1413 MÄCHTIG — MÄCHTIGKEIT
kalte nacht gewest. AYRER proc. 2,10; Hannas der ander zeuge
dubitirt mechtig stark. 2,11; (der teufel) ist ein mächtig arg-
listiger geist. ScHUPPIuUSs 509; die gärtnerei hat mir hiszher
mächtig wol gefallen. 761; die arme frau Beatrix! sie wird
ein paar mächtig grosze augen machen, wenn sie sehen wird,
dusz der vogel ausgeflogen ist. WIELAND 11,211; in der mitte
eine tafel mit einem mächtig groszen becken, voll von gold-
stücken. SCHILLER Turandot 4,1;
da lacht Esopus mechtig sehr.
B, WauLnDıs leben Esopi v. 189;
das thet dem raben mechtig wol. E. ALBERUS 31°;
dann stünd der adel mechtig fein. 44;
die wern zum beicht hörn mechtig gut. 70;
die (höhle) lag in einem berg, gar weit und mächtig grosz.
D. v. DD. WERDER Ariost 11,9,7;
Fusca ist zwar mächtig schön. Locau 2,21,72;
. der ritter bezeigte demnach
sich mächtig vergnügt. WiıELAND 5,7 (n. Amatlis 12,14,
erste ausgabe sehr);
der könig, der sich groszpapa hegrüszen
zu hören eben noch nicht mächtig lüstern war. 18, 127;
ihm war mächtig bange, ;
das pferd sei durchgegangen. GöKIıneK 2,219;
auch ward ihr in die länge
die schnürbrust mächtig enge. BÖöRrGErR 22’;
mächtig feurig klopfte herz an herz.
SCHILLER hist,-krit, ausg. 1,128;
dem könig, sagt er, liege ganz erstaunlich,
gar mächtig viel daran, besonders viel,
von diesem briefe kundschaft zu erhalten. don Carlos 2,7;
der verblaszte sınn von mächtig in solchen fällen schlieszt sich
zunächst an die adverbiale verwendung oben nr. 7 an.
MÄCHTIGEN, verb. mächtig machen; in zwiefachem sinne.
1) reflexiv, sich gewalt, befugnis über etwas nehmen, wofür
jetzt sich bemächtigen fh. 1,1457: sich mächtigen einer sache,
sumere sibi potestatem , aliquid agendi in causa tertii, suscipere
aliquid proprio ausu. HALTAUS 1293; sich mächtigen einer
person, sumere potestatem absentis nomine agendi sub spe et
cautione rati. ebenda (mit vielen beispielen des 15. 16. jahrh.);
alle und jede obbeschriebene puncten und artikel, die hülf
wider den Türken, und andern betreffend, versprechen wir,
so viel uns als römischen käiser, auch uns und unser lieber
sohn Carolen, könig zu Hispanien, etc. dasz wir uns hierinn
mächtigen, als erzherzogen zu Oesterreich und herzogen zu
Burgundt berührend, zu vollnziehen, ohn alle gefährde.
abschied des reichstags zu Worms 1518, $ 11; ich will sein un-
bescheidenheit hüszen, und mich deins erlaubens mechtigen.
Wırsung Cal. 9; hie sihestu, das eheliche leut so hart an
einander verbunden sind, das sich eins dem andern nicht
entzihen kan, auch zum fasten oder zum beten, on des
andern willen, das er wil beide fasten und beten nachge-
Jassen haben, ehe eins sich solt seins leibs mechtigen, dem
andern zu versagen. LuTHER 2,300°; wir sind aber darauf
beruhet, dasz wir uns unserer landschaft nicht mächtigen,
noch unsre gethane zusage überschreiten könnten. kurfürst
Morıtz in Melanchthons opp. 7,7 Bretschneider; ich mag mich
dessen nicht mächtigen, non audeo, mihi non tribuo, non
vraesumo mihi talia. STIELER 1205.
2) transitiv, ermächtigen (vgl. mächtig 12): mächtigen, man-
Jato, potestate, autoritate agendi instruere, autorisare. HALTAUS
1292; weszwegen...der grosze Pompejus, der sich gleich
durch vertilgung der seeräuber in groszes ansehen gesetzt
hatte, zu ausführung dieses krieges mit unverschrenkter ge-
walt gemächtiget ward. LomENSTEIN Arm. 1, 212°; ich mächtige
einen jeden, den beweis zu führen. HırpeL 5, 298,
MÄCHTIGER, m. mandans. HALTAUS 1294. auch mandatarius.
1295: niemand soll bei gerichte . . einen geistlichen zu mäch-
tigern, vorsprachen oder anwalten nicht gebrauchen oder
haben. Danziger willkür 1598 (zu einem mächtigern. ausg. von
1732 s. 25; zu einem mächtiger. ausg. von 1783 s. 72).
MÄCHTIGHOLD, adj.: (eine erscheinung) die nicht als ein
spiel der phantasie, sondern als ein geglaubtes, mächtig-
holdes, durch sich selbst hedentendes wesen dasteht. HERDER
% Jitt. 17, 143.
MÄCHTIGKEIT, f. zustand des mächtigseins, nach dem ver-
schiedenen sinne des adjectivs: mechtikeit der kraft, valitudo.
voc. inc. theut. n3‘; mechtikeit, potentia, autoritas. ebenda;
und wart do Lotharius von dem Innocencio zü keiser ge-
krönet uszewendig Rome, wan sü von der mehtikeit Anacleti
des unrehten hobhestes nüt möhtent züu sant Peters kirche
MÄCHTIGLICH — MACHTLOS 1414
xumen. d. städtechron. 8, 438, 4; das sie (Maria) hoch machet
ınd hoch preisen wolt die mechtigkeit, güte und barmherzig-
keit gottes. LUTHER 3, 413°; dise Samniter seind etwa So
zxroszer mechtigkeit gewesen, das sy die Rhömer mit groszer
ıderlag bekriegten. Fran weltb. 73°; stärke und mächtigkeit.
