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MACHEN
die leute zu Sodoma.. sich für Lohts hausz macheten, und
kurzüm die männer so zu ihm eingekehret, sie zu erkennen,
heraus haben wollten, ScHupPius 508; (er) machte sich über
die milchtöpfe, GörHE 14,301; haben sich nach Rügen ge-
machet. pers. reisebeschr. 2,3;
da trauten die bauern nicht weiter zu folgen,
denn es war dunkel geworden, sie machten sich wieder nach
hause, GöTHE 40,193;
sich aus, von etwas machen; wir machten uns gestern vor
tags aus dem bette, J. PAUL uns. loge 3, 75;
ich will sie in schand sitzen lassen
und will mich weit machen von jr.
Sys. WıLDT fragöd, (1566) B 4’;
darnach macht er sich von dem ort
mit sein apostelpferden (zu fusze) fort.
FıscuAart S, Dominici leb. H4';
der grosze Sigismund, der nicht so zeitlich sich
von dieser welt gemacht (hätte) , woferren er durch dich
nicht seine statt ersetzt. Opitz 1,2;
wie ein wilder kauz, der sich zu machen scheuet
aus seiner öden statt, FLEMING 22;
da macht ich mich, mit donnerstimme,
noch endlich aus der höhle fort. GöTBE 1,212.
c) sich machen in etwas, sich verwandeln: sy machet sich
in eines wolfes wis. hezxenproceszact. im geschichtsfreund 6,248;
item aber hat sy vergigen (gestanden), das sy sich heig ge-
machet in eins katzen wis, und ist gangen gen Ospental..,
und hat Toman Vegly ein kind verderbt. ebenda.
IH. machen, mit fortlassung eines objects, in der neueren
sprache verbreiteter als in der ältern.
1) handeln, in irgend etwas thätig sein:
solt gott noch unserm willen machen,
ubel ging es in allen sachen;
wir wurden weinen me dann lachen.
Brant narrensch. 28 überschr.;
häufig als mit machen, dabei sein: mit dem hofmeister hat
es keine noth, der ist gut und machet mit, wo der zapfe
läufet und der pelz ein loch hat. ped. schulfuchs 69; {fort
machen, weiter handeln (vgl. th. 4, 23): machen sie immer fort,
und ich wünsche ihnen viel glück zur unternehmung. SCHILLER
Fiesko 3,10; in der formel einen machen lassen, einen an
seinem verfahren nicht hindern: laszt herzog Georgen mit den
seinen machen, er hat sein urtheil und richter. LUTHER 6, 1’;
nichts scheint rathsamer, als jene nur machen und ihren
gang fortsetzen zu lassen. KAnrT 6,404; dasz er bloser zu-
schauer sei, und die natur machen lassen musz. 10, 115;
lassen sie nur mich machen; es soll gewisz gehen. WIELAND
19, 301; rechnet auf mich! laszt nur mich machen. SCHILLER
räub. 2,1; richter der welt! dort winseln millionen seelen
nach dir — dorthin kehre das auge deines erbarmens —
mich lasz allein machen, richter der welt! kab. u. liebe 4,4;
auch machen, machen lassen mit wie und abhängigem satze:
sie gieng hin und machet, wie Elia gesagt hatte. 1 kön. 17, 15;
steh in geduld, wart in der still
und lasz gott machen, wie er will,
er kanns nicht böse machen. P. GERHARD 23,5.
2) an etwas machen, arbeiten: ich mach teglich an der
appellation, und wil nicht ein einige syllaben widderrufen.
LUTHER 1, 119°; weil er noch das werk für ihm hat und daran
machet. 4,2°; also machten alle weise menner unter den
zarbeitern am werk, 2 Mos. 17,8; jetzt nur noch in nicht ge-
wählter rede: der geselle macht an seinem meisterstück.
3) machen mit prädicativem adjectiv, ausführen, vollführen,
bewirken dasz etwas ist oder wird: ich kan tödten und leben-
dig machen. 5 Mos. 32, 39; lessige hand macht arm, aber der
vleiszigen hand macht reich. spr. Sal. 10, 4; das liecht der ge-
rechten macht frölich. 13, 9; stark getrenke macht wilde.
20, 1; so schüchtern macht die liebe. WIELAND 10, 19; es ist
leichter morden, als lebendig machen. ScHILLER hist. - krif.
ausg. 2, 251 (räuber trauersp. 2, 2); sie werden mir das gelenk
auseinander treiben. das macht geläufiger. 3,61 (Fiesko 2, 9) ;
der tod macht quitt. 69 (2, 14); bleiben sie bei dieser ver-
muthung — sie macht vielleicht weniger elend. 437 (kab. u.
V%ebe 3, 4);
(drei dichter die) zur dame ihrer gedanken die freundliche
weisheit gewählt,
die glücklicher macht und witz mit empfindung vermählt,
WIELAND 10, 7;
der schnee macht kalt, das feuer brennt,
SCHILLER hisi.-krit, auso. 11.65:
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machten sie aus übel ärger. LuTHER br. 3,439; weh denen
‚,die aus sawr süsze, und aus süsze sawr machen. Jes. 5, 20;
zur wahrheit lasz mich sein bereit,
dasz ich nicht mach aus sauer süsz. P. GERHARD 262,86.
