Full text: L. M. (6. Band)

1353 LUSTWIEHERND — LUTSCHEN 
LUSTWIEHERND, part. : 
lustwiehernd fliegt das rosz vom hügel. 
Gölting. musenulm, 1777 8. 45. 
LUSTWOHNUNG, f. wohnung zum vergnügen bezogen? eine 
lustwohnung, von dem. kurfürsten aus der Greifenklauischen 
familie erbaut, empfängt mit sichtbarstem verfall den ein- 
tretenden. GÖTHE 43,293. 
LUSTWORT, n.; “alte kirchen haben dunkle gläser! — 
wie kirschen und hbeeren schmecken, musz man kinder und 
sperlinge fragen!’ diesz waren unsere lust- und leibworte. 
GÖTHEE 26, 69. 
LUSTWÖRTLEIN, %.7 ein zierlich geschnittenes, oder viel- 
mehr natürlich-gewachsenes lustwörtlein. BranDt bericht vom 
leben Taubmanns s. 26. 
LUSTWURM, m. vergnügungssucht unter dem bilde eines wurms: 
es lebt mit mühsamen getümmel 
der geld- der lust- der ehr-wurm in der welt. 
und glaubt in ehre, lust und geld 
den himmel auf der welt zu finden. Brockges 2,143, 
LUSUNG, f. musze, ruhezeit, ergetzung, bair. luesing Scum. 
„1520 Fromm. : . 
ihr schuler euch von herzen freut, 
ich will euch geben lusung heut, 
ich will mit euch ein weil spacirn. H.Sacas 3,2, 62 
LUTHEREI, f. art und lchre Luthers: die pfaffen aber waren 
nit all woll an mier, wie woll sy mier ouch gütz datten und 
oft zgast lüden, das ich mich der Luthery nit zvill anneme 
TA, PLATTER 63 Boos. 
LUTHERISCH, adj. und adv. Luthers art und lehre gemäsz : 
zum andern, so hab ich bisher mit meinem schreiben schon 
allzuviel und starke lutherischen gemacht, das ich wol mus 
aufhören, es möchten sonst die papisten allzugar lutherisch 
werden, denn sie sind furwar bereit mehr und besser luthe- 
vrisch denn ich selbs, und brauchen auch des evangelium 
mehr zu jrem nutz denn wir selbs. LuTHER 3, 515°; man sehe 
nur was die lutherische lehre denen von adel vor herrlig- 
keit macht. Car. WEISE erzn, 49 Braune; ein berühmter luthe: 
rischer gottesgelehrter. LESsING 11,534; die alte richtige be- 
tonung lütherisch: 
all glaubn habn wir (mönche) bei jn verlorn. 
ich glaub, das sie seind luterisch worn. 
J, AYRER fastn. sp. 99* (2836,27 Keller) 
derselb war der religion, ; 
er lutherischen zugethon. 
L. SanDruB kurzweil (1618) 134; 
dasz länger nicht im dome lutherisch 
gepredigt werde. ScHILLER Piccol. 2,7; 
sie senden uns in lutherische länder? 
Wallensteins tod 3,4; 
erzeugt die kürzungen huthersch und luthrisch: herr pastor, 
wenn sie es dahin bringen, dasz unsere lutherschen pastores 
unsere pähste werden..so bin ich der erste, der die päbst- 
chen wieder mit dem pahste vertauscht. LEssING 10,168; heiszt 
der lutherschen übersetzung (der bibel) den process machen. 
ebenda; eine unwissenheit, wie nur immer eine den namen 
eines Jutherschen prädicanten bei gelehrten katholiken stin- 
kend gemacht hat. 11,527; die protestantischen kirchen, be- 
sonders die Juthersche. 530; 
der saget neue mähr, der bapst sei luthrisch worden. 
FLEMING 166; 
luthrisch, päbstisch und calvinisch, diese glauben alle drei 
sind vorhanden; doch ist zweifel, wo das christenthum dann 
sei? Locau 2,26, 100; 
männer, sollen Juthrisch glauben, weiber, wollen bäpstisch 
sein. 3,118, 98, 
in Norddeutschland hat sich, vielleicht schon seit lange, die fremde 
hetonung lutherisch ergeben, 
LUTHERTHUM, mn. : eine der hauptlehren des Lutherthums 
GÖTHE 26, 104; 
Franzthum drängt in diesen verworrenen tagen, wie ehmals 
Lutherthum es gethan, ruhige bildung zurück. 1,402. 
LUTSCHBEUTEL, m. saugbeutel oder beutelartig zusammen- 
jelegter sauglumpen kleiner kinder. 
LUTSCHE, f. träge person; bair, lutsch und lutschen (auch 
hure). Scum. 1,1543 I’romm. in Schlesien ist lütsche die hündin, 
vgl. unter lusche 2, sp. 1314; in ÖObersachsen 1ütsche schlechter 
kaffee, vgl. lheil 5,23 unter kaffeepansch; in Leipzig aber eine 
'utsche, wer gern behaglich nippt, trinkt, besonders kaffelutsche 
ALBRECHT 164°; ebenso weiterauisch lutsch KEHREIN 268. 
LUTSCHEN. werb. sauaen. wie kinder: ein landschaftlich ver- 
LUTSCHER — LÜTZEL 1354 
wreiletes tonwort, durch das Östliche Mitteldeutschland , Posen, 
Schlesien, Obersachsen, Düringen gehend und mit nutschen (s. d.) 
wechselnd; ferner am Mittelrhein , lutschen , saugen, besonders 
jon kindern gesagt, die an der multerbrust oder am Iutscher 
(sauglappen) saugen ; auch vom kaffeetrinken gebraucht, KEHREIN 
268; auch in Waldeck wird das wort gebräuchlich sein, da CuRTzE 
183° Jutscher sauglappen anführt; im fürstenthum Lippe heiszt 
2s Juxen, in lauten zügen saugen, vorzüglich von kälbern und 
lämmern gebraucht, doch auch von kindern. Fromm. 6, 355; bair. 
luzeln, saugen, schlürfen, auch verächtlich für trinken. Scum. 
