MACK — MÄDCHEN
MACK, n. in den formeln hack und mack, miek und mack,
» fh. 4*, 98 und unten mick.
MACKERN, s. meckern.
MADAMCHEN, nr. madame mit kosender oder schmeichelnder
beziehung: das kind schrie in der thüre ganz erbärmlich,
und wir muszten zuletzt ernstlich verlangen, dasz das hübsche
madamchen dabliebe. GöTHE 28,189.
MADAME, f. als modische allgemeine anrede an höher ge-
stellte frauen seit dem 16. jahrh. aus dem französischen über-
nommen: könig Heinrich der 4. sagt zu einer heszlichen laidt-
lichen frawen: madame wie lang ist es, dz jhr auf dem
schlosz Beaute gewesen? ZIinkerErF apophthegm. 2, 108; weisz
ich nicht schon genug? madame! aber reden sie nur! reden
sie nur! (Odoardo Galotti zur gräfin Orsina), LESSING 2,172;
madame, ich danke ihnen für das zutrauen mit dem sie mir
den schatz in die hände liefern. GÖöTHE 10, 145;
nur einmal noch möcht ich dich sehen,
und sinken vor dir aufs knie,
und sterbend zu dir sprechen:
madam! ich liebe sie! H. Heine 15,146;
madame! sie sind die schönste aller frauen! 16,220;
‘was läutet man im dom, Elisabeth?’
madame, wir haben heut Mariatag.
A, v. Droste-HüöLsHOFF ged. 131;
in italiinischer form: madama, ich bring euch eins! Phil.
Lugd. 5,289; als titel vor eigennamen, oder auch ohne nennung
derselben, bei frauen der höheren stände ist madame altbezeugt !
Solms graff Herman
und sein madam, Straszb. druck von 1593 in STÖBERS
Alsatia 1858 s, 92;
und ward bis auf die jüngste vergangenheit (heute hat sich das
deutsche frau wieder geltend gemacht) als allgemeine titulatur für
verheiratete oder als verheiratet vorausgesetzte frauen aller besserer
stände verwendet: Narbonne, minister. madame Belmont, seine
mutter. SCHILLER Yarasit, personenverzeichnis; Madame Sommer.
GöTEE 10,128; hier ist die suppe für madame. 131;
das menschenvolk mich ennuyieret,
sogar der freımd, der sonst, passabel;
das kömmt, weil man ‘madam’ titulieret
mein süszes liebchen, so süsz und aimabel (weil sıe eine
frau geworden ist). H.HEINE 15,103;
volksmäszig auch die madame, wie sonst die frau, aber mit
bezug auf ihre höhere stellung oder modische erscheinung; so
madame im gegensatz zu einer hausfrau: einen frommen und
guten (meister), der eine gute und kluge hausfrau hatte, eine
frau meisterin und nicht eine madame. J. GOTTHELF 11, 4.
»gl. mamsell. ;
MÄDCHEN, n. puella.
1) mädchen ist eine unter den verkleinerungsformen zu magu
(vgl. mädel, mägdlein, maidel und maidlein), die von Nieder-
deutschland (virguncula mechdeken Dıer. 622° aus Köln 1507)
und von Mitteldeutschland her, wo es ein wort der hausrede war,
in der schriftsprache sich verbreitet und hier edlen klang gewinnt.
die ursprüngliche form mägdchen, oder nach dem sprachbrauche
jener letzteren gegenden mögdichen, verwendet LuTHER in der
bibel nicht, wo er stets das auch uns noch edliere mägdlein (bei
im meidlin) setzt, wol aber in der fraulichen rede: Maria die
arme kindermagd von Nazareth, wil auch mit den königen
rumpeln, da sie sagt, er setzet die gewaltigen von stülen,
etc. sie ist ein fein megdichen gewesen, musz eine gute
stimme gehabt haben. tischr. 35°; sie kommt erst im 17. jahrh.
in der schriftsprache mehr vor: mit einem schönen mägdigen.
pers. rosenth. 5,12; cin schön und züchtig mägdigen. 5,20;
0 ihr lieben mägdgen! die ihr noch euer ehr und jungfrau-
schaft unversehrt erhalten habt. Simpl. 3,23 Kurz; im wechsei
mit mägdlein: so ist mir auch ein alter thalbaur hekant ge
wesen, von dem das gespräch gangen, er hätte ein mäg-
digen aus seinen enkeln (eine enkeltochter) mit einem stecken
geschickt. . solchen an einen gewissen ort in ein stück korn
in die erd zu stecken, das mägdlein sei aber von einem regen
übereilet worden. 4,274; selten bei dichtern des früheren 17, jh.,
denen im allgemeinen das wort noch nicht genehm ist:
ihr, ihr süszen zuskermägdchen, ihr, ihr zärtsten Pindustöchter,
seid nicht wie die andern jJungfern, LocaAu 3,91, 77;
wo du lust zur wollust hast, kanstu sie nicht besser büszen,
als wann du dir }egest zu ein sehön mägdchen, das gewissen
111,57;
später, und bis ıns 18. jh. hinein häufiger: ich bin ein armes
mägdchen. LEssınc 2, 412; ich bitte für das arme mägdchen.
