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LOS
das kommen in der richtung jemandes unternehmen; dasz die
bauern zusammen kamen, und mit vollem haufen auf ihn
losz wolten. Cur. Weise kl. leute 175; da sind sie mit stöcken
auf mich los. Scherrer Kkkeh. 341; auf etwas los arbeiten,
um einen bestimmten punkt zu erreichen ; ich studirte auf einen
generallieutenant los. Felsenb. 2,97; ich studierte auf einen
doctor los, dasz mir der kopf hätte mögen rauchen. jugend
eines reuigen studenten A4°; in verbindung mit drauf: nun frisch
drauf los! auf eine arbeit, ein ziel; weil die menschen zu
nachlässig sind, ihre zwecke recht kennen zu lernen, und
wenn sie solche kennen, ernsthaft drauf los zu arbeiten.
GörTneE 19,339; doch hat hier drauf auch einen unbestimmten
sinn, drauf los Jehen, ins unbestimmte, unbekümmert leben,
drauf los schieszen, olıne rücksicht auf einen bestimmten. ireff-
punkt; dasz alle diese menschen...so herzhaft drauf los
leben. WreLAnD 24,61; er soll nur drauf los schaben und
scharren. ScHILLER rduber 1,2; angenommen, dasz Bürger
nicht knall und fall sich hingesetzt, die erste, die beste
versart ergriffen, und ohne weiteres bedenken drauf los ge-
dolmetscht, sondern der übersetzungsgedanke erst lang in
ihm gewogt und gegohren hahe, eh er noch eine zeile aufs
papier geworfen. BürcEer 177°; fahr den ketzer drauf los,
sagte er, dasz die räder davon fliegen. HEBEL 2,202;
dem Marius ward propheneies,
sein ende sei ihm nah,
nun lebet er drauf los, verschwelgt, verspielt, verstreuet:
sein end ist wirklich da! LEssING 1, 28.
8) los, wie ledig 7 und 8, von einer stelle die frei ist oder
wird: (dasz es für die bischöfe) tausent mal besser were, das
sie sich durch gemeine reichsordnung in weltlichen stand
begeben, und solch stift und klöster güter vom reich zu lehen
genomen und gegeben würden denen, so des wirdig weren,
wie sonst geschicht, wenn eine herrschaft Jos stirbt, denn
es doch nicht anders ist, denn das durchs evangelium die
bistum alle los sterben, und den stiftern oder dem reich
heimfallen. LUTHER 3,194”; wo aber eine stätt (an Luthers
Hische) los wurde. briefe 4,668.
9) los, unfest, locker? rarus losz, nit dig (dicht), nd. los
dat nicht dicht en is DıEr. 484°, ist schon in der alten sprache
unhäufig, da es seit mindestens dem 15. jahrh. seine stelle mit
dem neu aufgekommenen lose (s. d.) theilt, in der neuern sprache
nur ausnahmsweise verwendet: mir werden die thränen los (ich
bin dem weinen nahe), da ich dieses schreihe, STILLING 1,91:
auf ein hügel mit grünen möosz,
uberwachsen, schön weich und losz.
Froschmäus. C5* (1,1,2);
es liebt ein jeder nur
sich selbst, unsicher, los und wandelbar
sind alle bande, die das leichte glück
geflochten. ScHILLER braut v. Mess. v. 358:
adverbial, in der bedeutung schlaff:
die lumpgen fahnen hängen ärmlich los,
und höhnend schüttelt unsre luft sie durch.
Shakesp. Heinrich V,4,2;
their ragged curtains poorly are let loose;
in der übertragenen bedeutung wankend, unstät, vom willen +
want vil veste und nicht lös
was sin s&ligir wille. JEROScHIN 9490;
oder leichtfertig, mutwillig, frech:
sie wären küne unde lös, livl. reimchron. 1438,
läszt es sich später nicht sicher von lose trennen, da z.b. in stellen
wie: ein jungfrewlin, da sie von jrer mutter zu des königs
sone, für ein losz weib und hure, mit gewalt geführet ward.
LuTHER Zischr, 324°;
sandern es ist ein losz gedicht.
B. WarLDIs hist. von zweien meusen 52,
losz für loses stehen, und somit die frage, ob hier noch die form
los oder schon lose vorliegt, danach nicht zu entscheiden ist:
„gl. das weitere unter lose,
10) los, in häufiger verbindung mit verben, wobei es, oft mit
einem und demselben, in verschiedenem sinne stehen kann. wvon
dergleichen verben wird hier eine auslese gegeben, da eine voll-
ständige sanımlung bei der häufigkeit der verbindungen unmöglich
erscheint. die schreibung beider theile ist in der älteren litteratu
gewöhnlich überall getrennt, und noch die neuern schriftsteller,
selbst die heutigen, schwanken in bezug auf zusammenrückung
oder trennung; das gefühl, dasz los mehr als blosz eine trenn-
hare varlikel sei. i<t nach nicht erloschen
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ackern, mit los in der bedeutung 1, etwas durch ackern frei,
jetrennt machen + erde los ackern; er ackerte einen groszen
stein los,
arbeiten, 1) nach los 1, durch arbeilen trennen, befreien :
3ich von einem, von etwas los arbeiten; er arbeitet sich
los, incredibili opera erumpit. STEINBACH 1,33; in Berlichingens
zewalt! von dem ich mich kaum losgearbeitet habe! Görne
3,27; ich habe mich vom müsziggange losgearbeitet. J. PAuL
2. d. teuf. pap. 1, XV.