AYRER Proc. 1,1; ich danke ihnen, hochverehrter mann, im
ıamen der menschheit, dasz sie uns das erhebende schau-
;piel der gröszten intellectuellen mächtigkeit und kraft ge-
paart mit unauslöschlicher anregender wärme der gefühle
larboten. A. v. Humsoipr an Gausz 24; als titel des königs,
majestas: sye uwer kuniglichen mächtikeit mit ganzer demut
von uns zu wissen. HaLTAus 1295 (v. j. 1425); wir tün ewer
zuniglichen mächtigkait ze wissen. d. städtechron. 5, 375,2 (v. J.
432); so bitten wir ewer kuniglichen mächtikait. 12; mäch-
igkeit in der bergmannssprache (nach mächtig 3): die ausmes-
;ung eines ganges nach seiner breite, welche mit der weite
ler von ihm ausgefüllten spaltung einerlei ist, wird dessen
nächtigkeit genennet. bericht vom bergbau (1769) 10; ein flötz
„.6s sei von welcher mächtigkeit es wolle, GörkE 51,110.
MÄCHTIGLICH, adv. mit macht: mechtiglich, potenter. voc.
nc. theut. n3°; mächtigklich, vaste, fortiter, nervose, valenter,
jalide. MAALER 280°; mit heeresmacht: do er sach, das der
<önig ettewie lange bleip zu Meyelon mehtekliche, do he-
rahtete Gwido der herre von Meyelon, wie er disen künig
nit verretnisse mohte erdöten. d. städtechron. 8,462, 16; mit
voller befugnis: so han wir . . den obgedachten fronhob mech-
iglich, erblich und ewiglich gefryet aller beswernisse. LENNEP
andsidelr. 2,103 (v. j. 1476); mit überlegener kraft: wie ein
ıagelsturm, wie ein schedlich wetter, wie ein wassersturm,
Jie mechtiglich einreiszen. Jes. 28,2; (ein prediger der) das
‚vangelium mit seinem blut so mechtiglich bestetiget hat.
"UTHER 3, 28; droben haben wir gründlich und mechtiglich
jeweiset, dasz d. Carlstads tuto müsse aufs brot deuten.
4°; (wenn nicht Christus) dieselbige (hölle) durch seine gött-
iche gewalt mechtiglich gewonnen und zustöret hette. 6, 78°;
las unser papisten .. nichts darnach fragen, das sie mit der
jellen warheit öffentlich und mechtiglich uberwunden und
ıberzeugt sind. 111°; gott schützet die seinen mächtiglich,
leus suos potentissime Iuetur. STIELER 1206;
gott, der alle wesen
erschaffen hat, und mächtiglich erhält.
L, KarscHin in Campes kinderschriften 4,22;
wie mächtig 7, fast im sinne von überaus, ungemein: es mag
hn freilich mächtiglich ergötzt haben. GÖöcHHAUSEN in Mercks
wriefs. 1, 186;
so schlägt er nach und nach, den finger stets am mund,
bis auf das achte (blatt) um, heguckt es ernstlich rund
herum, und ist gar mächtiglich betreten
zu sehen, dasz darauf nicht eine silbe stund,
WIELAND 10, 349;
desz wundert ihn gar mächtiglich. 18,224;
dem ritter, der bisher die nebenbuhler alle
die erde küssen hiesz, schwillt mächtiglich die galle ...
23,299 (Oberon 12,87).
MACHTKRAUT, n., wie machtheil.
MÄCHTLICH, adv. mit macht: aber doch sind es artikel
ınsers glaubens hell und mechtlich in der schrift hbezeuget.
UTHER 3,352".
MACHTLILIE, f., wie machtblume.
MACHTLOS, adj. und adv. ohne macht.
1) ohne körperkraft: machtlosz der kreft, invalidus, debilis.
‚oc. inc. theut. n 3°; machtlosz machen, sein oder werden,
nattare, debilitare. ebenda; wann das kriegszvolk müd und
nachtlosz worden. FRonsPERGER Kkriegsb. 1, 125°; oft und dick
wil ein kranker von einem selbst kranken, machtlosen, dürren
zurren getragen werden. Kırcynor mil. discipl. 118; darumb
schilt s. Augustin auf die junge hachen, die ihre plüst der
ugend in aller uppigkeit dem teufel opfern, und das ver-
lorret machtlosz spreweralter unserm herrn gott. Garg. 273°:
der könig reit in der einöd,
wurd irr, und ward machtlosz und blöd, H.Sacys 5,383",
2) ohne gewalt: machtlosz des gewalts, impotentes. voc. inc.
heut. n 3°; hastu jhe unsern gnädigsten herrn.. also macht-
osz an volk, gelt, raht und kriegserfarenheit gespürt, das
ır nit köndt und solt deim unköniglichem trotzigen einfall
widerstehen? Garg. 216°; machtloser zorn ist nachdruckslos,
‘ana est sine viribus ira. STIELER 1178;
im grabe ruht, der euch gewaltsam händigte,
und machtlos steht die mutter zwischen euch,
SCHILLER braut von Messina v. 442;
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