Full text: L. M. (6. Band)

1367 MACHEN 
doch bald, wie weiber: stolz, ihn heisz zu sehn, 
macht sie die spröde, thut sie fremd und kühl. 
FREILIGRATH dicht, 6,201; 
von schauspielern: Philine, die eins von den landmädchen 
machte. GörHE 18, 278; mad. Brandel hatte diesen abend 
eigentlich die Nottingham zu spielen, sie vergriff sich aber 
in der rolle, und machte die Fulmer (in graf Essex). ScHiL- 
LER hist.-krit. ausg. 3, 586; übertragen? kurz er muszte, um 
nur die tochter zu sehen, die erbärmliche rolle machen, dasz 
er hinter der triumph-volante, wovor immer neuer vorspann 
trabte, stand. J. PAuL heiml. klagel. 16; 
auch spielen wir unsre trunknen nüchtern. 
so macht man schelm und bösewicht, 
und hat davon kein ader nicht. GötTHE 13,11; 
und sonst vorstellen: ich wollte wohl darauf schwören, dasz 
ich niemahls einen erträglichen santon (muhamedanischen mönch) 
machen würde, WızLANnD 8, 9; da der marchese‘ viel blut 
verlor, so machte Biondello, so gut er konnte, in der eile 
den wundarzt. SCHILLER hist.-krit. ausg. 4,277; Julie empfing 
ihren .. bräutigam schicklich aber zuvorkommend, Lucinde 
dagegen machte die ehre des hauses, wie jene ihrer person. 
GörHE 21,133; auch herauskehren, eine eigenschaft die in einem 
ist? ich mache hier (beim heiraten) gern den hürgersmann, 
gnädiger herr. ScHILLER kab. u. liebe 1,5; er (mein vater) wird 
mich zwingen, den unmenschlichen sohn zu machen. 3,4: 
öffentlich ehrt, liebkost sie ihn, insgeheim macht sie seine 
tyrannin. Warbeck 2. act (677°); im gegensatz zu bloszem spielen : 
ich aber sage von ihm und behaupte. dreist, dasz dieser herr 
Selicour, der jetzt gegen euer excellenz den redlichen mann 
spielt, einen rechten spitzbuben machte, da die zeit dazu 
war. narasıl 2.4: 
wenn jud 
und muselmann, auf jud, auf muselmann 
bestehen: soll allein der christ den christen 
nicht machen dürfen? Lessing 2,313; 
auf ein mal machte die auf mich die aufmerksame, 
und fragte: kennen sie mich nicht? BÜüRrGEr 106*: 
sah ich an das kind und dachte heimlich: 
will das bühbchen doch den meister machen! GöruE 2,188; 
ügur machen (vgl. th. 3, 1630), sich gut, vortheilhaft darstel- 
len: das schönste exemplar einer blondine, die. . neben den 
ersten schönheiten des hofes noch figur machen würde. 
ScHILLER kab. u. liebe 1, 5; wüsten sie nur, was für eine jäm- 
merliche figur die gesamte orthographische grübelei in meinen 
augen mache. REISsKE Thucyd., vorrede. 
5) machen, bezüglich der veränderung von körpertheilen im 
affect: ein gesicht machen; augen, grosze augen machen; 
krumme finger, lange zähne machen; die katze macht einen 
buckel, wenn ein hund sie anbellt; du wirst gaffen! du 
wirst augen machen! ScHiLLER rduber 1, 2; was hast du? 
du machst ein verdrieszlich, ein kaltes gesicht. GÖTHE 10, 158; 
ihr müszt nicht so augen machen und nicht so ein maul, 
ihr lernt es sonst noch viel länger nicht. PzestALozzı Lienh 
u. Gerir. 3, 36; 
urplötzlich stand die kirche, 
mit ihrem thurme, da, 
er machte grosze augen, 
wie er die kirche sah. Hö1ty 11 Halm; , 
will keiner trinken? keiner lachen? 
ich will euch lehren gesichter machen! 
GöTHE 12,103: 
da guckt ich der eule ins nest hinein, 
die macht ein paar augen! 208; 
eine böse, keine gute miene machen; gute miene zum bösen 
spiel machen; 
die Tiefenbacher machen böse minen, 
ScHILLER Wallenst. tod 3,7; 
in freierem sinne miene machen etwas zu thun: marquis 
macht miene sich zu entfernen. don Carlos 1,8; wer die frei- 
heit zu stürzen miene macht. Fiesko 3, 5. 
6) weiter in höchst mannigfacher art von menschlicher thätig- 
keit, die mit überlegung ergriffen und zum abschlusz gebracht 
wird; hier steht machen als farblosester verbaler ausdruck statt 
lebendigerer. so in bezug auf handarbeit, wo nähere bestim- 
mungen hinzutreten: einen flecken aus einem kleide machen, 
entfernen; einen deckel auf das glas machen, darauf drücken; 
mache den besatz auf das kleid! nähe ihn darauf; 
ein herr genöthigt auszugehn, 
vergasz, aus groSzer eil, die sackuhr an der wand, 
wo sie ein zahmer affe fand, 
und that, was er gar oft von seinem herrn gesehn, 
er machte sie mit einer binde 
sich um den leih, LicHTWER fabeln 3.14.5: 
MACHEN 1368 
uch von unabsichtlichem thun: einen fehler, ein ungeschick 
nachen; wir wissen noch nicht ob wir bestehen werden, 
ielleicht machen wir eine sau. A. GRYPHIUS 1698 726; einen 
lecken in das kleid, einen risz in die neue hose machen. 
