1011
LIEGEN
den büchern; welche tag und nacht über den büchern liegen
und allzu emsig studiren. HorscHT v. d. geheimnissen der natur
(1572) 1, J2’.
c) einem in den ohren liegen, anhaltend etwas zu gehör
bringen, namentlich bitten, früher nicht immer mit tadelnder be-
ziehung? denn wer von gott was haben will, der musz im in
ohren ligen und mit beten anhalten. MaTEEs. Sar. 36°; obschon
sie, wie in neuerer zeit durchaus, vorkommt: ich will schweigen
des, das sie (die frau) im stetigs in den oren ligt, jetzund
sol er ir das geben, nun jenes, das nimpt kein ende. Keı-
SERSBERG pred. 75°; sie liegen mir stets in den ohren, semper
instant precibus STEINBACH 2,157; er lag mir unaufhörlich in
den ohren, und ich bekenne nochmals, dasz ich seinen zu-
raunungen nicht immer so viel entgegen zu setzen wuszte,
als ich gewünscht hätte. LEssine 10, 229; liegen sie nicht alle
dem fürsten in den ohren? LENnz 1,162;
um Vastolas gelüste zu vergnügen,
müszt einer, denkt er, tag und nacht
den feen in den ohren liegen. WIELAND 18, 179,
ähnlich gedacht ist einem in den augen liegen, anhaltend an-
sehen: wenn aber junge leute einem in den augen liegen,
verwenden keine augen vor einem, und reden unerschrocken
und muthig. MaTnes, Syrach 2, 52°.
10) liegen mit sächlichem subject; zunächst von irgend welcher
irtlichkeit, indem man ihren grundplan und ihr verhältnis zur
umyebung meint, vol. dazu lage 2, sp. 58 fg.
a) die stadt liegt in der ebene; die burg liegt auf dem
felsen; diese insel liegt in der Nordsee; du berümbte stad
die du am meer lagst. Hes. 26,17; aber die in dem flecken
verlieszen sich darauf, das er so hoch lag. 2% Macc. 10, 34;
es mag die stad, die auf einem berge ligt, nicht verborgen
sein. Malth. 5, 14; von denen, die velder in dem gericht oder
hof zu Niederkerich liegen haben. weisth. 2,277 (Obermosel,
von 1554); unter dem gebürg, darauf die see (der Mummelsee
ist gemeint) lige. Simpl. 2,49 Kurz; das schlosz zu zeichnen,
das am wasser liegt. Güörne 27,43; (meine seefahrt) endete
glücklich, nachdem die herrlichkeit des wasserspiegels und jdes
daran liegenden Brescianischen ufers mich recht im herzen
erquickt hatte. da, wo an der abendseite das gebirge auf-
hört steil zu sein und die landschaft flächer nach dem see
fällt, liegen in einer reihe, in einer länge von ungefähr andert-
halb stunden, Garignano, Bojaco, Cecina, Toscolan, Maderno,
Verdom, Salö. 51; man sieht Castro Giovanni..es liegt am
felsabhang gegen norden. 28,181; sprichwörllich: Biedermanns
erb liegt in allen landen. LEssine 11,682; auch von völkern,
indem aber ihre wohnsitze verstanden werden: er nennt auch
unter den völkern, die zwischen der Elbe und dem meere
liegen, die Hermundurer und Langbärther. MicräLiUus alt.
Pommern 1,11;
se vern in jennem Frankrike
dar licht ein möle stolt. UHLAND volksl. 77;
zum brunnen hab ich zilet
dört niden vor dem halz,
der leit bei einem holen stein. 191;
gar weit von hinn, ain kirchen leit,
as man da bitt, dasselb got geit.
SCHWARZENBERG 132°;
die (höhle) lag in einem berg, gar weit und mächtig grosz.
D. v. D. WERDER Ariost 11,9,7;
vor mir liegts (das meer) in weiter leere.
ScHiLLER der pilyrim;
sie sahen
angelangt sich auf des berges gipfel:
unter ihnen lag die weite landschaft
segenreich und unabsehlich lieblich. PLATEN 323;
gegen mittag sol ligen das gezelt und panir Ruben. 4 Mos,
2,10; und die stad ligt vierecket. offenb. 21, 16;
o ihr gräber der todten! ihr gräber meiner entschlafnen!
warum liegt ihr zerstreut?
warum lieget ihr nicht in blühenden thalen beisammen?
ader in hainen vereint? KLOPSTOCK 1,30.
die grenze zwischen Frankreich und Spanien liegt in den
Pyrenäen; übertragen; wo die‘ gränze zwischen dem wahren
und falschen liege. Möser patr. phant. 2,299.
b) eine stadt liegt rechts, links von uns; gehet hin in den
markt, der gegen euch ligt. Luc. 19, 30; nur wollte Arist nicht,
dasz sie (die spinnstube) eingangs zur linken liegen sollte.
MöseEr palr. phant. 1,57; bei wegbeschreibungen etwas rechts,
links liegen lassen; es wird ein einzelnes haus kommen, das
laszt ihr links liegen und wendet euch auf den weg rechts:
LIEGEN 1012
is er ans wasser ..kam, wo sich der pfad nach den neuen
ınlagen in zwei arme theilte. den einen, der über den kirch-
1of ziemlich gerade nach der felswand hinging, liesz er liegen
um den andern einzuschlagen, der sich links etwas weiter
durch anmuthiges gebüsch sachte aufwand. GÖTHE 17, 4; über-
ragen in heutiger alltäglicher rede einen oder etwas links liegen
lassen, sich von ihm wenden, nicht um ihn oder es kümmern.
c) liegen, in bezug auf eine örtlichkeit, aber mit beisätzen des
zuslandes und der beschaffenheit, so dasz nun weniger die lage,
als das befinden hervortritt* das land ligt kleglich und jemer-
lich. Jes. 33, 9; Juda ligt jemerlich. Jer. 14, 2; die ganze welt
jigt im argen (0 xö0405 Öl0s &v TO NOVNO® KEITAL). 1 Joh,
5,19; wie friedlich liegt die gegend!;
er (der garten) leit so wol verschlossen,
er Jeit in güter hüt. UHLAND volksl, 104;
und das meer lag still und eben,
einem reinen spiegel gleich.
ScHıLLER Hero u. Leander;
da liegt die arme stadt! ein friedenstraum
schwebt noch wehmüthig über ihren dächern,
KöRrRnER Zriny 3,8;
da sank die sonne, graue schleier fielen,
die bilder fliehn, die erde liegt im schatten.
UHLAND ged. 142;
das erdreich ist röthlich, sehr thonig, vieles lag unbestellt,
auf dem bestellten die früchte ziemlich gut. GÖTHE 28, 180;
ja wählet den entferntsten (garlien) aus, den ihr
m ganzen jahren nicht besuchen geht,
und der vielleicht jetzt ohne sorge liegt. 9,235;
Jasz.. alle hypotheken von dem richter, worunter die güter
jegen, bestätiget werden. Möser patr. phant, 4, 259.
d) auch von körpertheilen : die stirne liegt ihm sehr zurück;
lie augen lagen tief in ihren höhlen; dem die augen etwas
aus dem kopf liegen, qui oculos habet eminentes, dem sie tief
im kopf liegen, qui depressos habet oculos, profundius in fronte
jacenles. Frisch 1, 614°. +
11) liegen, dann auch von anderem, dem man bildlich einen
rt, eine lage, und mit dieser zusammenhängende beschaffenheit
gibt; ebenfalls mehrfach, mit ursprünalich auf den ort weisenden
beisätzen.
a) etwas liegt auf der hand (vergl. theil 4?, 328), am tage,
ıu tage; es ligt am tag, liquet, res apparet, est in confesso.
‘dAALER 273°; lange konnte ich jedoch den eigentlichen unter-
scheidungsgrund nicht auffinden, ob er gleich ziemlich am
‚age lag. GörTHE 26,306; das liegt auszerhalb aller möglich-
zeit; der schmärz ligt in füszen, oder zeücht sich in die füsz,
'nsidet pedibus dolor. MAALER 273°; in einem solchen plan, wenn
ar nicht von vielem glücke begleitet wird, liegen weit mehr
‘ehler, als in dem alten. MöseEr patr. phant. 1,25; offen liegen,
‚ersteckt liegen: bei einer für alle kaufleute und für jeder-
mann offen liegenden spekulation. 2,27; das ganze reich des
anendlichen, das für unsre sinnen versteckt liegt. 3,246;
ztwas liegt vor augen: dieses liegt klar vor augen. 4,141; zu
zrunde: in allen unsern handlungen liegt zwar ein schlusz
zum grunde, aber es ist falsch, dasz wir ihn allemal selbst
nachen. 2,301; etwas liegt auszerhalb seines gesichtskreises,
jeines interesses; das liegt über seinem geistigen horizonte;
denn dich, der willkühr hasserin, freiheit,
dich, die gesetzherrschaft, kennt die unglückliche nur,
wenn sie redet: ihr liegts, dasz sie dem gesetze gehorche,
über den kreis hinaus desz. was zu thun sie vermag.
KLOPSTOCK 2, 150,
twas liegt im wege, entweder hindernd, so dasz es ein vorwärts-
kommen aufhält: darumb thun wir nicht mehr mit unsern
sorgen, denn das wir ja (goll) hindern und im wege ligen.
LUTHER 4,30’; oder auch bequem, so dasz es gerade milgenommen
verden kann: die forschung über diesen gegenstand lag mir
zerade im wege, so dasz ich näher darauf eingieng; umge-
tehrt etwas liegt auszer dem wege, abwegs; die beschäftigung
nit dieser sprachgruppe liegt mir zusehr abwegs; diese an-
schauung liegt ihm zu fern; man konnte thun, was man
wollte, nichts lag ihm recht; ich hbesorget, disz kleinfüg
werklin möchte von etlichen unrüwigen leuthen denen nichts
rechts ligt, getadlet werden. Gros ausr. der schützen bei Haupt
3, 240; etwas liegt hinter einem, eine eigenschaft, die nicht sofort
ım duszern des menschen sich zeigt (jetzt hinter einem stecken):
aus solchem vermerkt e. ch. f. g. wol, was hinder doct. Ecken
igt: LUTHER 1,131’;
willst du immer weiter schweifen ? ;
sieh das gute liegt so nah. GÖTHE 1,74: