1389 MACHEN
in täglicher rede fragt man wie macht sich die sache? wie
nimmt sie ihren fortgang? hier erscheint auch eine person als
subject: wie macht sich mein sohn in der lehre? fragt der
vater den lehrmeister; und es wird mit verwendung von machen
in prägnantem sinne geantwortet die sache macht sich, nimmi
einen guten verlauf, die sache macht sich nicht, will nicht
vorwärts; ihr sohn macht sich jetzt noch nicht besonders,
wird sich aber nach und nach sehon machen. eben auch der
täglichen rede gehört an wie sichs macht, je nachdem; viel-
leicht reise ich, vielleicht nicht, wie sichs gerade macht;
richter. frau, sagt, setzt ir zu recht die sach?
frau, richter, ja, wie es sich halt mach! fastn. sp. 542,11.
2) häufig sich machen, mit näher bestimmendem prädicativen
adjectiv, in wendungen von mancherlei art.
a) von personen und persönlich gedachtem, sich stark, wider-
setzig, kenntlich, unkenntlich machen uw. ähnl.: da wards
Jacob angesagt, sihe, dein son Joseph kompt zu dir, und
israel macht sich stark, und satzte sich im bette. 1 Mos. 48,2;
aber weil die Jüden sich widersetzig machten. LUTHER 8, 87°;
dies brachte uns auf die vermuthung, dasz er vielleicht in
die hände der pfaffen gerathen sein möchte und sich katho-
lisch gemacht hätte. ScHILLER 723°; kleide dich um, mach
dich ganz unkenntlich. hist.-krit. ausg. 2, 243 €räuber trauersp.
2,2); 0 geschwind, lasz sie (die leibwache) sichtbar werden,
und mache du dich nur unsichtbar. 3,317 (Fiesko, bühnen-
bearbeitung 4,14); diesen da haben wir gefangen, er wollte
sich flüchtig machen, 15% 17; sagen sie mir doch meine
herren, wie ich mich diesem bakardo verständlich machen
soll. 4, 202; mit meinem kleinen hause hatten sich meine
kreditoren bezahlt gemacht. 70; Verrina geschwind, mache
dich fertig. 3,35 (Fiesko 1, 10);
mit der welt und ihren kindern
mach ich mich nicht gern gemein. GÜNTHER 82;
sich beliebt, berühmt, gekannt, namhaft, nützlich, verdient,
werth machen: unterdessen hatte sich Karl Moor.. durch
auszerordentliche streiche weit und breit ruchtbar und furcht-
bar gemacht. SCHILLER hist.-krit. ausg. 2,355; die niederlän-
dische reiterei hatte sich in diesem kriege besonders nahm
haft gemacht. 9,7;
umfang ihn als ein kind, mit ausgestreckten armen!
er macht sich deiner werth, und kommt dir selbst zuvor.
GÜNTHER 600;
sie werden unsers gnädigsten vertrauens
sich werth zu machen wissen,
SCHILLER don Carlos 2,5;
ihr machtet
um meine krone euch verdient. 3,10;
sich beschwert machen, beschwerde erheben: wurden aber
hiezu sich die kirchendiener beschwert machen, als die un-
gezwungen zu sein vorgeben. LUTHER br. 3,368; sich einer
sache gewis machen, sich vergewissern; darauf haben sie sich
wol nicht gefaszt gemacht? ScHILLER räuber 2, 3; sich lästig,
zudringlich, nothwendig, nützlich, unentbehrlich, sich selten,
rar, kostbar machen: wuszte ich mich nothwendig zu machen
durch Konrad den frommen. KLinGER Otto 9, 32; der herzog
sucht eine parthie für die Milford. ein anderer kann.. mit
der dame das vertrauen des fürsten anreiszen, sich ihm un-
entbehrlich machen. ScHILLER hist. -krit. ausg. 3,375 (kab. u.
liebe 1, 5); du bursche? was du? der nothnagel zu sein, wo
die menschen sich rar machen? 452 (4, 3); jetzt macht der
arme teufel sich kostbar. 4,211;
wer sich
den menschen nützlich machen will, musz doch
zuerst sich ihnen gleich zu stellen suchen,
SCHILLER don Carlos 4,3;
sich schuldig, pflichtig, anheischig, verbindlich machen: so
darf es ein ehrlicher mann fast nicht mehr wagen, ein gutes
werk zu thun, ohne sich der gefahr auszusetzen, sich auch
für die zukunft dazu pflichtig zu machen. Möser patr. ph.
1,167; dieser (letzte versuch) war, dasz er (der marquis) sich
anheischig machte, beiden frauenzimmern eine beträchtliche
leibrente auszuwerfen. SCHILLER hist.-krit. ausg. 3, 564; sie (die
besatzung) sollte sich verbindlich machen, die einwohner in
keinem stücke zu belästigen. 7, 275; jedes mitglied der union
hatte sich zugleich anheischig machen müssen, neue mit-
glieder anzuwerben. 8, 50; eines so groben widerspruchs
macht sich die übereinstimmungliehende natur nicht schuldig.
10, 78;
dieser
hat alle schuld, wenn ich mich schuldig machte, Göruxgx 9.160;
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ich lustig, fröhlich machen: wie da seine knechte und hirten
zehen, und sich mit ihren hirtenliedern lustig machen.
5CHUPPIUS 102; dasz gute freunde zusammen kommen, mit
nander essen und trinken, und sich in ehren frölich machen.
53; die götter machten sich an seiner hochzeit so lustig,
ıls ob jeder seine eigene beginge. WIELAND 10, 20; ein
Schweizer voltigierte .. einst so heftig als er konnte von der
stube auf den sessel und von diesem wieder herunter — da
man ihn darüber befragte, gab er an: er mache sich lebhaft.
J. Pau Qu. Fizlein 3;
sie sprach, ihut euch fein lustig machen.
L. SANDRUB kurzweil 101;
sich schön, breit, grosz, mausig, wichtig machen, mit worten
oder geberden: diese ausleuftige rede hab ich müssen thun,
wiewol gar ungerne, weil der hessige geist sich so gern
wolt schön machen mit der fürsten von Sachsen schande.
LUTHER 3, 49°; ich gedenke aber es werde ein töchterlin sein,
lie machen sich so seltsam, sperren sich. br. 4, 7; du könntest
zott danken, und dich vor der welt grosz machen, wenn du
‚.eine so edle that gethan hättest. GüTHE 8,122; neulich
yuf dem jahrmarkte warf er den fremden, der sich mit
schwingen grosz machte, rechtschaffen an den boden. 11, 6;
wer ist denn der, der sich so mausig macht? 30, 22; sie aber
machte sich auf ihrem schemel so breit, als wenn sie im
hause allein wäre. 116;
warlich ich musz derer lachen,
die so breit und hoch sich machen. LoGcAu 1,178, 27;
da er nun seine strasze ging
dacht er: ich machte mich zu gering;
will mich aber nicht weiter schmiegen,
denn wer sich grün macht den fressen die ziegen.
GöTHE 13,116;
wenn erst die schande wird geboren,
wird sie heimlich zur welt gebracht...
wächst sie aber und macht sich grosz,
dann geht sie auch bei tage blosz, 12,197;
er macht sich nur lächerlich; ich will mich nicht besser
machen als ich bin; ein angeben bezeichnend (vgl. oben L, 16, d
%.e.)* er macht sich arm, gibt sich dafür aus; er macht sich
zjel reicher als er ist.
b) von dingen: so merkwürdig sich auch das unglückliche
roject des Fiesko in der geschichte gemacht hat. SCHILLER
‚orrede zu Fiesko; ihre glückseligkeit macht sich nur selten
ınders als durch verderben bekannt. kab. u. liebe 1,7; seit
3inigen tagen machte sich das wetter ungewisz, GÖTHE 28, 80;
lie gegend macht sich wieder grün. 83; so werden sie doch
ıuch diesen ort, der sich so berühmt macht, öfters besucht
ıaben. 30, 224; zur ersten ausgabe . . welche sich selten macht.
'9, 285; die grazie macht sich sinnlich und ist anch nicht
ırhaben, sondern schön. SCcHLLER 11%8° ;
also wil in allen sachen
nur der anfang schwer sich machen. LoGAU 3,89,64;
wer zu loben von viel sachen,
da wil lob sich schwerer machen,
als bei dem, wo nichts sich weiset,
das man füglich rühmt und preiset. 150,78;
nit besonderem bezug auf die darstellung für das auge, wıe
sich ausnehmen: das nah gelegene capitol war mit erleuchtet
ınd die feuerwerke auf dem platz des capitols abgebrannt.
las ganze zusammen machte sich sehr schön. GÖöTHE 29, 32;
ler für das gehör: eine natürliche sprache, kurz und ab-
zebrochen, machte sich eindringlich und rührend, 15, 320.
3) sich machen mit infinitiv: man that alles, um sich von
lem könig bemerken zu machen. GÖöTHE 25, 105;
doch weil der schlaf sich oft erwarten macht,
bleibt eine stets zurück. ihm mährchen zu erzählen,
WIELAND 10, 130,
4) sich machen zu etwas: und er macht sich zum groszen
‚rewel, das er den götzen nachwandelt aller dinge. 1 kön.
1, 26; noch ehe drei jahre um sind, mach ich mich zum
nönch. SCHILLER 1090°; sie (die mutter) gab mir nichts mit;
wozu ich mich machen ‚will, das ist nun meine sache,
‚äuber 1, 1; mich selbst will ich an die stelle des glases zum
zeichen machen, ob unsre verhindung möglich sei oder
nicht. GÖTHE 17, 345;
der starken engel compagnie
zieht fröhlich an, macht dort und hie
sich selbst zum wall und mauren. P, GERHARD 183,14;
der ritter naht, den reif ihm abzuziehn,
ımd macht, unwissend, sich zum oberherrn der geister.
WIELAND 22,113 (Oberan 3,301.