2) nach los 7, auf ein ziel hin arbeiten: auf eigene mora-
‘ische bildung loszuarbeiten, ist das einfachste und thun-
ichste was der mensch vornehmen kann. GörTHE 48, 27; die
;chriftsteller .. arbeiteten mit deutscher biederkeit und gradem
‚erstande auf diesen zweck los. 49, 170.
bäumen, durch bäumen befreien: wir strebten umsonst
2s (das rosz) an den heiligen wagen zu spannen. es wollte
sich von dem losbäumen, der ihm in der mähne hing, aber
er blieb. KLopstocr 9,335.
beichten, nach los 6:
in vollheit (trunkenheit) giht sich mancher blosz,
beicht dapfer ungemartert losz )
von vielen groszen bubenstückn.
B. RıncwaLD laut, warh. 74,
bersten,. nach los 6:
wild nur zu zeiten, mit gebrochnem stosz
den kampf belebend, birst sein (des hüfthorns) schmettern los.
FREILIGRATH dicht. 1,31,
binden, einen oder etwas angebundenes befreien : losbinden,
liberare, exsolvere STIELER 159; einen hund von der kette los
binden;
ich sasz, entfernt von meines Mentors blicken,
auf eines raschen kleppers rücken,
und commandirt als feld- — nein waldherr — einer schaar
von zwanzig wohlgeübten hunden,
auf einen keiler losgebunden. BÜRGER 104’;
hebt himmelan die losgebundne hand.
SCHILLER zerstör. von Troja 26;
sie selbst, das opferbrod in frommer hand
mit bloszem fusz, mit losgebundenem gewand,
zum tod entschlossen, steht an den altären. Dido 95;
die rosse harren noch im sande,
gezäumt, gesattelt und geschirrt.
ihr bindet los sie von den bäumen.
FREILIGRATH dicht, 1,121;
ınd nun ist schelten, schimpfen, schreien, auf einmal los-
zebunden, GörHE 27,147; das part. losgebunden auch in bezug
ıuf siltliche oder gesellschaftliche freiheit übertragen: lasz diese
eidenschaft rasen, lasz mich losgebunden klagen! 8,290;
eder zustand hat seine heschwerlichkeit, der beschränkte
sowohl als der losgebundene. 17,296; bauerburschenschaft,
ustig losgebunden. 33,193; aufgeweckt, zutraulich, kühn, ver-
wegen, losgehunden bis zum cynismus. 37,10; die andre hälfte
der briefe) ist aus Italien geschrieben. sie behalten ihren
lerben losgebundnen charakter. 12.
bitten, durch bitten von strafe oder gefangenschaft lösen:
‚or wenig jahren wurden zwei brüder von familie wegen
einer schändlichen handlung zur bergwerksarbeit verdammt,
lie noch bis diese stunde nicht losgebeten sind. Sturz 1,237.
blatten, blattförmig von etwas lösen: die tapete hatte sich
'n einer stelle losgeblattet. L. TıEck ges. nov. 1,129.
blättern, ebenso: der kalk blättert sich von der wand los:
stille sasz ich zu hause. da blätterte los sich vom zweige
manche rose, so auch dorrte die nelke dahin. GörtTHE 1,311.
borgen, nach los 7: romanschreiber, welche oft in den
ersten kapiteln keck und leicht auf irgend einen vorfall in den
spätern kapiteln auf geradewol losborgen. J. Pauı komet 3,67.
brausen, ebenso: was! den strom nicht zu fürchten. der
auf ihn losbraust? GörThE 8, 97.
brechen, 1) nach los 1, transitiv, etwas brechend abtrennen :
sinen stein von der mauer losbrechen ; der dieb hat sich los-
zchrochen, fur carceres effregit, vincula rupit, claustra revulsit,
STIELER 235. bildlich: wir aber haben nichts anders gethan,
lenn mit unsern gesetzen die leute und gewissen getrieben,
und gesagt, so thu und nicht anders, so doch ein bischoff
;olt sein gesetz beide los brechen und setzen. das es nutz
hrechte. LuTHER 3, 265°.
2) nach los 6, intransitiv, mit plötzlichem ungestüm aus der
ruhe in die handlung übergehen; von elementen :
so bricht aus tiefer höhlen schoosz
das heer der winde brüllend los. HAGEDoOrRNn 3, 130;
0 brich, wie ein volkan,
nach dumpfer stille los! Gorrter 1,223: