1415 MACHTLOSIGKEIT — MACHTWILLE
von einer urkunde, einem spruche (vgl. macht 3, f sp. 1399):
und derselbige brief alsdann machtlosz sein und unkreftig.
HALTAUS 1287 (v. j. 1490); de schepen spreken, se welden
kesen up or recht: mochten se des nicht don, so scholde
it machtlos sin. d. städtechron. 7, 240, 13.
MACHTLOSIGKEIT, f.
MACHTMANN, m. mandatarius; plur. machtleute. HaLTAUs
‚287.
MACHTMITTEL , n. mittel das die macht reicht. BECKERS
weltgesch. 13, 90.
MACHTRAUB, m. usurpatio. CAMPE.
MACHTSCHILDLEIN, n. schildlein als zeichen der (priester-
lichen) gewalt: das machtschiltlin auf der brust, mit dem
liecht und recht, künstlich gewirkt. Sir. 45,13.
MACHTSCHUTZ, m. summa potestas , supremum dominium.
SPIELER 1948,
MACHTSPIEGEL, m.:
so wirst du andern auch in deiner tugend schein
der ewgen sonnen macht- und weisheltsspiege! sein.
ROCKES 4,414.
MACHTSPRUCH, m. decretum principis, sententia definitiva.
STIELER 2104; ein machtspruch der vernunft. Kanrt 5,87; sich
in glaubenssachen gegen autorität und machtsprüche . . auf-
zulehnen. WıELAND 29, 126; die schlüsse des Leipziger bundes
wurden durch einen machtspruch vernichtet. ScHILLER hist.-
krit. ausg. 8, 179;
sitzt ein Quintil im rath der kleinen kenner,
wo man so keck den frühen machtspruch wagt?
HAGEDORN 2,58;
des fuhrmanns macht- und sittenspruch,
ein zehnmal wiederholter fluch,
war eben, wie der peitsche schlagen,
zu schwach bei diesem schweren wagen. GELLERT 1, 58
MACHTSTAB, m. 6cdß0o0s:
Hermes aber .... hielt in den händen den machtstab,
schön aus golde gebildet, womit er der sterblichen augen
zuschlieszt, welcher er will, und die schlummernden wieder
erwecket. Voss Odyss. 24,2.
MACHTSTREICH, m. gewaltstreich. DAHLMANN gesch. d. franz.
"evol. 229.
MACHTSUCHT, f. sucht nach macht: Napoleon ist dem erb-
ibel der machtsucht verfallen. WacusmutE gesch. Frankreichs
‘461; schwelgen in roher machtsucht. VARNHAGEN fageb. 6,379.
MACHTTHAT, f.: jeder machtspruch und jede machtthat.
HIpPPEL 8, 237.
MACHTVERTHEILUNG, f. vertheilung der politischen macht:
die äuszersten hauptumrisse der neuen machtvertheilung.
PERTZ Steins leben 2, 15.
MACHTVOLL, adj. und adv. voll macht ; auf erscheinung und
wirkung bezogen (wie mächtig 2 sp. 1407): ein machtvolleı
wasserstrahl sprang empor;
aber da rings die krystalle mit hellem gekling zu einander
klingelten, rings in den klang machtvoll aufjauchzender glück-
wunsch (tönte). Voss Luise 3,2, 681
MACHTVOLLKOMMEN, adj. und adv. vollkommen in macht,
nur aus eigener macht handelnd: eine ehre sich gränzenlos
und machtvollkommen beilegen. HırreL 6,198,
MACHTVOLLKOMMENHEIT, f.: auf dem gipfel ministe-
rieller machtvollkommenheit. GöTHE 31,60; um uns aber zur
eigentlichen spiraltendenz zu wenden, so verweisen wir auf
obiges, was von unserm freunde von Martius ausgeführt
worden, welcher diese tendenz in ihrer machtvollkommen-
heit als abschlusz des hlüthenstandes dargestellt. 55,116. es
ist, wenigstens in der urkundensprache, ein altes wort: haben
wir...in kuniglicher mechtevolkomenheit und kreften ditz
briefs ... ein newe haller-münze mit crewzen und mit handen
uffgesetzt und heiszen slahen. münzgesetz von 1385 in den
d. städtechron. 1,240, 25.
MACHTWEIB, n. gewalt ausübendes weib: Mathilde. Wallrod,
hast du mich lieb? Wallr. machtweib, das mich durchlebt
vom wirbel bis in die zehe hinunter, mit meinem sein wie
mit einem ball spielt! Fr. MÜLLER 3, 179.
MACHTWERK, n. opus insigne, memorabile, supremae pote-
atis. STIELER 2557:
ja, freilich nicht allein von menschenwitze
ist solches machtwerk ausgeführet worden. R&cgEert 128.
MACHTWILLE, m. violenta, imperiosa, potens voluntas, kraft-
wille. STIELER 2537; gott hat keinen ausgelassenen (unüber-
legten) machtwillen, sondern will alles aus ursach und zum
besten. LEIBNIZ deutsche schr. 1. 419.
