Full text: L. M. (6. Band)

1235 LUDERKÄFER — LUDERN 
LUDERKÄFER, m. staphilinus, eine art raubkäfer. RATZEBURG 
Forstinsecten (1839) 1, 3L. 
LUDERKERL, m. in der sprache des gemeinen lebens ein 
gemeiner, verächtlicher kerl. aber auch in derber anerkennung 
(vergl. luder 8): das ist ja ein Inderkerl! ein kerl, der mehr 
leistet, als man vermuthet. 
LUDERKNECHT, m. als schimpfwort bei den jägern: Iuder- 
knecht ist ein schimpflich wort und ist wann ein jäger viel 
zu holze schieszet. FLEMinG feutscher jäger. 
LUDERKRÄHE, f. picus marltius, schwarzspecht. NEMNICH 
1, 963. 
LUDERLEBEN, n. 1) leben in wüster schlemmerei: luder- 
leben, pastus, cibus, esca STIELER 1174; was! seinen bruder 
länger in dem luderleben verwildern zu lassen, der mit spie- 
lern und buben im lande herumschwadronirt, mehr mädels 
betrügt, als ein anderer kennt, und öfter händel anfängt, 
als ein trunkenbold sein wasser abschlägt! der junge GÖTHE 
3, 547, 
2) elendes erbärmliches leben: ein solches luderlehen ist auf 
die dauer nicht zu ertragen. : 
LÜDERLICH, adj. und adv., umdeutung von liederlich, vol 
daselbst no. 6, sp. 990 [9. 
LUDERMÄSZIG, adj. und adv. schandmäszig, schändlich (vgl. 
luder 8): ein ludermäsziges leben führen; 
der atheist, der ludermäszig starb. 
NAUMANN bei LuEssinG 3, 172. 
mundartlich aber ist \udermäszig (auch luderisch, vergl. wie's 
luder unter luder 8) versiärkend : in hohem grade, überaus, aus- 
gelassen ScHM. 1,1417. FROoMM. 4,502. 
LUDERN, verb., nach luder in mehreren bedeutungen. 
1) vgl. luder 2, einen falken mit dem luder locken: ludern 
heiszt auch insonderheit bei der falknerei, einen falken mit 
werfung des vorloszes oder federspieles, welches von einigen 
luder genennet wird, oder durch schwingung eines hand- 
schuhes zu sich locken. EccErs kricgslex. 2,86; die vögel 
ludern, falcones vel accipitres pascere STIELER 1174; wenn du 
den vogel ludern willst, so..schwing den luder einmal und 
rufe ihm io, io oder vallausz, vallausz, und wenn er kommt, 
so verberg den Iluder. falkonari@ von 1617 S. 16; 
ach, wie was er (der falke) gemüdert 
und adelich geschicket, 
und doch nit wol gelüdert! minnefalkner 17. 
3) vgl. luder 3 und 4, raubthieren eine lockspeise vorlegen; 
‚udern, welches so viel heiszet, als etwas stark riechendes 
an einen gewissen ort legen, ein wildes thier damit anzu- 
locken und zu fangen. also wird der wolf durch das aas 
eines toden pferdes, der fuchs durch weiszes in schweinsfet! 
geröstetes brod, oder durch einen gebratenen häring geludert 
öcon. lex. 1459; füchse ludern, carne morlicina vulpes obescare. 
STIELER 1174; den wolf ludern. B£ecHER jägercabinet 78; sie 
schnupperte unterwegs wie ein fuchs, wann er geludert wird. 
polit. colica 85; dasz ein kraut, marcillium genannt, im speck 
eim bären gelüdert, denselben, auch wölf und füchs, umbring. 
ForER fhierb. 18°. ludern selbst in bezug auf fische, doch un- 
gewöhnlich: wie ein erfahrner fischer einen solchen anbisz 
an seinen angel Iudert (als lockspeise ansteckt). HarsnörFer 
lust- u. lehrreiche gesch. 2, 135. 
3) ludern, sich von aas nähren (vergl. luder 4): von dem 
wilden esel ist es bekannt, dasz er ludert; und folglich 
konnte er an der heute (in der fabel vom bären und esel) 
;:heil nehmen. .LESSING 5, 416, - 
4) ludern, menschen locken (vgl. luder 5); als bild noch eng 
ıngeschlossen an die bedeutung 2: 
im was der valscheite gampf 
vorholn und ouch den brüderin, 
dämitte si in lüderin - 
woldin üf des tödis äs. JEROSCHIN 12420: 
später weniger an jene bedeutung erinnernd: die selben üwer 
fröwen lüdernt und raizent die menschen und habend doch 
die nützit lieb. N.v. WYLe 62, 38; gabend kein gut wort mer, 
als si anfangs getan, do sis durch hohe vertröstung und 
vilfalte zusagung groszer guttaten und gnaden usz des richs 
und der gottzhüsern handen an sich gebracht, und gelüdert 
hatten. Tscaupr 1,321°; lüdertend mithin etlich mer zu inen 
in ir pündtnusz. 326°; demnach in tödtlichen krieg durch die- 
selb herrschaft wider ire getrüwen nachburen die dry ländeı 
gelüdert. 333°; (die in der stadt) hatten gesehen, dasz sich die 
viend mit aller macht. von der statt gelassen, si gedachtend 
LUDERN — LÜFFE 1256 
ber, es gescheh usz aventhür, si harusz ze lüderen, und ze 
ınderschlichen. 359°; wann sie (die irrenden schäflein) in wider- 
vertigen begegnussen vom satana gelockt, von seinen aposteln 
nit versprechung gewisser hülfe angereizt,...und also von 
ıllen orten her so wol angekünt und geludert, als mit schärpfe 
ıngesporet werden, von der rechten bahn abzutretten! Simpl. 
