmender liebhaber. 33, 128 ; was sind 
nicht überhaupt schon die wissenschaften theilnehmenden lieb- 
habern und unbefangenen gastfreunden schuldig geworden. 
58, 120. 
LIEBHABEREI, /. vorliebe für etwas, neigung in bezug auf 
andauernde beschäftigung mit einem gegenstande, einer kunst, 
wissenschaft u. ähnl. (vgl. liebhaber 4 u. 5): ihr habt aber wahr- 
scheinlich noch besondere liebhabereien. GÖöTHE 14, 84; darauf 
beruht bisher meine liebe zur natur, meine liebhaberei zur 
kunst. 16,210; ihre liebhaberei zum schauspiele. 18, 30; die 
liebhaberei zu bunten farben. 28,269; dasz er nur für eine 
gewisse art von kunstwerken eine entschiedne liehhaberei 
habe. 38,60; er hatte eine liebhaberei zu solchen kunst- 
werken gewonnen. 74; beschäftigungen, neigungen, liebhabe- 
reien, steckenpferde, alles probiren wir durch. 48,10; von 
dem höllenfeuer loszukommen, das der kanzler aus lieb- 
haberei an teufeleien anschüre. ARNnımM nov. 3, 9; aus unfrucht- 
barer historischer liebhaberei an einer für uns abgestorbenen 
vergangenheit. Savıcnv kl. schr. 4,197; ein mädchen, das rosen 
und andere blumen herumtrug, bot ihm ihren korb dar, und 
er kaufte sich einen schönen strausz, den er mit liebhaberei 
anders band. GörHE 18, 141 (mit dem geschmacke, den ein lieb- 
haber von blumen für das ordnen eines strauszes fordert). 
LIEBHABERFACH, n. nach liebhaber 3: 
ich war ein könig der bretter, 
und spielte das liebhaberfach. H. HEıwne 15, 36. 
LIEBHABERIN, f. amalrix. voc. v. 1482 bei LEXER 1,1912; 
zıach liebhaber 2; eczliche brachten yre liebhaberinne, yre 
bulen. altd. blätter 1,151; o jhr unbarmherzigen götter, jr habt 
mich beraubet meiner lieblichen küsz und freundlichen umb- 
fahung meiner liebhaberin. b. d. liebe 185‘; es hätten meines 
liebsten eltern erfahren, dasz ihr herr sohn eine liebhabern 
heimlich enthielte. Simpl. 3,66 Kurz; ich fühle, dasz meine 
liebe zu dir nicht eigennützig ist, nicht die leidenschaft einer 
liebhaberin, die alles dahingäbe, den erflehten gegenstand zu 
besitzen. GÖTHE 10,187; Charlotte war eine von den frauen, 
die von natur mäszig, im ehestande, ohne vorsatz und an- 
strengung, die art und weise der liebhaberinnen fortführen. 
17. 130: 
ich wil gen eilent in den garten, 
heimlich meinr liebhaberin warten, 
der mein herz inbrünstig begert 
für all ding in himel und erdt. H. Sacus 4,2,9°; 
nach liebhaber 3: doch übernahm gewöhnlich Laertes die 
liebhaber, die beiden jungen frauenzimmer theilten sich in 
die naiven und zäritlichen liehhaherinnen. 18. 249: nach lieh- 
LIEBHABERKOMÖDIE — LIEBKIND 964 
1aber 4: di liebheberinne der demutikeit und di uberinne der 
ıarmherzikeit, di liebe sente Elyzabeth. Köpız 36,9. 
LIEBHABERKOMÖDIE , ff. komödie, die von bloszen lieb- 
1abern (oben 5), nicht fachleuten gespielt wird: französische 
jebhaber-komödie zur bildung der sprache in vornehmen 
häusern. GÖTHE 44, 281. 
LIEBHABERROLLE, f. nach liebhaber 3: Wilhelm, den 
Melina vergebens zu einer liebhaberrolle zu bereden suchte. 
GÖTHE 18, 249. 
LIEBHABERSCHAUSPIEL, n. wie liebhaberkomödie : höchst 
'erderblicher gebrauch der lebhaberschauspiele zur bildung 
ler kinder, wo es ganz zur fratze wird. GÖTHE 44, 294. 
