Full text: L. M. (6. Band)

1363 MACHE — MACHEN 
romanze in der mache. BÜRGER 464°; er vertraut mir, dasz 
ein noch viel heilloseres gesetz in der mache sei, ein ver- 
bot nämlich für alle beamte und officiere, fremde staats- 
papiere und eisenbahnactien zu kaufen. VARNHAGEN tageb. 
2, 310; bildlich in vertraulicher rede einen in die mache krie- 
gen, nehmen, einen in der mache haben, ihn bearbeiten, ihm 
den kopf zurechtsetzen, ihn nachdrücklich belehren: der weg ist 
am sichersten, dasz ihr ihn auf frischer that in die mache 
kriegt. Cur. WEISE liebesalliance 62; da hatte ich einen herrn 
geistlichen in der mache. neue prob. 238; diese damen und 
noch einige andere, welche sie sich beizugesellen wuszten, 
nahmen den kaiser Alexander in die mache. ARNDT leben 251 ; 
Lobeck hat auch den armen Creuzer wieder einmal schön 
in der mache gehabt. Passow leben (1839) 146. 
2) die ferlige arbeit und die art derselben: 
Daja. dasz Recha eine christinn ist: das freuet 
euch, einen chrisien, einen tempelherrn, 
der ihr sie liebt, nicht mehr? tempelherr. besonders da 
sie eine christinn ist von eurer mache. LEssSING 2,294; 
in Düringen sagt man der rock hat eine schöne mache, ist 
schön gearbeitet, fällt besonders gut ins auge; und die neueste 
zeitungssprache wendet das wort auch auf geisteserzeugnisse, be- 
sonders in der formel geschickte mache: das drama hat eine 
geschickte mache, ist aber sonst unbedeutend. 
3) in Leipzig, Halle a/S., der Lausitz, Schlesien ist mache 
das fett, das an gemüse gethan wird. ALBRECHT 164°, WEIN- 
HOLD 59°, die schmelze, die es eszbar macht. vgl. dazu machen 
11, €. 
MACHEN, verb. facere, efficere. das verbum gehört den west- 
germanischen sprachen an (Zimmer in Haupts zeitschr. 19, 459): 
ahd. machön, mhd. machen; alts. altnfr. macöon, niederd. nieder], 
maken; fries. makia, ags. macian, engl. make; in das islän- 
dische und schwedische ist es als maka, ins dänische als mage 
entlehnt worden. das prät. lautete ahd. machöta, conj. ma- 
chöti, mhd. machete, machte; die conjunclivform hat sich zu- 
weilen auch nach einer andern conjugationsclasse als mechte 
festgesetzt, und diese findet sich auch noch im 16. 17. jh., wie 
in der düringischen mundart noch jetzt: wo aber jrgent einer 
eins andern münz umbreget, oder widerumb in tiegel hrecht 
und geringe münz darausz mecht. Carolina art. 111; wäre 
kein wunder, dasz der gerechte gott aus solchen meister. 
losen weibern salzseulen mächte. CREIDIUS 1, 363; 
nit das sy mächt die selben rein. 
MuRNER geuchm, Eij‘; 
wann du auf falsche hülf und vortheil schon gedächtest, 
und fest dein auge zu, bei diesem kampfe, mächtest. 
D. v. D. WERDER Ariost 3,68,2 
im alemannischen aber braucht man die präteritalform miech 
(wie von einem reduplizierenden verbum): er heg-gseit, es miech 
em nüt (er sagte, das thäte nichts bei ihm); dasz en der choli 
zhinterfür miech (verrückt machte). Fromm. 5, 405, 42; ich miech 
keine umstände, wenn ich du wäre. ScHmiD schwäb. wb. 368: 
und damit in beziehung steht das früher einige male vorkom- 
mende starke part. prät. gemachen, das Scam. 1,1556 Fromm 
und LEXER 1,2001 aufweisen. über den wechsel des part. ge- 
macht mit machen nach infinitiven vgl. unten I, 23, e. 
machen, ahd. häufiger ga-machön als blosz machön, stützt 
sich auf das ahd. adjectiv gamah, aptus, idoneus, habilis, com- 
modus u. ähnl., an. makr, gewöhnlicher makligr geziemend. 
passend, bequem, entwickelt sich demnach von der vorstellung de: 
passend machens, bereitens aus (über seine weiteren verwandten 
griech. u&yas, MEIEWY, UEYLOTOS, LEYYAVOV hilfsmittel u. s.W. 
vgl. Fıcx? 382); die überlegende und zielbewuszte arbeit, die den 
begriffskern bildet, hebt Lessing gelegentlich hervor: fräulein. 
siehst du, Francisca, da hast du eine sehr gute anmerkung 
gemacht. Franc. gemacht? macht man das, was einem so 
einfällt ? 1, 527; wie leicht, wie angenehm ist es, einem künst- 
ler nachzuforschen, dem das gute nicht blos gelingt, son- 
dern der es macht. 7, 21; mit dem sinnverwandten thun, das 
aber einen weiteren sinn hat, als machen, kann das letztere in 
manchen fällen wechseln, es wird mit ihm auch in eine formel 
gebunden: 
ist es tag, so mach und thu 
ich, was mir gebühret, P. GERBARD 247,89 Gödeke; 
ebenso mit schaffen: von allen seinen werken, die gott schuf 
und machet. 1 Mos. 2, 3; 
er macht und schafft, dasz sie viel kraft 
und grosze stärke kriegen. P. GERHARD 213. 39. 
MACHEN 1364 
lie angegebene richtung des verbums auf einen gegenstand der 
ırbeit bringt der älteren sprache die vorwiegende transitive fü- 
qung, dazu die reflexive; erst in jüngerer zeit steht machen 
zuch intransitiv. 
I. machen, fransitiv. 
1) arbeitend etwas bereiten, verfertigen; mit einfachem oder 
näher bestimmtem object, dem ein persönlicher dativ hinzutreten 
kann. 
a) als ein allgemeines geschäfts- oder handwerkswort, dem ge- 
1auere bezeichnungen der art des schaffens gegenüber stehen: 
1äuser, hütten, schiffe machen (bauen) ; kleider, röcke machen 
nähen), faden machen (spinnen), einen strumpf machen 
stricken), geld machen (prägen) w. ähnl.; fone diu machont 
je marmorea sepulchra (steininiu grap). NOTKER ps. 48 (2, 171° 
Hattemer); ein kleid, das in eins snyders husz were zue 
nachen. weisth. 1,424 (Schwarzwald, 14. jahrh.); der deschen- 
nacher macht Ulenspiegeln ein grosze desche. Ulensp. 59 s. 86 
Zappenb.; und flochten feigenhletter zusamen, und machten 
nen schürze. 1 Mos.3, 7; mache dir einen kasten von ten- 
aen holz, und mache kammern drinnen. 6,14; Jacob ... 
jawet im ein haus, und machet seinem vieh hütten. 33, 17; 
nache daselbs einen altar dem gott, der dir erschein. 35,1; 
er) machet jm einen bundten rock. 37, 3; und Salomo macht 
ıuch schiffe zu Ezeon Geber. 1 kön. 9, 26; und der könig lies 
machen von hebenholz pfeiler im hause des herrn. 10, 12; 
ae ist gut sein, lasset uns drei hütten machen, dir eine, 
Hosi eine, und Elias eine. Marc. 9, 5; irrdine geschirr machen, 
;omponere pocula de Iuto. MAALER 278°; dasz er jetzunder gül- 
line (frinkgefäsze) machte, der zuvor erdine gemacht hätte. 
5CHUPPIUS 700; wenn die schwalben ihre alte nester nicht 
wieder finden, werden sie neue machen. 575; ich habe es 
ıicht einmal angeführet, dasz tags vor der hochzeit der 
'‚egimentquartiermeister ungerufen kam und das schwein 
‚hstach, und gratis würste machte, wie man noch an keinem 
hofe asz. J. PAUL Qu. Firlein s. 171; 
in wachs trückt sie die schlüssel ab 
und wurf imbs von dem schlosz hienab, 
darnach machet er schlüssel fein. 
H., Sacss fastn. sp. 1,6,189 Götze; 
wenn jr mir macht darzu ein kranz, 
so spring ich frölich an den reyen. 39,72; 
was henker, was soll dieses sein? 
für eine todte frau ein brautkleid auszusuchen? 
gesetzt, ich wollte wieder frein: 
SO müszt ich ja ein neues machen lassen. GELLERT 1,67; 
‚prichwörtlich: wo der zimmermann das loch gemacht hat, 
gl. oben sp. 1095, no. 8; übertragen: diese nacht sei eine fest- 
ıacht der götter, die freude soll ihr meisterstück machen. 
SCHILLER Fiesko 1, 4. 
b) als ausdruck der landwirtschaft heu machen, grummet 
der emd machen, aus gras durch mähen und trocknen berei- 
en: verdorret es (das gras), ehe man denn hew macht. Hiob 
3, 12; da man nach der ersten erndte die wiesen noch ein- 
nal hauet und grummet machet. öcon. lex. 1010; dergleichen 
nNatten werden im frühjahr abgeätzt, und wenn das heu ge- 
nacht ist, wachsen sie abermals stark genug. GÖTHE 43, 203. 
c) essen, speise, trank machen: ein ezzen machen. Bas. 
BERTHOLD 268, 21 + 
din hane der dort stät, 
den heiz mir machen ze naht, 
durch got, sö du beste maht. Amis 967; 
30 befalch er Ulenspiegeln, das er nem was er het und 
necht dem bauren ein supp. Ulensp. 34 s. 65 Lappenb.; mach 
nir ein essen, wie ichs gern habe. 1 Mos. 27, 4; butter machen, 
'ac in bulyrum cogere, spissare. STIELER 1191; eh die schoko- 
ade gemacht ist, madam, unterhalten sie mich. SCHILLER 
%esko 2,2; kaffee, thee, brantwein machen; ein gemachtes 
3ssen, als küchenausdruck, das ordentlich und eszbar bereitet 
ist: faluae beige, magerer kohl, der nicht genug geschmälzt 
oder nicht gemacht ist, uf loquuntur mulieres. CORVINUS 1, 249°; 
ein ungemachtes kraut (als karge kost). MatHEs. Sar. 9°; 
desz vaters zimmeraxt, der mutter näterei 
erwurben ihm mit noth den halbgemachien brei. 
am mangel mangelts nicht, FLEMING 4; 
feuer, licht machen: jre zweige werden für dürre brechen, 
las die weiber komen und fewr damit machen werden. Jes, 
27,11; nim das beste von der herd, und mach ein fewr 
drunder, markstück zu kochen. Hes. 24,5; ich mache licht. 
AÖTHE 15. 6.
	        
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