„15 Kurz; wer aber war anders schuldig dran als mein 
ichönes weib, die mich mit vorzeigung dieser schönheit 
zleichsam geludert (halte). 46; du kanst die kerl nicht ludern, 
1escis inescare homines. STIELER 1174. 
5) ludern, schlemmen, in völlerei leben (vgl. luder 6): wir 
ıant ouch ein regel wie wir uns halten sollen. ich sol kein 
lirnen by mir haben. ich sol nit spilen und luderen. KEISERS- 
3ERG bilg. 120°; ein fromes weib der ehren, kan kein hüren 
ınd lüädern dulden und ungestraft lassen. AGr. spr. 82; 
Bächus er (der goll) was geheizen 
und schein sin lop breit unde wit. 
swer vaste luodert alle zit, nn 
der lebte gar in sime gebote. tfroj. krieg 16182; 
si tuond ir lib und sel verganten 
mit swätzen, luodran und tanten. teuf. netz 4695; 
das almüsen (die geistlichkeit die von solchem lebt) das 
lädert unde spilt. UHLAND volksl. 424; 
zuch unordentlich leben oder handeln , sich gegen den anstand 
ufführen 
Purist, ach mein unglück führt mich her; 
wie wird nicht hier geludert! 
und von dem ganzen hexenheer 
sind zweie nur gepudert. GörtHe 12,225; 
uderst du noch hier? Lenz 1,150. vgl. dazu auch ausludern 
heil 1,912. 
6) ludern, einen luder schimpfen (vgl. Iuder 7): er fluchte, 
er teufelte, er luderte; das fluchen und Iudern nützt gar 
nichts, beruhigend zu einem schimpfenden gesagt. 
LUDERN, verb. 1) wie ein luder, fetzen, hängen (vgl. luder 
3p. 1234 und ludeln): 
da sie die diernen weidlich schluddern 
das jn die gwand zun knien luddern. 
B. WaLDIS pdpstl. reich Qq ui) *. 
2) zündpulver streuen (vgl. ebenda); in der umgelauteten form 
‚üdern: 
zum zündloch da wolts helfen nit 
das lüderen wie dann ist der sit; 
gab wol fünf mal im tigel führ (das laufpulver brannte 
fünf mal in der pfanne auf), 
aber ausz der büchs wolt nichts herfür, 
Gros ausreden der schützen, bei Haupt 3, 251. 
LUDERPLATZ, m. grube auf einem hügel, wo mun die füchse 
ler wölfe mit luder kirret oder Iudert, und sie ullda todt schieszet. 
5con. lex. 1459. 
LUDERRABE, m. vultur aura, brasilianischer qeier. NEMNICH 
1582. . 
LUDERSACK, m. sack voll aas; verächtliche bezeichnung eines 
menschen nach seiner körperlichen seite (vgl. auch madensack): 
in trampel, ein mistfink, ein ludersack ist Helena gegen 
Jer schönen wahrheit. wahrer cathol, christen bibl. bilder-pnanaquet 
1,363, 
LUDERSCHAFT, f. schlemmerisches getriebe (vgl. luder 6): 
wir bleiben ..in dieser neuen nassen brüderschaft (oder viel- 
mehr und deutlicher zu nennen) in dieser neuen luderschaft. 
AsELE künstl. unordn. 4,226. 
LUDERSTELLE, f. locus ad quem ferae cadaveribus alli- 
zuntur +? luderstellen um der wölfe willen anlegen. pommer. 
jagdordnung von 1717 bei Frısch 1, 626°. 
LUDERUNG, f. anlockung: wollust ist eine luderung zum 
dösen, voluptas est malorum esca. STIELER 1174. 
LUDLER, m. qui opus texit ineptum. Frıscn 1,626”. vergl. 
ynler dem masc. ludel sp. 1230. 
LUDWIG, LÜDEWIG, dieser eigenname französischer könige 
für die mit ihrem bildnisse versehenen goldmünzen, louisd’or 
für zwei scharmante, blanke, krause, 
geränderte, vollschwere Ludewig 
erklärt ein stammbaummacher mich 
zum fränlein von sehr gutem hause. Bürcer 107°, 
LUF, s. luv. 
LUFFE, f. in gegenden von Niederdeutschland, längliches bröt- 
hen von ungebeutellem weizenmehl. so in Hannover, Braun- 
schweig; in Fallersleben Fromm. 5,155. im Göllingischen der 
uffe, der luffen SchamBAcH 127°. 
LÜFFE, ? in der verbindung auf den lüffen liegen, bei 
KEISERSBERG: item es beschicht auch etwan. das du lieber 
},
	        
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