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LIEDERLICH
hewegen, schickten ihnen drei hauptmänner. AvENTIN. 89; SO
seindt die vier gebrüder manliche ritter, das sie nit lieder-
lich zu überwinden seindt. Aimon bog. f; dan eim gewapneten
man ist nit liederlich zu widersagen. g; ainigkait behilfet
sich liederlich, so dem zwitracht die welt zü eng ist. MAYR
sprüchwörter (Augsb. 1567) D8”; ain weiser gedultiger mensch,
laszt sich nit liederlich bewegen. B2°; sie (die Astomi) sterben
ganz Hederlich, auch durch den geruch, der etwas zu stark
oder unlieblich ist (graviore paulo odore haud difficulter exani-
mari). Plinius von HEYDEN 22; in dem kriege mit dem könige
Pyrrho ist man innen worden, wie man den elephanten jre
rüssel gar liederlich könne abhauen. 90; also namen sie
(die geister dämones) die heüser eins nach dem andern ein,
schleichtend auch liederlich in der menschen cörpel (faci-
leque insinuabant se corporibus hominum). Polydor. Vergil. von
ALPINUS (1537) 1°; der zäuberin augen aber sind voll teuf-
lisches giftes, welche die jungen kinder mit ihrem greulichen
anblick liederlich beleidigen ...zuvor an nemen die augen
durchs gesicht das gift liederlich an. Nıcrınus von zauberern
(1592) 78; denen die schande, das sie so liederlich über-
wunden und in die flucht geschlagen waren, zu gemüte gieng.
Schütz Preuszen 66; einmal ich gedachte, mich nicht mehr
von jederman so voppen zu lassen,...und solte ich gleich
leib und leben darüber verlieren. das setzte ich folgender
gestalt sehr liederlich ins werk. Simpl. 1,206 Kurz;
liederlich die ding weren hin ze legen,
dasz man es nit mer höret auf erden.
SCHADE Sal. u, PuSsqu. 2,180, 154 ;
deszgleichen merkt man liederlich,
wie dich gebrauchest deiner schlich.
FıscHART dicht. 1,35, 1241 Kurz;
drumb lob ich dich, mein don Loyol,
Jasz du dich nicht auf dieses mol
ıbweisen läszt so liederlich. 77, 2919;
denn er gut kundschaft mit jm hett
und jm nicht liederlich was thet. 216,3306;
item es lest der teufel sich
von münchen fangen liederlich
nur mit eim schlechten duch und stol. 231, 3906;
und dir getrawen sicherlich,
das du uns werdest liederlich
von solchem schlaf erwecken. B, RıncwaLD ev. Ff;
wenn jr pein nit ubrig schwer
und liederlich zu dulden wer. fr. Eck, K5*;
denn alte hunde lassen sich
nicht bendig machen liederlich.
Haynzcciıus Hansoframea (1562) act 2,1;
oft tritt die zeitliche bedeutung bald, schnell, die hier stets ein-
spielt , besonders deutlich hervor: so were es auch nicht gut
noch zu raten, das die sach in unser hand stünde, denn
wir künden und würden sie liederlich verderben. LUTHER
5, 7°; und fand der soldan liederlich sein herren an seinem
eignen knecht. FrankK weltb. 190°; mit sehr kleinen weiszen
blümlein, die pflegt man mit den gipfeln abzupfetzen, sonst
dörret der stock gar liederlich. Bock krduterb. 26 ; herrn haben
mehr glück, als dasz sie so liederlich von disen pillulen
(büchsenkugeln) sterben. Garg. 233°; es geschicht gar liderlich
und bald, dasz ein pferd verbuegt. SEUTER TOSSGarzN. 334;
wasser so schnell grosz wird, felt liederlich wieder. SCHOTTEL
41°; gott liesz dis auch also geschehen
und wie er gebeten‘ ergehen (erfüllte des esels bille,
bald einen andern herrn zu bekommen),
der ziegelstreicher both jhn feil,
das er eim gerber ward zu theil,
liedterlich um den halben werth,
wie ein alt abgetrieben pferd. froschmdus. Ji 1” (2,4,4).
auch die örlliche bedeutung leicht, lose erscheint: drauf mag er
das weib von ihrer nachgeburt, die allemal bei solchen be-
gebenheiten gar liederlich anhanget, entbinden. MAURICEAU
deutsch (1687) 189.
4) der begriff des sorglosen, leichtsinnigen schlägt um in den
des sorglosen , achtllosen, nachlässigen ? liederlich und hinlässig
machen also dasz er keines dings mer achtet, negligenter
facere. MAALER 272°; liederlich und hinlässigklich handeln,
lente agere, liederlich und hinlässigklich lernen, attingere leviter
studia, ein ding liederlich schaffen und hinlässigklich, dissolute
rem aliquam conficere. ebenda; (solduten) sein 6 tage allhier ge-
standen, welche verzehrt nur liederlich gerechnt 360 fl. Lıscn
jahrbücher 17,231; hat unsz diese einquartirung ein groszes
gekostet, setzen nur liederlich dafür 600 fl. 233 (jetzt durch die
formel schlecht gerechnet erseizl); er thüt liederlich gegen
den gotes geboten. KrisersreErRG siben scheiden 16°: und gieng
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nir also schr übel, dasz mir also in der kurzen zeit so viel
ırosze anschläg zuruck schlugen, und durch liederliche heil-
ose leuth verwahrloset worden. Görtz v. BErRL. 173; dasz mir
zrosze treffentliche anschläg durch liederliche fahrlässige leuth
verhindert und verwahrloszt worden. 181; liederliche trachten,
nodi vestium leves et incommodi STIELER 2307; und so noch in
ler modernen sprache: liederliche arbeit machen ; ein lieder-
icher arbeiter; mit einer sache liederlich umgehen; sich
jederlich anziehen; eine liederliche kleidung; ein liederlicher
'erlumpter ker] (bezüglich seines äuszern, verschieden von no. 6
unten); diesen zahnschmerzen ... müssen sie es auch zu-
ichreiben, wenn ich ihnen dasmal ein wenig sehr lüderlich
ınd verwirrt schreibe. LEssınG 12,349 (wegen der schreibung
üderlich s. nachher no. 6); ich will mich ein wenig anziehen.