MACHTWORT — MACHWERK 1416
MACHTWORT, n. 1) wort von mächtigem, kraftvollem klang
ınd sinn: von allen den freiheiten, die man sich . . in dieser
versart (dem hexameter) nehmen dürfte, vornehmlich in der
aachahmung fremder mundarten, in anständigern versetzungen
ler wortfügung, in dem gebrauche alter machtwörter, in
norgenländischen metaphern. LESSING 6,85; unsere klang-
worte sind oft auch machtworte: an diesen sind wir noch
eich und stark; aber reicher und stärker gewesen. HERDER
s litt. 1,81; Clodius aber hatte sich als nachahmer beson-
lers die fremden worte gemerkt, wodurch jene Ramlerschen
zedichte mit einem majestätischen pompe auftreten... zu
‚ustiger stunde, da wir in den kohlgärten den trefflichsten
zuchen verzehrten, fiel mir auf einmal ein, jene kraft- und
nachtworte in ein gedicht an den kuchenhäcker Hendel zu
versammeln. GöTHE 25, 138;
ein barde hiesz, aus frommer pflicht,
ein ganzes heer von sylben ringen,
ich will nur zwo zur sprache bringen,
weil doch in fabeln öiles spricht,
es sind die, so ich reden lasse,
machtwörter von der ersten classe,
die in der welt was rechtes schrein,
die alten feinde: ja und nein. HAGEDORN 2,55,
2) wort von befehlender, zwingender gewalt: machtwort, sanctıo
pragmatica , sententia definitiva. STIELER 2579; da er sprach
zen. 1. es sei sonn und mond, und war kein lügenwort, so
‚st sein wort freilich nicht ein nachwort, sondern ein macht-
wort, das da schaffet, was es lautet. LUTHER 3,445”; rede
hr doch zu, dasz sie ihren eigensinn fahren läszt, und sich
ındlich zu einem festen bündnisse mit dem herrn Damis
antschlieszt, ehe ich als vater ein machtwort rede. GELLERT
3,4; alles, was ist, ist ihm (dem menschen) durch das macht-
vort des augenhlicks. ScHILLER hist.-krit. ausg. 10,359; wort
ünes herschers, eines befehlhabers:
wehr und waffen von sich werfend,
entschaart das ganze heer sich im gefilde;
da hilft kein machtwort, keines führers ruf.
SCHILLER Jungfr. von Orl. 1,9;
mordbrenner umher aussendete sein (Neros) machtwort.
. PLATEN 110,
MACHTZEICHEN, n. zeichen einer macht, einer herschenden
der staatsgewalt? die machtzeichen insignien CAMPE.
MACHUNG, f. das machen; substantiv zu dem verbum in
’einen verschiedenen bedeutungen: machung, paratio, prepa-
‘atio, machung, vulg. beschaffung der welt, machina mundi.
»0c. inc. theut. n3°; machung, formatio Dasyp.; sunderlich
yas zu machung der schiff gehört. Frank weltb. 183°; nach
il blütvergieszen, und armer leüt machung, brand und mord
ward der krieg gericht. chron. 218°;
und merk uff der planeten louff
ob diser tag sy güt züm kouff,
zü buwen, krieg, machung der ee.
BrAnT narrensch, 65, 25,
MACHWERK, n. werk mit betonung des handwerks- oder
jeschäftsmäszigen verfertigens (vgl. mache 1 sp. 1362 und machen
»1,@ Sp. 1364); ein vor ADELUNG in den wörterbüchern nicht
erzeichnetes wort: die geschäftsmänner, die ihr machwerk
savoir faire) verstehen. KanTt 1,227; das machwerk an diesem
schmucke mag mechanisch sehr verschieden sein und ver-
zchiedene künstler erfordern. 7,187; mit dem nebensinne des
geringfügigen oder verächtlichen: die geschnittenen steine,
welche man abraxas nennet, sind itzo durchgehends für
nachwerke der gnostiker... erklärt. WIinkELMANN 3, 114; in
ler vergleichung mit andern schlechten machwerken, welche
ıllen beifall erhalten. Bone Montaigne 4, 197; meine eigenen
sleinen machwerke, eine weit ausgebreitete weltpoesie, Mmusz-
ten ihr nach und nach bekannt werden. GÖTHE 26, 168; das
nachwerk (Werthers freuden von Nicolai) selbst war aus der
°ohen hausleinwand zugeschnitten, welche recht derb zu be-
reiten der menschenverstand in seinem familienkreise sich
viel zu schaffen macht. 231; dasz einige reden Ciceros...
für später untergeschobenes machwerk und keineswegs für
‚onderliche redemuster zu achten seien. 31,199; (die falsche
vürde) schneidet sogar die haare ab, um das geschenk der
ıatur durch ein machwerk der kunst zn ersetzen. SCHILLER
Kist.-krit. ausg. 10, 124;
vergeh, erbärmlich machwerk! UHLAND gend, 169;
ungewöhnlich machwerk ohne die oben angeführte beziehung,
vie schöpfung: die erfindung eines hüsen wesens (des teufels),
las in das machwerk des guten (gottes) pfuschte. KLInGER
2.179.