LIEBHABERTHEATER, n. theater das von bloszen liebhabern 
oben 3), nicht eigentlichen fachleuten gespielt wird, 
. LIEBHABUNG, /f. adamatio, amatio, dilectio. voc. inc. theut. 
n4’; und hat das buch genant von der kunst der lieb- 
habung, da lert er wie man die frauen sol betriegen und 
vescheiszen mit list. KEISERSRERG brösaml. 1, 33°. 
LIEBHAFT, adj. und adv. amatorius: (was) liebhafte ge- 
lanken erweckt und das kalte herz in lieb erhitziget. F1ScHART 
'‘hz. 526; ein mann von 36 jahren, mittelmäsziger ansehliger 
itatur, brauner haar und barths, frischer augen, liebhafter 
‚eberden, und lebhafter dexterität. Phil. Lugd. 3,16; ist dem 
ichlimmen vocativo (dem verlorenen sohne) sein aigener vatter 
zanz liebhaft umb den halsz gefallen, dem sonst ein strick 
ım halsz gebühret. Asr. A S. CLara in Wackernagels lesebuch 
3, 1, 912. 
LIEBHALTEN, verb., zusammenrückung von lieb halten 
;p. 906 unten: ist derwegen er... fürnemlich seines Diogeni- 
schen kurzweiligen lebens und schreibens halben bei hohen 
euten liebgehalten worden. Garg. 8. 
LIEBHEIT, f. das lieb- oder angenehm sein: carilas hiebhait 
Yıer. nov. gloss. TT". 
LIEBHERZEN, verb., nach liebkosen gebildet: 
der hatt ein armes mädel jung 
gar oft in arm genommen, 
und liebgekost und liehgeherzt. GöTHE 1,181. 
LIEBHERZIG, adj. und adv. 
ach, bei so schrecklichem schmerzgefühl 
sank ihm der entathmete busen, 
und er verzweifelte! — nein, die kraft 
der ewigen hand von oben, 
in lüfte leichter athembar, 
liehherzig trug ihn hinüher, GörTHE 3,215. 
LIEBHOLD, adj.” wann ich eine mannsperson wäre, wollte 
ch mich lieber mit einer liebholden brunetten als mit einer 
pipichten weiszetten verheiraten. hebamme 148; 
und Paris, der liebholden Helena 
vermählter, that die blanke rüstung an. BöRGER 154? 
LIEBHOLDIN, f. grazie ? 
der liebholdinnen majestät 
in deinen liebesaugen steht, 
NzuMARK lustwäldchen s. 66, 
LIEBHÖLLE, f.: im spielverzeichnis Garg. 165“ no. 88 der 
iebhell (spielen). 
LIEBIG , m. loxia pyrrhula, der dompfaff, rotfink. NEMNIicH 
455. 
LIEBKALLEN, verb. liebes reden oder plaudern, einem durch 
‚eden zu lieb sein, schmeicheln (vergl. kallen fheil 5, sp. 69): 
‚eletzste hab ich mir geboten in allen dingen liebkallen. 
Terentius deutsch 1499 44° (postremo imperavi egomet mihi omnia 
‚dsentari. Eunuch 2,2,20); wann so du din gemüt gesetzt 
aast, dem liebzekallen, so meine ich, du möchtest die spyse 
ıs dem füwer langen. 61° (nam qui huic animum adsentari in- 
luxeris, € flamma petere te cibum posse arbitror. Eunuch 3,2,37); 
also verlieren oft die frommen ihr gut durch schmeichelwort 
and liebkallen der bösen. StEInHöwEL Äsop (1569) 30°. 
LIEBKALLER, m. liebredner, schmeichler: von alter her 
werdent die schmaicher und liebkaller bas gehalten und er- 
licher belonet dann die frumen und warhaften. STEINHÖWEL 
(1487) 38°; und darumb das wir den schmeichern und den 
‚jebkallern nicht ufflosen, sondern sie vermeiden, Ssetzet 
£sopus diese fabel. (1555) 30°; welche den schmeichern und 
liebkallern gern jre wort ufflosen. 32°; darumb warnet dise 
fabel meniglichen vor den schmeichern und liebkallern. 32. 
LIEBKIND, n. jungfernkind, ante nuptias genilus. FrıscH 
1,613. im dim. liebkindlein: mit welchen meszspindeln doch 
unser meszpienen schön chorhemdlin jren köchin und lieb- 
rindlein spinnen. FıscHART bienk, 84°; und in niederdeutscher
	        
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