418: Horatz sagt von einem verhuhlten mägdchen. 3, 359;
1418
velch mägdgen ist denn keusch? Günther 545;
Carl, tugend und Eugen! erlaubt mir umzuspringen:
lie mägdgen rauben mir, was ihr bekommen sollt. 582;
es geht ein böser ruf, mein mägdgen lebe frei.
PHILANDER V. D. LINDE scherzh. ged. 184;
das ist ein englisch kind, das mägdchen musz man lieben.
J. E. SCHLEGEL 2,475;
lieder, wie sie verliebt seufzend ein jüngling singt,
der, vom mägdchen entfernt, sich zu den freuden zwingt.
CRONEGK 2,219:
7egenüber dieser form kommt aber mädchen, mit ausgefallenem
:tammhaften g, schon frühe vor: puella cypria hohrmedichen
TRocHus bei DiEr. 471°; derselbigen behre (bären) einer hatte
in medigen erwischet. SpiTTEenDORF denkwürdigkeiten 217 Opel;
jedenfalls zeigt diese schreibung die gewöhnliche aussprache des
wortes, welcher die schriftsteller, vielleicht mehr für das auge,
und des etymologischen gewissens halber, als für mund und
hr jene sorgfältigere form entgegensetzen; bis mädchen gegen
;nde des 17. und zu anfang des 18. jahrh. namentlich von
Düringern und Obersachsen (im sinne von 6 unten) mit vorliebe
‚jerwendet wird: mägdlein, nobis (d.h. den Erfurtern) mädgen.
STIELER 1210;
mich deucht, wenn ich ein mädgen wäre,
ich rennte nicht so hurtig ein (in die che).
PHILANDER Y, D. LINDE vermischle ged. 50;
so gehts im lieben auch gewisz;
ein jeder liebt sein mädgen;
der liebet seine Dorilis,
und der sein liebes Kätgen. scherzh. ged. 168;
ein. mädgen von siebenzehn jahren,
MENANTES gulante ged. 105;
indessen müsse dich das glück so vielmahls küssen,
als wol die männernoth die lieben mädgen quält, 114;
kein wunder wär es, wenn zum lieben
den mädgen alle lust vergieng.
AMARANTHES (1710) 332;
wer sich ein mädgen holt (in die ehe), hat dieses zum voraus,
er kan sie wie er will, nach seiner hand erziehen. 357;
»on solchen dichtern übernehmen die Anakreontiker die form und
nachen sie für die poetische sprache allaemein, val. die stellen
ınten unter 6.
2) plur. ist öfter mädchens (vgl. jungens fh. 4?, 2375): die
othen wangen der schönen jungen mädigens. pers. rosenth,
„28; an zarten mädgens. WINKELMANN 4, 113; welches nur
ıllein bei unverheiratheten mädgens in gebrauche war. 5,174;
vo sich der Tejer im traume sowohl mit schönen mädchens
als knaben herumjagt. LESSING 4, 24; ihr tapferster jüngling
zonnte sich die schönste unter den mädgens wählen, die zu
iem ende vor ihnen tanzen muszten. Sturz 2, 66; in der Main-
jegend und am Mittelrheine mädcher: wir mädcher. G. PARTHEY
iugenderinnerungen 2 (1871) 324.
3) verwendung des pronomens nach dem natürlichen geschlechte
ıegegnet hinter mädchen öfter (vgl. frauenzimmer fh. 4}, 86) :
las redliche mädchen braucht nichts. wenn sie weltliche
yücher und romane hat, so ist sie zufrieden. GELLERT 3,175;
ron einem mädchen, der es darum zu thun ist, einen mann
zu haben! die mich ...in ihre philisterzirkel führen wird!
{LINGER 1,167; die geläufige rede des mädchens hatte ihm
len entwurf des protokolls gänzlich zerrüttet. das übel
wurde noch gröszer, als sie bei wiederholten ordentlichen
ragen sich nicht weiter einlassen wollte. GöTHE 18,73; ich
ıatte indessen das mädchen ereilt und hielt sie fest. 25,366;
lie ruhige kälte eines mädchens, die ihren geschäften nach-
zeht. 38, 178;
ein mädchen, ..
die sich mit ihr an schönheit messen kann,
GÖKRINGK 2,170;
herr wirth! was ist das für ein mädchen,
die in der thür da spinnt? 3,83;
drum wird im dorfe manches mädchen,
die nur ihn sieht, schon bleich. 85;
neben der verwendung nach dem grammatischen geschlechte, manch-
mal in auffälligem wechsel: nur über ein kleines, lehhaftes
mädchen wurde immer geklagt, dasz sie ohne geschick sei,
1nd im hause nun ein für allemal nichts thun wolle. Ottilie
zonnte dem mädchen nicht feind sein, denn ihr war es be-
sonders freundlich. zu ihr zog es sich, mit ihr ging und
jef es, wenn sie es erlaubte. da war es thätig, munter und
ınermüdet. GÖTHE 17, 179.
4) mädchen meint ein kind weibliches geschlechts, von der
jeburt an bis zur körperlichen reife; gegensatz ist knabe, im
den huhe: er hat vier kinder, zwei knaben und zwei mäd-
MÄDCHEN