Full text: L. M. (6. Band)

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MACHEN 
d) in bezug auf spiel und tanz, einen walzer, reien, cin 
stück machen, aufspielen, auch nur eins machen: ich liesz 
yo (ihnen) mein schiffmann eins machen auf einer portuga- 
lischen sackpfeifen. Franx weltb. 216°; zeuch die geig aus 
dem sack, oder nem die sackpfeiff strack und mach uns 
den tutelei, den spisinger und tirlefei. Garg. 99°; der könig 
den spielleuten hefelhen liesz, den welschen tanz zu machen. 
buch d. liebe 231°; 
nun pfeif auf, pauker, juch heia 0! 
mach uns ein seuberlichs denzlin behend. 
fastn. sp. 335,32; 
ir spilleut, machet uns ain süeszen don! 413,18; 
pfeift auf, ir lieben knecht, 
nd machet mir den reien recht! 578,15; 
»feif auf, spilman, mach jn ein danz. 
H, Sacas fastn. sp. 1,20,196 Götze. 
»gl. dazu intransitives machen unten IL, 6, b. 
e) in bezug auf geistige arbeit, ein buch, eine schrift, ein 
drama, gedichte, verse machen; wir fühlen aber nur, wenn 
der ausdruck ein buch machen mit verächtlicher betonung ge- 
braucht wird, dasz darin etwas geschäftsmäsziges liege, vgl. dazu 
büchermacher, buchmacher fh. 2, 473. 475, bei andern formeln 
hat sich die geschäftsmäszige nebenbedeutung auf das substantiv 
macher zurückgezogen, verse machen wird ohne alle weitere 
beziehung von dichterischem schaffen gebraucht, ein versemacheı 
mit herabsetzendem beisinne: horet jr vom hause Israel, dis 
wort, denn ich mus dis klaglied uber euch machen. Amos 
5,1; zur selbigen zeit, wird man ein spruch von euch machen. 
Micha 2,4; hücher machen und auszlassen gon, libellos de re 
aliqua dare. MAALER 278°; dasz man eine solche schrift mache. 
ScHUPPIUS 506; ich lasse es dahin gestellt sein, ob es (das 
buch Hiob) Moses selbst gemacht hab. 293; es ist pedante- 
rei, dasz man auf universitäten viel disputierens macht. 5; 
man bittet mich, zur feier desselben (namenstages) eine öffent- 
liche poetische rede zu machen. ScHILLER hist.-krit. ausg. 
3,184; ich weisz es eben so gewisz, dasz herr Gottsched 
den Candide gemacht hat, als herr Gottsched weisz, dasz 
der verfasser der misz Sara Sampson die briefe, die neueste 
litteratur betreffend, macht. LEssınc 6, 222; ich kenne nur 
eine sache, die süszer ist als ein buch zu machen, nämlich 
eins zu entwerfen. J. Pau Qu. Firl. 88; sonst wäre gegen- 
wärtige zweite auflage gar nicht zu machen gewesen. 29; 
auch spilt keiser Claudius viel 
und macht ein buch von dem bretspiel. 
H. Sacss fastn. sp. 1,64,333 Gölze; 
die verse, welche man im bethen ausgedacht, 
sind schlecht wie ein gebeth, wobei man verse macht. 
HAGEDORN 1,114. 
f) auch allgemein eine arbeit, ein geschält machen: er hat 
zeine arbeit gemacht und kann gehen; die schüler haben 
schularbeiten zu machen; gebst einen guten goldschmid, 
machest sauber arbeit. Garg. 87°; sie wollte alles selbst thun 
und machte auch ihre geschäfte, zwar langsam und mitunter 
unbehülflich, doch genau und mit groszer sorgfalt. GÖTHE 
18, 166; 
die sahen nun mit gutem bedacht, 
was arbeit unser held gemacht. UuLAND ged, 330; 
>»in geschäft machen heiszt verhüllend auch den leib leeren. 
2) machen, wie erzeugen, schaffen. 
ı) so in bezug auf gott? 
waz wunders in der werlte vert! 
wie manic gäbe ist uns beschert 
von dem der uns üz nihte hät gemachet! 
WALTHER 20, 18; 
du hast himel und erden gemacht. Jes. 37, 16 (vgl. am an- 
fang schuf gott himel und erden. 1 Mos. 1,1); er ists der die 
berge macht, den wind schaffet. Amos 4, 13; gott von himel, 
welcher gemacht hat das meer und das trocken. Jona 1,9; 
und gott sprach, laszt uns menschen machen, ein bild das 
uns gleich sei. 1 Mos. 1,26; und gott müchet zwei grosze 
liechter. 16; sommer und winter machestu. ps. 74, 17; da sind 
walfische, die du gemacht hast. 104, 26; 
wer brachte sonn und mond herfür? 
wer machte kräuter, bäum und thier? 
