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d) thiere, vögel in der luft:
thier und vögl in klarem luft. H.Sacys 3,1,47‘;
secht an die schönen vögelein
die im luft unterm himmel sein.
ScHmEeLzZL hochzeit 23*;
das es (das meer) die schiff so gschwind müsz füren,
als die vögel der luft thüt rüren.
FıscHART glückh. schiff v. 56;
so vil fisch die Nüsse bringen,
vögel durch den luft sich schwingen.
WECKHERLIN bei Opırz (1624) 202;
wol dem der frei kan singen,
wie ihr, ihr volk der luft. Opırz 2,192;
es heiszt frei wie der vogel in der luft: er..hat kein andres
vaterland als den erdboden, hängt an nichts, ist so frei wie
der vogel in der luft, WıEeLAND 8, 77.
e) man sagt in die luft fahren, steigen, fliegen, sprengen,
werfen u. ähnl.: oder wie ein vogel der durch die luft fleugt,
da man seines weges keine spüre finden kan, denn er regt
und schlegt in die leichte luft, treibt und zuteilet sie mit
seinen schwebenden flügeln. weish. Sal. 5,11; die vogel, so
in der luft hin und wider fliegen. Baruch 6,53; da sie aber
schrien, und jre kleider abworfen, und den staub in die luft
worfen. ap. gesch. 22,23; ha! wenn ich doch die schwarz-
röcke auf einmal zu pulver stampfen und in die luft schieszen
könnte! LEssınG 1,423; dasz er, wie die Medea in der tragödie,
durch die luft geflohen. 3,101; ich habe feuerwerks genug in
meinem eigenen hause, das meine ganze herrlichkeit in die
luft ninımt. ScHiLLER kabale u. liebe 3,2; fangen die brand-
glocken an zu brummen, knallt der pulverthurm in die luft.
räuber 2,3; bildlich: diesen Selicour in die luft zu sprengen.
parasit 1,2; sandten grosze seufzer in die luft. G. KELLER
leute von Seldwyla 1,246; bildeten sie eine gruppe, steckten
die nasen in die luft und lauerten auf noch mehr merkwür-
digkeiten. 14; der erregte wirft die arme in die luft; mit den
händen in der luft fechtend. Immenrmann Münchh, 1,103;
dann wie ich seither hab erfahrn
so ist im luft gar hinweg glahrn
sein gemahl und hat jhn gar verlassen.
J. AYrer 344° (1723,18 Keller) ;
da dunkte mich, wie ohn gefehr
inn dem luft kam geritten her
ain mann gleichsam als ausz dem himmel,
; ganszkönig ES;
die felsen sprungen in die luft.
P. GERHARD 38,292 Gödeke;
dasz einst sein flattergeist auch in der luft verschwände,
wünscht er (der atheistı) aus dummheit sich.
C. N. Naumann bei Lessing 3,172;
mit mächtigem gefieder
er (der falke) in die luft sich schwang.
UHLAND ged, 294;
in der luft etwas sehen, über sich: man sahe aber..in der
luft reuter in güldem harnisch. 2 Macc. 5,2; er (ein geist) hat
den leuten vorgezündt mit liechter, kartenspill und anders,
was er gehaiszen worden, gebracht. solchs hat man im luft
sehen daher geen und niemands, der das getragen, sehen
künden. Zimm. chron. 3,86, 9.
f) luft, die region der wolken und des wellers?
dö körte er (der qgreif) gegen dem lufte zuo den wolken verre.
Gudrun 59,3;
die stumme und dumme uberschriften, inn leblose seulen,
stöck und egiptische thürn eingegraben, welche jedem wetter
des lufts, neid und mutwillen der thier und menschen frei
und offen stehn. Garg. 267°; (der) aber in der höhe des lufts
samlet das erschreckliche ungewitter. LEHMANN 1,289; es heiszt
etwas liegt in der Juft, eine strömung, cin regen, ein ungewiller
uw. dhnl.; vergl. dazu die bildliche anwendung unten 6;
der luft schiesz dunder, strahl und plitz. WECKHERLIN 522;
die luft ändert sich.
g) in diesem sinne (3) ist der plur. lüfte (gegenüber 1, c) alther-
gebracht: ich pechenno alliu diu gefugele derö lufte, NOTKER
ps. 49 (Hattemer 2, 175°);
ez wart nie niht sö wünnecliches an ze schouwen
in lüften nach üf erden noch in allen grüenen ouwen.
WALTHER 27, 19;
gleich wie der wind die spreu bisz in die lüften führet,
und streut sie hin und her. Opıtz 3,293;
machst froh und satt was auf dem land,
im meer und lüften lebet. P. GERHARD 300, 91;
die vögel lieben hier und singen,
es liebt der in den lüften schwebt;
es liebt was kaum den fittich hebt
und suchet aus dem nest zu dringen, HAGEDORN 3, 35:
LUFT
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ıls hübe sich ein adler in die lüfte, LEssine 1,96;
ınd eh er sichs versieht, geht er (der feuerwerker) zerschmettert
nit allen seinen künsten in die lüfte, GöTEE 2,17;
n blüthen bricht sie (die knospe) auf, an licht Tag ie,
(der weise) folgt durch die lüfte dem klang. . )
SCHILLER Spaziergang v. 132;
silende wolken, segler der lüfte! M. Stuart 3, 1;
auf den bergen ist freiheit! der hauch der grüfte
steigt nicht hinauf in die reinen lüfte. hraut v. Mess v. 2588 ;
wie im reich der lüfte
könig ist der weih. Tell 3,1;
flieder wallen in die lüfte. UHLAND ged. 9;
kannst wohl frei in lüften schweben. 308;
der jüngling sprichts, ihn kraft durchdringt:
das schwert er hoch in lüften schwingt. 331;
vie ich hier im schweisze meines angesichts den strichvogel
‘us den lüften herunter holte, ScherreL Ekkeh, 72.
4) luft, die irgend einen geschlossenen raum durchdringende
und ’erfüllende.
a) stubenluft, zimmerluft, kellerluft, kerkerluft im gegensatz
ur freien luft oben 3,c; enge, dumpfe, verdorbene luft eines
zemachs; in diesem zimmer ist die luft stickig; eine andere
ft, als diese ansteckende luft ihres zimmers. LESSING 2,28;
er konnte nicht der dumpfen luft (des schuldthurms) gewohnen.
UHLAND ged, 447,
b) die luft einer röhre, eines canals, einer öffnung überhaupt :
ut Juft, den die erde durch ihre duftlöcher an sich ziehet,
ıngefüllt. Bırken Östl. lorb. 53; die trummeten faszt den luft
ın sich, concipit aerem buccina. MAALER 275°; die pfeife, die
Öhre hat keine luft; wir müssen der pfeifenspitze erst luft
nachen, wenn sie verstopft ist.
c) luft schlechthin heiszt aber auch die luft an falscher stelle:
lie cigarre brennt nicht, sie hat luft, heiszt es, wenn sie
rgendwo zerrissen ist; die pfeife tönt nicht, sie hat irgendwo
uft, wenn beim blasen die luft an ungehöriger stelle entweicht,
d) vor der luft geschützt werden eilernde wunden, gährende
peisen und getränke: inn den wunden die von dem luft ver-
ndert seind (durch luftzutritt). H. BRAUNSCHWEIG Chir, (1539) 30;
‚a8 geschwür musz vor dem zutritt der luft gewahrt werden;
lamit die luft nicht zutrete, binde man das glas mit den
ingemachten früchten fest zu. .
5) luft, die für jedes geschöpf zum allmen und leben not-
vendige, mil manigfacher anrührung an oben 1, b.
a) wir haben, athmen, schöpfen, schlucken sie, ziehen sie
zn; wann solichen gewalt haben sie getriben, dasz uns nit
ward ein luft zu dem athem zihen. d. städtechron. 3,145, 13;
ınd habe auch, da ich geborn war, odem geholet, aus der
zemeinen Iuft. weish, Sal. 7,3; götzen.. welcher augen nicht
;ehen, noch jre nasen luft holen. 15,15; wir ziehen den luft
n uns. b. d. liebe 192°; wo sie (die bienen) nicht luft haben.
in kommen sie um. CoLER hausb. 414;
wird nachmals über sie dein athem auszgelassen,
so lebt was jetzund schon vom leben nichts mehr weisz,
und kan ihm neue luft und frische kräften fassen,
Opırz 3, 176;
von schneeigen alpen
schwebt, auf der abendröthe fügel, sie (die begeisterung) zu
mir herab, ..
athmet freiere lüfte,
himmelslüfte, STOLBERG 1,81;
und unterscheiden reine, unreine, gute, höse, stickige, ver-
lerbte, kalte, kühle, warme luft: der herr wird dich schlahen
nit... giftiger luft. 5 Mos, 28,22; so einer mit dem hintern
äun windt macht und den luft felscht, Frank weltb. 107°; ver-
iftung des IJufts, buch d. liebe 192°; die durch vergiftung
ınd zauberei den luft vergiften. Garg. 259°; wohnen in bösem
uft und stank. Kırcanor wendunm. 121°; einiger kalter luft.
JoOHBERG 2,85°; kein böser, fauler, vergifter luft. 3, 1, 102°;
‚ei ungesunder luft. 194°; süsz, wie die athmende luft. Görne
6,173; himmlische luft! 8, 165; dasz vorzüglich die fremden
iber nasse, ungesunde und rheumatische luft klagen. SEGME
nein sommer 140; eine zehrende und ahmagernde luft. IMmEr-
1ann Münchh. 1,63;
im külen Iuft sich recreiren. H, Sacas 4,1,26°;
‚eine luft, sowol die klare (nach oben 2), als die für das athmen
‚este: ganz rein war die luft nicht, aber ohne wolken. SEume
paziergang 2,29; in der reinen luft des hochgebirges athmen ;
‚eine luft wird bildlich auch genannt, wenn keine gefahr von
“einden , spähern oder horchern zu befürchten ist: beeilt euch,
«hrwürdiger herr. die luft ist rein. die räuher sind abgezogen