1, 1550 Fromm.; am nächsten steht ludeln sp. 1230 und lullen 
sp. 1287. 
LUTSCHER, m. 1) einer der da lulscht, saugt. 2) der saug- 
heutel; vgl. unter lutschen. 
LUTTE, f. für lotte’' sp.1209: zum beschlusz . . sol ich auch 
ıls ein bergprediger unserm gott danken für die schöne kunst. 
das man gut wetter durch windfang, lutten, geblese und 
focher in ein stoln füren oder treiben kan und das böse 
wetter herausz ziehen und bringen. MarTnEs. Sar. 146°; auf 
dem Kuttenberg soll man das böse wetter in groszen lutten, 
wie die feweressen sein, zu tag auszfüren. ebenda. 
LUTTER, m. der zuerst durch die branntweinblase abgetriebene 
wässerichte spiritus. JACOBSSON 2, 650°, lutter ist nebenform zu 
‘auter, vgl. sp. 378, 
LUTTERBUBE, m. für lotterbube sp. 1211: mit lauter sol- 
;hen faulen lutterbuben und biergurgeln, die nichts dann 
;spacieren . . gehn. J. WEstpraL faulteufel (1563) B 6°. 
LUTTERN, verb., nebenform zu läutern sp. 386, wie die ad- 
jeclivform lutter neben lauter steht, vgl. vorher; in mehrfacher 
wendung. in Düringen die wäsche lüttern, durch spülen 
klären, vgl. oben sp. 378; technisch lüttern, den lutter des brannt- 
veins bereiten; sonst klären, enthefen: defecare lutteren Dıer. 
.69* (niederdeutsch); schweiz. lüttern, den koth von sich werfen, 
‚om rindvieh, niedrig von menschen STALDER 2,188; im Basel- 
et lüttere tüchtig, viel trinken SeiLER 197° (auf dem begriffe 
les entleerens fuszend); juristisch lüttern, wie läutern 4, sp. 388: 
so erbüt ich mich darumb, mit im für zu komen für uwer 
k. mt. camergericht und da lüttern zu Jauszen, ob der kouf 
umb die bemelten erbtail im rechten bestand hab oder nit, 
ıngezwyfelter hoffnung, uwer k. mt. werd dies min erbieten 
'ollig und gnugsam achten, und mir dest ungnädiger nit sin, 
;öllich handlung rechtlich lüttern zu lauszen. urk. Max. no. 167 
' 192. 
LUTTERWASSER, n, was lutter. JACoBSSON 2, 650°. 
LUTZEL, n. parum. 
1) die form dieses wortes, welches im 16. jahrh. für die hoch- 
leutsche schriftsprache selten wird, im 17. sich nur noch in 
‘puren zeigt und über diese zeit hinaus, auszer in eigennamen, 
vo es sich erhalten, nicht mehr vorkommt, ist westgermanisch 
Zimmer in Haupts ztschr. 19, 409): alts. luttil, ags. lytel, ahd. 
uzzil und liuzil, mhd. lützel; das goth. und altnordische haben 
ür den u-vocal $: goth. leitils, altn. 1itill. es führt zurück auf 
las ags. neutr. und adv. Iyt, alts, lut und liut, parum, mhd, 
ütze, lüz klein, gering, wenig; und eine gleichbedeutende neben- 
ıbleitung, mit anderem suffixe ist alts. luttik, fries. litek, lit- 
‚ech, ahd, luzzic, was sich mhd. nicht fortgesetzt hat. die grund- 
jedeutung von lützel ist die des geneigten oder niedrigen (ahd, 
uzzil auch brevis GRAFF 2,318), wie sie im altn. verbum lüta 
%ch neigen, niederbeugen, demütigen, ags. Hıtan , sich neigen, 
v‚eugen; ferner in altn. lütr niedergebeugt, gedemütigt, goth. Kiuts 
ıeuchlerisch, ags. Iytegian heucheln mit lot betrug; endlich auch 
n ags. lutian, ahd. 1üzen verborgen sein, mhd. lüzen lauern, 
rervortritt (vergl. auch Fıcxk? 855); und da das letztere verbum 
ahd. als lauszen (sp. 363) fortlebt, auch in lauschen (sp. 353) 
»ngeflossen ist, so zeigt sich solcher art eine weit verzweigle ver- 
wandtschaft von durchsichtigen verhältnissen und mit ausläufern 
bis in unsere neuere sprache. 
2) lützel, parum. AıLs. Bbh 4°; lützel, vast wenig, parvulus, 
lützel, ein wenig, modicum, aliquantulum, MAALER 275°; lutzel, 
yulg. wenig, exiguus, modieus. voc. Inc. heut. n 2°; paucum, 
wenich, lutzel, voc. opt, (Leipzig 1501) T 6°; lützel, parum, peu. 
SCHOTTEL 1360; bildel den gegensatz zu viel: ahd. nec ad dexte- 
ram nec ad sinistram noh vilo noh luzzil. STEINMEYER &. SIE- 
vERS ahd. glossen 419, 42; 
mhd. swaz unser herregot wil, 
sin si lützel oder vil, 
des muoz im der wille min 
gehörsam an min ende sin. 
LAMPRECHT vv. REGENSBURG Francisken leben 3800 +
	        
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