P. GERHARD 221, 46 Gödekr; 
eh ich durch deine hand gemacht. 158,18; 
und sollt er (gott) sein geschöpfe hassen, 
warum denn hat er uns gemacht? DRroLLINGER 30. 
b) aber auch von irdischen wesen, in bezug auf erzeugung 
von nachkommenschaft, ein kind machen, kinder machen, früher 
selbst in würdiger rede gesaaot (val. kind fh. 5, 708), jetzt nun 
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ıoch als derber ausdruck; kinder machen, kinder gebären, 
lare operam liberis, sobolem facere. MAALER 279°; vom manne: 
Micol ward von gott gestrafet und ward unberhaftig, macht 
kein kindt mee. KEISERSBERG sünd. d. m. 46°; die erst mei- 
aung und die furnemest (der ehe) ist kindlein machen und 
die ziehen zu der eer gottes. narrensch. 112°; die zween 
brüder machten vil schöner sön, die bei jhrem leben er- 
wuchsen. b. d. liebe 268°; wann man im Elsasz sagt, diser 
nann hat das kind gemacht, drumb musz man jhm zu jar 
lie zunfivermehrung irrten schenken, das er uber ein jar 
lest williger sei. Garg.104°; es ist dein vater! er hat dir 
las leben gegeben, du bist sein fleisch, sein blut — also 
zei er dir heilig! wiederum eine schlaue consequenz! ich 
Nöchte doch fragen, warum hat er mich gemacht? SCHILLER 
“äuber 1,1; 
neur das mein mutter nit elich was; 
mein vater machet mich auf einer penk. fastn. sp. 250,32; 
(der) ein söllichs nit kan bedenken, 
das man die leut macht pei der nacht. 317,3; 
doch kan ich mit weidelichen sachen 
bei tag und nacht wol leut machen (spricht der Jingling) 
»on frauen, ein kind machen, gebären: (der könig) reit eines 
noles für einen wiher: do hette ein varende dohter 7 kint 
n geworfen die sü eines moles mittenander hette gemaht 
und geborn. d. städtechr. 8,385, 11; sie (die witwe) het nit 
mer dan den sun, und was im willen, keinen mer ze machen. 
XEISERSBERG evang. 63; also eine hricht ir ee, und würd mit 
einem kindt gon, und macht das kind, das ist nit sünd; 
sunder recht, das sye das kindt macht, aber das sie ir 
26 hett gebrochen darvon sye das kind entpfangen hatt, 
das ist sünd. bilg. 211°; mir ist mein junkfrauschaft so lieb, 
wann ich schon wüszt, dasz ich zween sün solt machen, 
lie alsz heilig weren, so wolt ich dannocht keinen man 
4aben. J. PauLı schimpf 37; 
nicht machs kindt jetzt (spricht der bauer zu seiner 
frau), das bitt ich dich, 
du sichst dasz wir mühselig sind, 
und wilt jetzundt machen ein kindt, 
ach liebe Krein, verzieh die sach 
8in kleine weil, und thu gemach, 
E, ALBERUS Esop 46‘; 
in dieser nechst vergangen nacht 
hat mich mein mutter erst gemacht, 84; 
von thieren: do gedocht Jacob, wie gethete ich, dye scheff- 
lin werden nun ytlich schefflin machen on flecken, wysz 
oder ganz schwarz. KEISERSBERG bilg. 41‘; “lieber sag mir 
eins. warumb Iydest du das schryen und schnatteren diner 
gensz und enten vor diner düren?” do sprach jener. darumb 
lyd ich sy, das sie mir jung entlin und genszlin machen, 
darmit ich mich erner. 76‘; in sprichwörtlicher wendung: 
as macht kein wolf kein lemblin nit. 
BrRANT narrensch, 49, 20. 
3) machen, durch wahl oder sonstige bestimmung schaffen, 
znsetzen, anordnen: dan satzt man baubst Gregorium ze Rom 
ab .. und macht ze Kostenz baupst Martinum ausz wälschen 
landen. d. städtechr. 4,231, 22; aber nach diesem geschicht 
keret sich Jerobeam nicht von seinem bösen wege, sondern 
verkert sich, und macht‘ priester der höhen von den gering- 
sten des volks. 1 kön. 13,33; zu seiner zeit fielen die Edo- 
miter ab von Juda, und machten über sich einen könig. 
ı chron. 21, 7. 
4) machen, darstellen, vorstellen, einen charakter, eine eigen- 
schaft aus sich heraus gestalten, eine rolle spielen? hört nur zu 
und merket wol drauf, dan hie wird ein kräh ein taub 
machen. FıscmarTt bienk. 107°; und du, klettre auf einen ca- 
stanienbaum, wenn jemand kommt, so mach deine nachtigall 
(ahme die nachtigall nach, wie du gewöhnlich thust). GÖTHE 
57, 171; dasz er den finken vergasz, und die nachtigall machte, 
und vor kurzer wuth liebend flötete. J. PauL leben Fibels 18; 
ich bin die wachtel und Victor macht den hahn. FrREYTAG 
handschr. 2,376; diese anmaszung kann nicht berechtigen, 
den philosophen machen zu wollen. KaAnrT 1,191; ein altes 
weib, das die begeisterte macht. THÜMMEL 3, 156; na, so mach 
zie doch das kind nicht (spiele sie nicht das kind). LENnz 1, 270; 
lasz er.. sich angewöhnt hatte, im gespräch auf eine feine 
weise theils ironisch, theils spöttisch den sophisten zu machen. 
GÖöTHE 19, 122; nun machte er sogleich als gast den wirth. 
;pendete reichliche früchte an seine gespielen. 21, 14; 
(sie) bedeckt ihr auge; macht die blinde, 
lauscht aber durch die jinger her. BÜRGER 19": 
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