LUDER
ich und all mein pruder (spricht der abt)
müszen haben volles luder.
ich und auch die münch mein
müszen allweg vol sein. fastn. sp. 605, 15.
es heiszt ins luder fallen, gerathen: wie leichtlich die jugent
verlassend alle erbarkeit, besunder so sy kein zucht hat, in
allen Jüder und wollust fellt. S. Frank chron. 1531 139°; als
ich noch jung, war ich der arbeit heftig gram, schlug die-
selhige aus und gerieth ins luder. A, GRYPrius 1698 1,186;
im Iuder leben: wann sie im luder leben, fressen und saufen.
HOoHBERG 1,82’; der säufer lebte tag und nacht im luder.
Cnr. Weıse lustredner 397; dabei aber unaufhörlich im ärgsten
luder lebten. ehe eines weibes 286; häufig im luder liegen: im
lüder ligen und zächen, perbacchari, pergraecari MAALER 276°;
50 dann der fürst im lüder liegt und lasset die räth re-
gieren, wie gehet es? S, FranK frunkenh. e3;
si neiden mich, das ich im Iluder nit ligen wil,
und auch das mein mit in verspil. fastn. sp. 784,25;
grosz hoch und nit vermügen,
im brasz und lüder ligen (thun adel und knechte).
UHLAND volksl. 372;
ich lig auch gern im luder. 598 (Garg. 93");
die bawren führen grosze fuder,
ligen mit den forstern im luder. H. Sacus 1,424°;
dagegen war der ander bruder,
der soff sich voll und lag im luder,
und, lebt beid, tag und nacht, im sausz.
B. WaLDISs Esop 3, 94,28;
darneben auch das eure wart,
liegt nicht im luder, arbeit hart. B.RınecwaLD getr, Eck. 33*.
Hans Fratz, ein schlucker und zechbruder,
ler stehts gelegen in dem luder. WECKHERLIN 825.
ij) luder (ausgehend von oben 4) als äuszerst kräftiges schimpf-
worl wie aas, vgl. auch keibe theil 5,431:
si sprach: ez tuot min muoter
mit mir niht wan bägen;
si ist des tiuvels luoder. minnes. 3,227° Hagen;
von weibern, mit hinblick auf geschlechtliche verführung? dieser
Gumprian het ain hipsch, jungs, raisigs weib, dem er halt
ganz ungleich und ungemesz war; dann so sie nachts gern
bocket het, so war er nit gefast und ganz zu leucht uf disz
Juder. Zimm. chron. 1,492,21; haben sie uf dem landt zwo
jung nehernen ufgelesen; dieselbigen Juder haben sie geen
Mösskirch..beschaiden. 2,598,24; ja er wendete nicht geringe
geldsummen an dieses luder (eine französische comüdiantin).
Felsenb. 4,209; so red doch, so sag was dir fehlt, das luder
(die braut) ist deiner nicht werth gewesen. LENnz 1,283; eine
ganz bestialische leidenschaft eines überkräftigen, gottbegabten
helden (des Simson) zu dem verfluchtesten luder, das die erde
trägt. GÖTHE an Zelter 179; von andern personen und Ihieren
befahl er, das luder von einem elenden bescheeler in den
hof zu führen. J. PAauL uns. loge 1,22;
fhierein komme) hei Jeib kein schafsgro katzenwollen luder
(kein Franvciscanermönch). Garg. 279;
ich merkte kurz darauf, wen dieses luder schalt (die misgunst
als person). GÜNTHER 515;
ja, bruder, glaube mir, das luder mit drei rachen
wollt ich, mein seel, so zahm wie einen schoszhund machen.
ZACHARIÄ 1,73;
und dennoch tanzt man, wenn die luder pfeifen (Mephisto von
den Lamien). GÖTHE 41,144;
auch von sich selbst in derber gutmüliger rede gebraucht: wenn
ich kein so geldscheues luder wär, wollt ihn auf der stelle
ausgelöst haben. Fr. MÖLLER 2,113; und endlich bei einem
baumstamme liesz er (der schneidergesell) sich sachte nieder-
sinken, .. und wehmüthig lächelnd rief er: da bin ich armes
schindluderchen schon wieder marode! H. HEIne 1,22. duch
bedauern. heiszt es mit derbem ausdruck : er ist ein armes luder ;
hungern musz das stolze pferd.
dem armen luder, dem esel, aber
wird niemals fehlen sein heu und haber.
NH. Heine 18, 2553
beim gemeinen mann meint ein oft gehörtes du bist ein dummes
luder nicht mehr als du bist dumm; er ist ein gutes luder.
ist gutmütig.
8) auch von sachen: mit dem luder von einer feder kann
man nicht schreiben; das luder von tisch wackelt; vgl. ScHM
1,1446 Fromm. so sieht huder für etwas abscheuliches, verächt-
liches schlechthin, namentlich in der formel des gemeinen lebens
las ist unter dem Juder, das ist unter allem luder; vgl. unten
ludergaul schlechtes pferd, luderleben 2, gemeines, verächtliches
"eben > wiederum aber auch verstärkend (wie schweiz. keibe heil
1233
LUDER — LUDERICHT 1234
‚432, vergl. unlen luderkerl, Iludermäszig): wie’s luder im
irischen und alemannischen sprachgebrauche, überaus, höchst,
namentlich in bezug auf ausgelassenes wesen gebraucht Scym.
1,1417. Fromm. 4,502; elsässisch:
wenn ’r e schens meide] sieht,
löcht er wie ’s lueder. 5,113,12;
schweiz. ist luder, Iueder ausgelassene fröhlichkeit, ein luder
haben, ungebunden lustig sein. STALDER 2, 182,
9) luder, in enger berührung mit dem zuletzt angegebenen
gebrauche, spott, hohn: sein luder oder gespot treiben, illudere
‘oc. heut. von 1482 bei LEXER 4b. 1,1986. vergl. schindluder.
LUDER, m. nebenform zu ludel felzen sp. 1230: den stain
in der büchse) mit guten ludern wol verschoppen. codex von
1429 bei ScHm. 1, 1445; nimm ludern oder hadern. ebenda;
üder (statt Juder), Iunte, eine büchse loszuschieszen 1447.
LUDER, adj. lumpicht, schlaff wie fetzen : luck, luder, lazus,
Taccidus Dasyp.
LUDERBANNER, m. ? von einem bösen weibe: wo ein erhars
‚rommes biderweib ist, die ist allen ehrenreichen weibern
hold, und allen schandsäcken und lüderpanern feind von
nerzen. AGR. spr. 198°.
LUDERCHEN, n. nach luder 7, aber in scherzendem und
ıalb kosendem sinne (vgl. auch schindluderchen):
herr Geist, der allen respect verdient , ..
vernimmt, man habe sich erkühnt
die Schönheit über ihn zu setzen;
er macht daraus ein groszes wesen.
da kommt herr Hauch, uns längst bekannt
als würdger geistesrepräsentant,
fängt an, doch leider nicht galant,
dem luderchen den text zu lesen.
GÖTHE 3, 197 (‘Geist und Schönheit im streit’).
LUDEREI, f. 1) nach luder 6 gebildet, aber nicht ohne berüh-
rung mit lotterei sp. 1212: scurrilitas buberey %. luderey (im
Jialekt der untern Mosel boberij £ loderij) Dıer. 522°; wer...
lieber gilwerk, spilwerk, zipfelwerk und lüderige nachgat,
lenne das er sich mit eren und mit sime antwerk oder sinre
arbeit begange. d. städtechr. 9, 1029, 34; zum ersten, wollen wir
die bösen übung der brüderschaften ansehen. unter welchen
ist eine, das man ein fressen und saufen anricht, lest eine
mesz oder etliche halten, darnach ist der ganze tag und
nacht, und andere tage dazu, dem teufel zu eigen gegeben..
solche wütende weise hat der böse geist eingetragen, und
leszt es eine brüderschaft heiszen, so es mehr ein luderey
ist, und ganz ein heidnisch, ja ein sewisch wesen. LUTHER
1, 207°;
und iuond ir uppig leben triben
mit spil, luodri und mit wiben. teufels netz 4691.
2) nach luder 9, in Sachsen und Düringen mit jemandem
luderei treiben, spoll, narrenspossen.
LUDERER, m. der da in luderei lebt (auch mit berührung
von lotterer, s. vorher): histrio luderer, ludrer, ludrär (neben
lodderer) Dıer. 279°; ein ludrer, spieler, ludius, histrio. voc.
yon 1482 bei Frıscy 1,626‘; lecker, luderer, scurra. ebenda;
la fiel der geist der geitigkeit durch die augen ein in das
herz der weinbuhben, tabernierer, füller, spiler, gassentreter,
"reiheiter, jaufkinder , galgenschwenkel, luderer. d. städtechr.
3, 142, 20; aller lüderer, spiler, rippelreiger und riffion, die
sich tage und naht nit anders begont denne spilendes, lü-
lerndes und rippelreigendes. 9, 1029, 40;
schmeicheler, luderer, ohrenbläser,
seindt des teufels stattverweser.
Renner (Frankf. druck von 1549) 9.
LUDERGAUL, m. schlechtes pferd, schindmähre (vgl. luder 8):
willst gern vom fleck und bist so faul,
nimmst wohl auch einen ludergaul. GörTHE 56, 19.
LUDERGERUCH, m. aasgeruch: (mit dem) ludergeruch der
‚evolution von 1848. Frieor.WıiLyeELm IV an Bunsen, 13. dec. 1848.
LUDERHAFT, adj. und adv. gulosus, asotus, popinalis. STIELER
174; schindmäszig, duszerst schlecht: darhei auch ein luder-
1aft rosz, dem wasenmeister gehöriges mit hinken müssen
Wertheim. deduct. 248.
LUDERHÜTTE, f. hütte, in deren nähe luder zur lockung für
lie raubthiere liegt, und aus der die letzteren dann vom jäger
geschossen werden, auch schieszhütte. JAcoBsson 2, 640°.
LUDERICHT, adj. wie luderhaft. STIELER 1174; scurrilis
udericht Dıer. 522°; das sich unser gnedigster chur- und
andfürst zu Brandenburg in kurzer zeit also hab löblich
zegen solchem luderichten hosenteufel eingelassen. A. Mus-
ıLUSs hosenteufel (1556) Da’.