ım häufigsten aber in einer groszen reihe mehr oder weniger 
Fester verbindungen in bezug auf freiere thätigkeit, wo machen 
»#twa wie ausführen, vollführen steht ; die folgenden beispiele geben 
nichts als eine kleine auslese: einen weg, eine reise, einen 
zang, schritte machen: sie haben doch, zum element! ein 
zut stück weges gemacht. LENz 1,88; gewisz haben sie (die 
kerls) einen ritt gemacht. ScHILLER rdäub. (frauersp.) 1,3; ich 
will) die runde durch Genua machen. Fiesko 3, 5; nur muszte 
ır versprechen, . . eine reise nach Provence zu machen. histor.- 
<ril. ausgabe 4, 130; wollen wir nicht einen gang über den 
Marcusplatz machen? 200; wir hatten kaum dreiszig schritte 
zemacht, so bemerkte ich den Armenier wieder. ebenda; sie 
1atte den weg schon einmal gemacht, sie kannte die wirths- 
eute, GÖTHE 17,382; dasz ich vor einigen jahren die grosze 
‘our machte. J. PauL Qu. Fizl. 3; 
bald eine fahrt auf dem see, bald nach dem lande zu machen. 
WIELAND 4,98 (n. Amadis 4,21); 
die pferde machen einen umweg. 
ScHILLER Macbeth 3,6; 
was rechte leute sind, die machen lieber 
den halben umweg um den langen flecken, 
eh sie den rücken beugten vor dem hut. Tell 3,3; 
in freierem und bildlichem sinne: wollen sie mich akkompag- 
nieren, herr von Walter, so mach ich einen gang auf dem 
Fortepiano. ScHILLER kab. u. liebe 5, 7; wie erlaubt ihr die 
sittsamkeit, gegen ihn schritte zu machen? hist.-krit. ausg. 
111, 192; 
begleitet, wen ihr wollt, ihr matten Pierinnen, 
und hinkt, so gut ihr könnt, in elegien mit! 
solch laufen offenbart den zustand blöder sinnen, 
und unsre schickung macht fast keinen sichern schritt, 
GÜNTHER 569; 
dem ganzen corps gereichts 
zum sporn, zum beispiel, macht einmal ein alter . 
verdienter kriegsmann seinen weg. SCcHILLER Piccol. 1,1; 
balın, raum, platz, eine gasse machen: ich habe das haus 
zgereumet, und fur die kamel auch raum gemacht. 1 Mos, 24, 31: 
mnachet ban, machet ban, reumet den weg. Jes. 57, 14; machend 
jr da weite, hinc vos amolimini. MAALER 278°; die wachen 
machen platz. ScHILLER hist.-krit. ausg. 3, 290; 
(sie eilt) durch alle sklavenwachen, 
die sie mit wunder sehn, und schweigend platz ihr machen. 
WIELAND 23,273 (Uberon 12,44); 
bildlich: diese traurige periode hatte einer noch traurigern 
platz gemacht. 403*; der freiheit eine gasse machen; 
(yott) macht bahn, da man kan 
gehn zur himmelsfreuden. P. GERHARD 123,47 Gödeke; 
herr, mache mir gerade bahn. 127,64; 
mach in mir deinem geiste raum. 241,79; 
hier ist der apfel, 
man mache raum — er nehme seine weite, 
wies brauch ist. SCHILLER Tell 3,3; 
ich mache _ 
mir bahn zu ihm, mit zwanzig Jünglingen 
gesinnt wie ich, zerbrech ich seine veste, 1,4; 
ainen zutritt, eintritt, eine unternekhmung, einrichtung, an- 
schlag, komplott, krieg, jagd wu. dhnl. machen: sie machen 
istige anschlege wider dein volk. ps. 83,4; mache dir einen 
zutritt durch dienst und gehorsam bei denen die Knechtische 
zemüther lieben. ScHuPrıus 550; das stück ,.. womit er seinen 
aintritt in die grosze ‚welt machen wollte. GÖTHE 18, 264; 
ınter dem vorwande einiger einrichtungen, die noch darin 
zu machen wären. ScHILLER hist.-krit. ausg. 4, 150; er machte 
an kleines komplot unter des herrn kompagnie. LESSING 
‘, 546; ich sehe aus diesen papieren, dasz Doria und sein 
ınhang komplott gemacht haben, mich..zu ermorden. ScHIL- 
LER hist.-krit. ausg. 3, 90; Fiesko wird morgen tod im hette 
gefunden. ich hab die anstalt gemacht. 102; dasz dein herr 
damit (mit den schiffen) jagd auf die Türken mache. 71; der 
polizeikommissair instruirt . . seine untergehbenen, auf das kist- 
chen jagd zu machen. 15%, 266; Arbon.. machte der darstel- 
'ung. wie sie das blatt zeigte, den krieg. GÖTHE 15,275; 
das, rief sie, hab ich wohl gedacht, 
so gut man auch die anstalt macht, 
so finden sie doch grund, der armen frau zu spotten. 
GELLERT 1,55; 
ich machte den versuch, durch fröhlichkeit und scherz 
Jen dämon. der dich plagte, zu verjJagen. WIELAND 9,22;
	        
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