ler vetter kommt, und ich sehe gar zu liederlich aus. GÖTHE
*. 195.
5) liederlich heiszt sodann schlecht, böse, schlimm ;
a) in bezug auf gesinnung , thaten , zustände, leiden: er ist
nes liederlichen und schmächlichen tods umbkommen, ignobili
ılque inhonesta morte occubuit, MAALER 273°; ‘es ist vielleicht
auch ein liederlicher beichtvater’. es ist ein frummer heiliger
‚ater von der observanz. SCHADE sal. u. pasqu. 3,276, 21; ich
war nur mit der gestalt ein mensch, und mit dem namen
an christen kind, im übrigen aber nur eine bestia! aber der
ıllerhöchste sahe meine unschuld mit barmherzigen augen
ın, und wolte mich beides zu seiner und meiner erkannt-
ıusz bringen. und wiewol er tausenderlei wege hierzu hatte,
volte er sich doch olın zweifel nur desjenigen bedienen, in
yelchem mein knän und meuder, andern zum exempel, wegen
hrer liederlichen auferziehung gestraft würden. Simpl. 1,20
Kurz; ‘ein iedweder für sich, und gott für uns alle’ ist zwar
ine gemeine, aber sehr leichtsinnige, ja gottlose rede: das
wir für uns alleine sein solten, ist liderlich: es sol ein
‚dweder für sich selbst, und auch ein idweder für seinen
nächsten sein. Burscyky Palm. 214; dise sachen nicht 1lieaer-
licher weise zu vertuschen. Felsenburg 1, vorrede; sprichwort.
allzu gut ist liederlich (wo lederlich in gegensatz zu gut ge-
hracht ist);
also bemühet bin ich auch gewesen,
eh ich, treulose, deiner gunst genesen;
aber nun find ich vor die liebesfreuden
liederlichs neiden. XNEUMARK (ustwäldchen SO;
als adverb übel, schlimm, nichtswürdig: euch bergkleuten , die
ihr oft mit ewern bergkfrawen ehen liederlich seit. MATHEs.
Sar. 24° ; er hörte dasz einer so ltederlich zu jeder redt sein
;eel und seeligkeit so hoch dem teüfel verpfändt. ZINKGREF
apophth. 2,102; dieser ist von einem schlechten kerl lieder-
lich erstochen worden. pers. reisebeschr. 1,4; ich hab dir vor
liesem gezeiget.. wie oft mancher, sonst dapfer held, umb
ler liebe willen Hliederlich sein leben lassen müsse. PHıLANDER
2 (1665), 274; sie fragten mich, wie mein handel stünde? ich
ıntwortete: liederlich genug! Simpl, 1,134 Kurz; ach hätte
ich die cronen und die ducaten wieder, die ich in Frankreich
und Italien vor unnutze comödien gegeben, oder die ich in
den vornehmen compagnien liederlich verthan habe! CHR.
WEISE erzn. 38; er fragte ., warum er die ganze schreibart so
liederlich verderbet hätte, 66; grieff dieser mit allen fünfen
n den salat, und machte sonst abscheuliche gaukelpossen . .
ja merkten die andern, dasz der kerl ein gereister monsieur
wär, und dasz er eben deszwegen so liederlich gethan, dasz
nan ihm die französische reise ansehen solte. 103; man habe
sie aufgeopfert, schrien sie, liederlich hahe man sie ver-
assen. SCHILLER 850"; ;
warum soll ich mein herz mit grämen täglich fressen,
und dasz ich menschlich sei, so liederlich vergessen?
NEUMARK lustwäldchen 34,
b) in den mundarten auch vom körperlichen übelbefinden? so
hairisch und fränkisch Yiederlich schlecht, kraftlos, kränkeind,
übelauf Scrhwm, 1,1443 Fromm. ; in Kärnten lüederla’ schlecht aus-
sehend , krank LEXER 182°; schwäb. lüderlich schwach, krank
SchmiD 364; alemannisch liederlig, kraftlos, kränkelnd, übelauf.
TOBLER 299°
6) liederlich endlich ausschweifend, einem unordentlichen, von
jenuszsucht, namentlich geschlechtlicher, beherschten leben ergeben ;
ne bedeutung, die in der alten sprache noch selten hervortrilt
“Jichtvertig lüt und liederlich frowen LExeErR mhd. handwb.
5 1904), sich aber langsam verbreitet und seit dem vorigen jahrh.
lie vorherschende geworden ist. hier selzt die umdeutung lüder-
ich ein. als ob das wort von Inder (im Iluder leben lustris