Full text: L. M. (6. Band)

975 LIEBLINGSORT — LIEBLOS 
LIEBLINGSORT, m.- 
ich träume mir bei jedem lieblingsorte : 
hier hat die freundin einst wie du gefühlt! 
KÖRNER werke 4, 270. 
LIEBLINGSPFERD, n.- die fürstin eilte, das lieblingspferd 
zu besteigen. GÖTHE 15,307. 
LIEBLINGSPLATZ, m.? 
ihr, die als lieblingsplätze 
euch ausgesucht die steilsten bergesgipfel. H. HEINE 15,296; 
dim. lieblingsplätzchen: in dem verfallenen cabinetchen, das 
sein lieblingsplätzchen war. GÖTHE 16, 7. 
LIEBLINGSROLLE, /.: Garricks lieblingsrolle. Sturz 1,23; 
‘hre freundin hat ihre lieblingsrolle, Dido, gespielt. 87. 
LIEBLINGSSITZ, m. : ; 
beflügle fürder unsre wehr 
mit deinem rächerblitz, 
und donnre dieser mörder heer 
aus deinem lieblingssitz! HörLty 184 Halm 
(siegeslied bei eroberung des heil. grabes) 
LIEBLINGSSTELLE, f.: 
nie soll, so lang ich bin, auf meinen lieblingsstellen 
die axt der ulmen eine fällen. BÜRGER 109’; 
schauet den apfelbaum an in zuerst vollblühender schönheit 
ihn, den er selber gepflanzt an der lieblingsstelle des gartens. 
Voss Luise 3, 1, 266. 
LIEBLINGSSTOFF, m.,: dasz Rahel und der prinz schon 
der lieblingsstoff aller klätscher bei hofe und in der stadt 
sind. KRETSCHMANN fam. KEichenkron 58, 
LIEBLINGSTHEMA, n.: der magister kam auf sein lieb- 
ingsthema. ARNnıM n0v. 3, 205, 
LIEBLINGSTRACHT, f.: 
die lieblingstracht der Pompadour, GoTTER 3, 239. 
LIEBLINGSTRANK, m.: die baronin klagte, dasz sie den 
ihee ohne ihn getrunken, und er scherzte über ihre unge- 
duld, die den lieblingstrank nicht erwarten konnte. FREYTAG 
soll u. haben 1,548. 
LIEBLINGSTRAUM, m.: ob es gleich nur ein trauriger 
dienst ist, wenn man uns aus einem lieblingstraume auf- 
schüttelt. GöTHE 20, 82. 
LIEBLINGSTUGEND, /.: viele ...ergeben sich einer ge- 
wissen temperaments- oder lieblingstugend auf unkosten aller 
übrigen. WIELAND 8, 115, 
LIEBLINGSUNTERHALTUNG, /.: wenn es (die schauspieler) 
Franzosen wären, sagte er zu seiner gemahlin, könnten wir 
dem prinzen eine unerwartete freude machen, und ihm hei 
uns seine lieblingsunterhaltung verschaffen. GöTHE 18, 238. 
LIEBLINGSVERGNÜGEN, n.; das ist nun zwar ein lieb- 
'ingsvergnügen für mich. ALBERTINE GRÜN in Mercks briefs. 2,251. 
LIEBLINGSWUNSCH, m. 7 
es giebt auch lieblingswünsche, prinz, wobei 
man das gewissen nicht zum richter nimmt. 
SCHILLER dom Curlos (ursprüngl. bearbeitung) 1,1. 
LIEBLOS, adj. und adv. ohne liebe (mhd. liebelös LEXER 
L, 1908). 
1) keine liebe habend oder in sich schlieszend: die welt ist 
in jrem got lieblosz, und kan nicht dan sich selbs lieben. 
3. FranK spr. 2,26°; 
die liebloase eh bringt frühe reue. 
KOTzZEBUE dram. sp. 1, 292. 
2) keine liebe bewährend, ohne rücksicht oder barmherzigkeil 
verfahrend : lieblos, amoris expers, immisericors FRISCH 1, 613°; 
mangelt was, so darf man nicht erst zu der lieblosen welt 
laufen. ETTNER gewissenh. medicus (anhang zum unwürd, doct.) 
s.92; die mängel erkennt nur der lieblose; deszhalb, um sie 
einzusehen, musz man auch lieblos werden, aber nicht mehr 
als hiezu nöthig ist. GörHe 49, 36; lieblose anmerkungen, die 
er über schriften und gedichte dieses und jenes mit witz und 
Jaune vorzubringen wuszte. 25,131; wenn unsere gäste nicht 
immer liebevoll mit den gemählden verfuhren, so will ich 
nicht läugnen, dasz wir dafür mit den beschauern ziemlich 
lieblos umgingen. 38, 125; jeder mensch hat augenblicke, wo 
ihm das leben recht freundlich begegnet, lichtmomente in 
dem lieblosen zwielichte seines schicksals, wo er hinaus- 
sehen kann in die frohere zukunft. Körner werke 4,297; 
ich bin nicht bös geboren; doch erst jetzt 
erstaun ich, wie ich lieblos ihn gemartert. GöTHE 10,298; 
sich von den menschen fern zu halten, 
verarg ich keinem menschenkind; 
sie möchten uns die seele spalten, 
so lieblos wie die meisten sind. DLATEN 28. 
val. liebelos 
LIEBLOSIGKEIT — LIEBREIZ 976 
LIEBLOSIGKEIT, f.: mit lieblosigkeit gegen einen armen 
nann verfahren; über Byrons gottlosigkeit, lieblosigkeit, trost- 
osigkeit, und der himmel weisz was noch mehr, zu eifern. 