4) machen mit allgemeinem subject das, zu dem ein er-
‘lärender satz tritt; das macht, das ist der grund, das ver-
ursacht es: da sprach ich, weisheit ist ja besser denn sterke,
noch ward des armen weisheit veracht, und seinen worten
ıicht gehorcht. das macht, der weisen wort gelten mehr bei
len stillen, denn der herrn schreien bei den narren. pred.
Sal. 9, 17; durch faulheit sinken die balken, und durch hin-
lessige hende wird das haus triefend. das macht, sie machen
»rot zum lachen, und der wein mus die lebendigen er-
ırewen. 10, 19; warumb aber die roszkäferisch scherabeierisch
art den eierschalen so feind: das macht, weil sie verdreuszt,
dasz sie ausz roszfeigen und keinen eiern kommen. Garg. 196°:
gibst weder gelt noch pfand,
as macht dasz ich sO dienstbarlich
mich gen der welt kan halten. 90°;
die angst so mich bewohnt,
läszt keinen augenblick mich lust und luft gewinnen.
das macht, weil Wittenberg mir so zuwider scheint,
dasz mir kein freudenstern darinnen aufgegangen.
GÜNTHER 624;
kellermeister. das ist
die siebenzigste Masche nun, herr leutnant.
bedienter. das macht, der deutsche herr, der Tiefenbach,
sitzt dran. SCHILLER Piccol, 4,5;
gl. das vorarlbergische ?
es machts, es sind halt dbürger hüt
nö mitternacht nöch zemmakö. Fromm. 4,279, 73,
5) nachahmung romanischen sprachgebrauchs sind die formeln
;s macht warm, es macht kalt, in süddeutschen, jenem sprach-
jebiete benachbarten mundarten: tirol. es macht kalt, warm,
zuch es macht tag, nacht (vgl. ital. fa giorno, Nolte) SchHöpFf
107; alem. s macht chalt, il fait froid SeiLER 199°; durch ein-
Tusz des französischen seit dem vorigen jahrh. auch hin und
wieder in der schriftsprache: es macht warm in der nähe,
ınd wir stehn da wie butter an der sonne. der junge GöTHE
2, 123; verschieden ist es macht mir warm, oben 1,17. auch
teiszt es jetzt das macht schön, das macht nicht schön, nach
lem franz. cela fait beau, wo der althergebrachte deutsche aus-
Iruck das läszt schön ist, vgl. lassen 14, sp. 227 fg.
6) machen auf die frage wie und mit der antwort so, um
ıllgemein eine ins auge oder ins ohr fallende thätigkeit zu be-
zeichnen.
a) wie macht der hund? er macht: wau, wau!; der an-
zeredete machte verwundert o! und blieb stehen; das kind
machte so (indem die geberde des kindes gleichzeitig nachgeahmt
wird); wie die capitulation um war, adieu, herr hauptmann,
macht ich, und ging nach hause. GörTHE 11,11; hat mans
ıur erst so weit im reinen, dasz die gemüther topp machen
‘die geberde des einschlagens). SCHILLER kab. u. liebe 1,1;
das lämmchen macht mä! mä!
die krähe macht krah! krah! aus einem alten canon;
mit unbestiummtem subject:
klip, klap, klap, klap, machts vor der thür
im langen dunkeln gange. L.Pz. HAHN ged. 25,
b) machen, aufspielen, fiedeln, was zunächst an die oben 1,1, d
zufgeführten fälle grenzt? zwei alte ehrliche Dürrwälder traten
heute mit einer geige und einem hackebret in meine stuhe.
uckt euch, schnauzte meine frau; wir brauchen keine spiel-
eut. husch! kamen meine jungens zu mir. 0 bitte, vater, lasz
zin bischen machen. ja, macht was her! a. m. im Tockenb. 264:
darumb ich in (ihnen) mach auff der gigen (sagt der teufel),
auf das sie können kurzwil triben,
gs sei mit tanzen pfyffen singen
und mit mir ad infernum springen.
PP, GENGENBACH Lodtenfresser 132 (s. 156 Gödeke) :
ein löffel da der spilman was,
der kont gar wol auf einem hafen machen.
Frankfurter liederbuch 140, 82;
in einem obscönen bilde?
hausfrau, du zeihest mich einer sach,
wie ich auf fremder geigen mach. fastn, sp. 161, 22,
7) machen, allgemeiner ausdruck einer beschleunigten thätigkeit.
a) hurtig machen, schnell, flink machen, fort machen,
n irgend welchem thun sich beeilen, gewöhnlich im imperativ, als
zufforderung dazu: Schnaps (mit vorbereitung). sperrt die ohren
auf! sperrt die augen auf! Märten. so macht denn fort!
ZÖTHE 14, 265; Schnaps. so hört mich. Märten, so macht
°ort. 277: