Full text: L. M. (6. Band)

1347 LUSTLAGER — LÜSTLING 
LUSTLAGER, n. feldlager zur bloszen lust: im juni 1730 
fand .. das lustlager bei Zeithain, einem dorfe in der nähe 
von Mühlberg, statt, wo, in gegenwart von 47 fürsten, 30,000 
mann sächsische truppen ihre übungen machen muszten. 
GÜNTHER geschichte Sachsens 3,627. in weiterem sinne: wie in 
jenen zeiten und ländern, wo die erde noch ein leichtes lust- 
lager der dichtkunst war. J. Pauı flegelj. 3,16; das blumige 
lustlager des hüpfenden frühlings. Tit. 1,141. 
LUSTLEBEN, n.: meinten, es sei doch auch ein ganz 
schmackhaftes lustleben daselbst (in Wien). Görtue briefwechs. 
mit Sternberg 252; gegen dieses aus allen zweigen blühende 
lustleben (in Ramlers mailied) halte man nur die abstrakter 
durchsichtigen wogen in Klopstocks unnütz-berühmten Zür- 
chersee, J. PauL vorsch. der ästhet. 3,112; 
es ist zu lang verharrt im lust- und lasterleben, 
das mir nun selbst misfällt; 
ich reisz das band entzwei, und will itzt abschied geben 
dem fleisch und auch der welt. Canız 49. 
LUSTLEHRE, f.; keine lehre findet so viele lehrer, als 
die glückseligkeit- oder lustlehre. J. PauL Levana 3,17. 
LUSTLEIN, n. wie lüstchen: einem ein lüstlein machen. 
Jaudium quoddam alicut afferre. STIELER 1188; ich hätte ein 
lüstlein darzu, in prolubio est facere. ebenda; für eine person. 
herunter jungfraw, du tochter Babel, setze dich in den 
staub..man wird dich nicht mehr nennen du zarte und 
lüstlin. Jes. 47,1 (TovpsO& septuag.). vgl. zu der letzteren ver- 
wendung unten lüstlin. 
LUSTLICH, LÜSTLICH, adj. u. adv., in mehreren bedeutungen 
yon lustig: 
1) begierig, schnell, flink: lustlich, cupide, in eil. MAALER 277° 
2) anmulig für das gesicht: do gefiel ime die gegene wol. 
wan sü gar schöne und lüstliche was von welden, weiden 
und süszeme wasser. d. städichr. 9, 699, 3; nu was die gegene 
‚.gar schöne und lüstlich und genühtig von matten, wasser 
und weiden. 717, 12; wan es gar ein schönre lüstlicher knabe 
was von 16 joren. 8,257, 2; got macht ein rugen weg sinen 
uszerwelten, uff das sie nit vergessen des vatterlands, uß 
diser lüstlichen strosz. KEISERSBERG bilg. 69°; es würd in 
kurzer frist ein schön lustlich hus ufgericht. ScHADE sal. u. 
pasqu. 3, 68, 27. 
3) angenehm für die empfindung, vergnüglich, ergetzlich: zü 
dütsche schriben etliche ding, die mich aller fürnemest dun- 
kent und lüstlich. d. städtechr. 8, 230, 15; züm achtzehenden, 
lot er (der pilger) sich nit lüstlichs hindern. KEISERSBERG bilg 
vorrede A 3°; alles was anmutig, lieplich, lüstlich und froiden- 
reich ist, das findet man alles in gott. seelenpar. 5“; ein 
müter, wann sie sicht ir kind weinen, so wil sie es trösten. 
30 zeigt sie im etwas lustlichs. narrensch. 75°; wie möcht mir 
doch füro mein leben süsz und lustlich sein. Livius vor 
ScHÖFFERLIN 47; lustlich leben, jocunditate affici, delectari, 
Frisch 1,629* (aus ALTENSTAIG voc.); sonst als adv. auch mit 
vergnügen, gern: da tet ichs und auch lüstlich. Terent. deutsch 
1499 64°; in der form lustlichen, lüstlichen, ergetzlich: Lucia- 
nus hat den künstreichen Pythagoram gar lüstlichen durch 
einen hanen gestraft umb seinen irrthumb. SCHADE sal, u, 
pasqu. 3,112, 5; mit ergetzen, mit lust? . 
mein lieb gab mir ein krenzelin 
von perlin fin, . 
das solt ich lustlichen tragen 
all mein tage. UHLAND volksl. 86. 
LUSTLIEBE, f. liebe zur fleischeslust: die böse lustlieh (liehe 
zur bösen lust). LUTBER 1, 23°. 
LUSTLIED, n.7 . 
(in wäldern) wo blüthen duften, wo der nachtigallen 
Justlieder schallen, E. v. Kıgıst (1765) 55. 
LÜSTLIN, f. der lust ergebenes weib; bei den STOLBERG, Mis- 
„erständlich nach Jes, 47, 1 (vgl. oben unter lüstlein) : 
wie hat die zarte lüstlin sich schaamlos nun 
hoch aufgeschürzet! triefet von blut! auch noch 
bewundert? nicht allein der unzucht, . 
feil auch dem raube, des mords gespielinn! 2,120; 
du zarte lüstlinn, krümm in der fessel dich! 4.142. 
LÜSTLING, m. der sinnlichen lust ergeben. zuerst von SCHOT- 
TEL 371° in unumgelauteler form als ein bei HARSDÖRFER ge- 
brauchtes wort aufgeführt: lustling, voluptales nimium amans ; 
seit dem vorigen jahrhundert nur mit umlaut: wie du den, der 
dich ernstlich liebt, durch die anmuth deines betragens fest 
halten, und den lüstling, der nur in deinen reizen schwel- 
LUSTLOS — LUSTPLATZ 1348 
jen will, abschrecken und entfernen sollst. WIELAND 33, 168; 
ler zuchtlose lüstling. J. PauL Levana 1,81; . 
eines königes burg war eingesunken. die todten 
kamen. lüstlinge waren sie, oder tyrannen gewesen. 
KLopPsTOcK 6, 19 (Mess. 16, 240); 
sieh, lüstling, sieh den grinsenden schädel hier, 
statt wallender locken von maden umkrochen! 
WiELAND 4,228 (n. Amadis 10,8); 
um sie buhlt die jugend und das alter, 
so sind die männer. lüstlinge sind alle! 
SCHILLER Maria Stuart 2,9. 
LUSTLOS, adj. ohne verlangen: der kranke iszt und trinkt 
lustlos; ohne freude oder vergnügen: 
jhr angesicht und schosz 
war nicht mehr wie unlangst schier lust-, liecht- und lieblosz. 
. WECKHERLIN 758; 
so düster lustlos wird das alter jeglichem 
getrübten auges, GöTHE 46, 60. 
LUSTMACHER, m. illecebrosus, incendiarius libidinum. STIE- 
ER 1194. 
LUSTMÄDCHEN, n. freudenmädchen : ein lustmädchen schüt 
'ete mutwillige jamben aus. Voss Aristoph. 3,125. 
LÜSTMAHL, n. fröhliches mahl: 
ein vielgewandter, 
und uns allen wohlbekannter 
kommt zum lustmahl ohne gleichen. GötHE 4,171. 
LUSTMENSCH, m. der lust fröhnender mensch: die lust- 
menschen. nur die abwesenheit des genieszens gestattet ihrem 
antlitz seine richtung gen himmel: denn gleich dem vich 
senken sie das haupt, sobald sie weiden. J. Pauı grönl. proc. 
2, 106. 
LUSTMORD, m. mord aus wollust, nach vollbrachter notzucht, 
in erst neuerdings aufgekommenes wort: dasz bei Altenbochum 
ein fünfter lustmord verübt worden sei. Leipziger tageblatt 
vom 5. nov. 1880. 
LUSTMÖRDER, m.: der kriminalkommissar . . der von hier 
nach Westfalen entsandt worden war, um daselbst dem so- 
genannten ‘lustmörder’ nachzuspüren. Berliner tageblalt vom 
13. april 1881. 
LUSTNEIGUNG, f.: trug man karten auf, nit zu spilen, 
sondern vil hundert geschwindigkeiten, kurzweil und newe 
fündlin zu leren und zu lernen, welche alle ausz der rechen- 
kunst entstunden: durch welche angenehme weisz er ein 
lustneigung zu derselbigen zalkunst bekam. Garg. 175°, 
LUSTOPFER, n.; die Dubarri.. führte ihm (Ludwig XV) 
nach dem beispiele der Pompadour zur abwechselung jugend- 
liche Iustopfer zu. BECKER weltgesch. 11,22. 
LUSTORT, m. locus amoenus, viridarium. STIELER 1396; locus 
ımoenus. STEINBACH 2,161; 
hier, in hoher felsen schutz, 
die sich im kreis um diesen lustort ziehen, 
beut noch der herbst dem wind von norden trutz, 
und feigen reifen noch, und pomeranzen blühen. 
WIELAND 23, 78 (Oberon 8, 12); 
im weiteren sinne, ort wo man sein vergnügen findet oder zum 
vergnügen lebt: wir finden ..den herrlichen flusz hinab eine 
reihe von Ilustorten. GörTHE 6, 188; er besuchte nur noch aus 
zewohnheit sowohl freunde als lustörter. 15,187; wie ich 
mich denn kaum erinnere, dasz wir zusammen spazieren ge- 
fahren, und auf einem lustorte etwas verzehrt hätten, 24, 239; 
terrassen, orangerie, springwerke machten diesen unmittelbar 
am Rhein liegenden lustort höchst vergnüglich. 30,326; das 
bad, oder vielmehr der lustort Himmelsdalund, ist ein freund- 
licher spaziergang nicht weit von der stadt, wo der genüg- 
;ame mehr findet, als er hofft, an natur und lebensgenusz, 
und wo auch der feinere schmecker befriedigt wird. SEUME 
mein sommer 130, 
LUSTPARTIE, f. fheil eines lusigartens, gartenanlage: den 
eigentlichen botanischen garten dirigiren nach wie vor ihro 
x. h. der groszherzog, schlosz und übrige lustpartien werden 
ler fürstlichen familie eingeräumt. GÖTHE 58, 195; vergnügungs- 
#0: und meine fahrt sah einer lustpartie 
weit ähnlicher als einem kriegeszuge, BÜRGER 108’. 
LUSTPFUÜHL, m. >: 
oh! ich bekenn es, herr, ich schwamm 
im lustpfuhl dieser erde. BÜRGER 49°. 
LUSTPLATZ, m. locus amoenus. STIELER 188: Gabriotto 
fand den Reinhart auf einem lustplatz, da er mit andern 
den ballen schlagen thet. b. d. liebe 229*; der ganze lustplatz 
von schweinen zerwühlet wird. Burschky Palm. 664; 
hier ist der grazien lustplatz. E. v. KLEIST (1765) 230.
	        
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