1. HEINE 1, 84, 
LIEBMÄCHTIG , adj. die libmächtige Venus, FIıscHART 
»hz. 413. 
LIEBMAL, n®. liebeszeichen ? 
umbfah sie, doch nicht seuberlich, 
küsz an ein backen, das es schmatzt, 
das heiszt das liebmal angesatzt. 
grobian. (1568) G3* (b. 1, cap. 5). 
LIEBNIS, f. 1) zustand des liebens oder der neigung, gunst: 
;hrlich geschenke bringen liebnusz und machen guten willen. 
MaTHEs. hochzeitpred. K3°; wo ihr dem könig Eumenes sonst 
kein ehr oder liebnisz erzeigen könnet, ihr übergebet ihm 
denn die freien stätt zu seiner dienstbarkeit. Rıner Liv. 589. 
2) gunstgeschenk: und uns darumb ein lipnus und gelt- 
geschenk gethan. HALTAUS 1267 (von 1489); seine amtspflicht 
um keiner sach willen weder gab, geschenk oder liebnisz 
nicht unterlassen. Schm. 1,1415 Fromm. (wirzb. verordn. v. 1636). 
LIEBREDE, f. schmeichelei: das eur lieber son Wolf seliger, 
on rum und liebred zu schreiben,.. mit vilen groszen ade- 
lichen, sonderlichen tugenten .. gezirt gewest. SPALATINDS bei 
HALTAUS 1267. 
LIEBREDEN, verb. angenehmes reden, schmeicheln (vgl. lieb- 
kosen 2, sp. 965): lieb kosen oder reden, adulari. voc. inc, theut. 
n1‘; liebreden zertrennt feindschaft und ist der freundschaft 
anfang. der alten weisen exempel (1565) 1"; einem bawren musz 
man nicht liebreden, dan je besser man sie tractirt, je stolzer 
sie werden. LEHMANN 1,605; in der form liebereden: 
des gleichen die orden des bettelstabs 
hancheln schmeicheln und liebereden dem bapst. 
SCHADE Sat. U. PasquU. 1, 5,164. 
LIEBREDER, m. schmeichler : lieb koser adulalor, vulg. lieb 
eder. voc. inc, theut. n 1°. 
LIEBREICH , adj. und adv. 1) reich an angenehmem , an- 
nutsreich: von denen leuten, die unterm antlitz bleichrot und 
also keine liebreiche lebhafte gestalt erzeigen, pflegte zu 
'agen, sie sehen ausz wie buxbaum. anm. weiszh. lustg. 656; er 
Lucas Cranach) ist sonderbar sauber und liebreich im mahlen 
and reiszen gewesen. SANDRART academie (1675) 2, 231 ; die lieb- 
“eiche harmonie der musik, BurscHky Palm. s. 397; frage man 
iur das liebreiche frauenzimmer. unwürd. doctor s. 435. 
2) reich an liebe, einen hohen grad von wolwollen zeigend: 
»bgenannte beide männer hatten auf eine liebreiche weise 
"on mir kenntnis genommen. GÖTHE 26,49; er aber machte 
‚eine liebreiche vaterschaft auf das beste gelten. das kind 
virklich war am freundlichsten mit ihm. 28, 189; er erwartet 
len tod mit heitern, liebreichen augen. 39,19; er.. bezeigte 
ich gegen alle anwesende gütig und heinahe liehreich, RumoHR 
100. 1,65; 
ich aber danke dir, 
allmächtger arzt, lieb-reicher gott, dafür. BRrRockEs 1,506; 
mensch! mache dich verdient um andrer wohlergehen; 
denn was ist göttlicher, als wenn du liebreich bist! 
GELLERT 1,103; 
such deine lust in stillern freuden; 
sei gütig, liebreich und bescheiden. 279; 
;jje bedrohte mich, obgleich noch immer liebreich genug, mit 
groszer gefahr. GüTHE 23, 96; wenn es der wille der himm- 
ischen ist, die seit einiger zeit gewaltsam liebreich über mich 
zebieten. an frau v. Stein 3, 280; suchte ihn um so liebreicher 
zu trösten, je lieber ich die geschichte vergessen hätte. ARNıM 
tronenw. 1, 120; 
ein harter general wird nicht so liebreich sprechen. 
GELLERT 1,128; 
nachdem sie neidscher freunde list 
und strenger ältern zorn liebreich besänftigt hatten. 188; 
ronisch:? ein gewisser S.Croxal, um seinen eignen geburthen 
»latz zu schaffen, bekam den liebreichen einfall, die fabeln 
les Lestrange, weil er sie nicht so grade zu für elend aus- 
zeben wollte, als gefährlich zu verschreien. LESSING 5, 76. 
LIEBREIZ, m. 1) reiz zur liebe: (die preuszischen soldaten 
waren) lauter schöne, wohl qualificirte, galant mundirte leute, 
lie aller augen mit verwunderung an sich zogen und bei un- 
zeren schlesischen frauenzimmern starken liebreiz erweckten. 
GRÜNHAGEN Friedr. d. gr. und die Breslauer 1740 u. 1741 S. 85 
‘gleichzeitige aufzeichnungen). 
2) liebe hervorbringender reiz, anmub: liebreiz, delicium, allec- 
l'atio, illecebrae Steinach 2,256; namentlich am weiblichen ge- 
schlecht: dieses auce. voll liehreiz und bescheidenheit! (der
	        
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