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MÄDCHEN
chen; heute wurde meine frau von einem gesunden mädchen
entbunden; kleine mädchen, die noch in die schule gehen:
der gott, der bub und mädchen schuf. GöTux 12,175;
vom mädchen reiszt sich stolz der knabe,
ScCHILLER glocke v. 58;
(die mutter) lehret die mädchen
und wehret den knaben. v. 121;
die heilgen drei könge aus Morgenland,
sie frugen in jedem städtchen:
wo geht der weg nach Bethlehem,
ihr lieben buben und mädchen? H., Heinz 15,152,
5) ebenso oft aber auch ein erwachsenes, unverheiratetes glied
des weiblichen geschlechts im allgemeinsten ausdruck; im gegen-
satz zu kind:
er hätt in diesem wahne nicht das kind
blos auferzogen? liesz das mädchen noch
in diesem wahne? LEssinG 2,295;
sie erblickten das bild der schön erwachsenen jungfrau,
und die lieblichen mädchen, noch eher kinder zu heiszen.
GörTHE 40, 294;
die mich hat am fädchen,
stehet auf der grenze still
zwischen kind und mädchen
und ist beides, was sie will. RückEert HKebesfrühl, 3,44;
näher bestimmt auch groszes mädchen in solchem gegensatz
(vgl. oben 4 kleines mädchen):
(märchen) die ich einst als knabe
von nachbarskindern vernahm, ...
während die Froszen mädchen
neben duftenden blumentöpfen
gegenüber am fenster saszen. H, HEIne 15,221;
und einer bedeutung mit Jungfrau (fh. 42, sp. 2388, nr. 3):
und so laszt mich vor allen der schönen that noch erwähnen,
die hochherzig ein mädchen vollbrachte, die treffliche Jungfrau.
GÖTHE 40,294 :
zuch in beziehung auf geschlechtliche reinheit:
er läszt dich ein,
als mädchen ein,
als mädchen nicht zurücke. 12,194;
ein mädchen bekommt so leicht einen leck,
als ein weiszes kleid einen fleck.
SımrockK sprichw. s. 358;
jewöhnlich ist mit mädchen die vorstellung des jungen verknüpft;
es heiszt ein Junges, schönes, anmuthiges, hübsches, blühen-
des, liebliches mädchen; ein mädchen, das schön ist und
dreiszig tausend thaler zu hoffen hat. GELLERT 3,165; das
mädchen ist gut genug, es ist wahr, sie ist gut erzogen, ein
frommes christliches mädchen. RABENER Sal. 3, 226; wenn
alle mädchens so sind, wie ich mich ietzt fühle, so sind
wir — sonderbare dinger. zärtlich und stolz, tugendhafl
und eitel, wollüstig und fromm — du wirst mich nicht ver-
stehen. LEssInG 1,538; ein schönes mädchen in einfachem
gewande, den strohhut über den arm gehängt, Kkniete vor
der hlume. IMMERMANN Münchh. 1,206;
ich bin ein deutsches mädchen!
mein aug ist blau und sanft mein blick,
KLı0oPsSTOCK 1,255;
da sah ich übern grünen zaun,
im lichten frühlingsgarten,
ein mädchen, rosicht anzuschaun,
der schwesterblumen warten. BÖRGER 30°;
die mädchen sind so zierlich,
verständig und manierlich. GÖöTHE 1,44;
wenn ich doch so schön wär,
wie die mädchen auf dem land! 32;
es ist doch meine nachbarin
ein allerliebstes mädchen. 37;
Jlenn manch gutes mädchen bedarf des schützenden mannes.
40, 249;
find ich dich, wackeres mädchen, so bald aufs neue beschäftigt,
hülfreich andern zu sein? 306;
seht das holde mädchen hier! UHLAND ged. 12:
ihr besonders dauert mich,
arme mädchen, inniglich,
dasz ihr just in zeiten fielet,
wo man wenig tanzt und spielet. 79;
kein schmächtger zephyr ..
der schmeichelnd fächelt eines mädchens wange.
H. Heine 16.72:
es trösteten mich die mädchen
mit ihrem holden lächeln. 260;
zusammengestellt mit jüngling, bursche:
gräber . . wo ein jüngling,
wo ein mädchen schlummert. Hösty 50 Halm:
der stumpfe bursche bläht sich,
das steife mädehen dreht sich
nach meiner melodie. Görtug 1,26:
MÄDCHEN
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weniger von -der im alter vorgeschrittenen unverheirateten: ein
‚erblühtes , verwelktes mädchen; ein altes mädchen, milder
‘Js alte jJungfer.
6) seit der wende des 17. und 18. jahrh. brauchen die dichter
das wort mit bezug auf liebesleben und liebesverhältnis, es fieng
zu dieser zeit an, die stelle des früher gewöhnlicher gebrauchten
jungfer (fh. 4°, sp. 2382, nr. 4) einzunehmen:
mag es doch die welt verdrieszen,
wenn mein ungebundner geist
sich mit unschuldsvollen küssen
bei galanten mägdgen speist! GÖöNnTHER 239;
und wo man ja in dieser stadt
nicht mehr dergleichen mägdgen hat,
die sich recht mit mir paaren.
PHILANDER Y. D. LINDE scherzh. ged. 176;
das mägdgen, das ich liebe,
ist unvergleichlich fein. galante ged, 10;
welche verwendung durch die Anakreontiker im 18. jahrh. allge-
mein wird (mägdchen oder mädchen, kömmt bei unserm Logau
in der edeln, anakreontischen bedeutung vor, welche uns
ein neuerer dichter so angenehm und geläufig gemacht hat.
LESSING 5, 331):
scherzt er (Anakreon) mit seinen göttern,
spielt er mit seinen mädchen. GuLEIm 1,1;
könnt ich nur wie Orpheus spielen,
alle mädchen solltens fühlen. 19 (w. ofl);
ein mädchen voller weisheitsgründe
hält jeden kusz für eine sünde,
bis ihr ein freund gefällt. HAGcGEDORN 3,32;
euch, lose mädchen, hör ich sagen:
du bist ja alt, Anakreon, LEssING 1,69;
bei mädchen und bei wein,
mit bluhmen um die haare,
will ich euch dankbar sein,
im frühling meiner jahre. Uz 1,29;
Apoll, der gern nach mädchen schielte,
wie dichter thun, Hönty 3 Halın ;
was schämst du dich, dasz du die Hanne liebest,
die dir dein genius beschert?
sie ist es werth, dasz du ihr küsse giebest,
das schlanke mädchen ist es werth! 179;
das harte mädchen sieht den schmerz,
und mehrt ihn dennoch stündlich.
o liebe, kennst du noch ein herz,
wie dieses, unempfindlich? BÜRGER 7";
traut, mädchen, leichten rittern nicht! 29*;
und doch, und so traurig, verschleifst du vergebens
die köstlichen stunden des eilenden lebens,
weil dich das geliebteste mädchen vergiszt! GörtTuxg 1,71:
hebt mir auf den schild
dies Junge mädchen,
das jetzt mein ganzes herz
beherrschen soll, als königin. H. HEıne 15, 219.
mädchen geliehte -
die ich mir zum mädchen wähle,
soll von aufgeweckter seele,
soll von schlanker länge sein. Uz 1,70;
ich singe von des mädchens reu,
und langem heiszem sehnen,
denn leichtsinn wandelte sich in treu
und thränen. GöTHE 1,214;
und der jüngling will im ersten schrecken
mit des mädchens eignem schleierflor,
mit dem teppich die geliebte decken. 248;
in der formel mein mädchen:
mein mägdgen ist recht schön.
PHILANDER v. D. LINDE galante ged, 69
geh, hole du dein blondes mädchen,
ich will die braune Doris holen! Guxım 1,3;
mein mädchen und mein wein,
die wollen sich entzwein. HAGEDORN 3,37;
wenn ich mein mädchen küsse. LESSING 1,60;
dasz ich mein mädchen küssen soll. Uz 1,69;
mein mägdchen fragte mich Jüngsthin,
warum ich zärtlich, schüchtern, blöde,
wann ich alleine mit ihr bin,
beständig seufze, wenig rede. CRONEGK 2,257;
vergasz der rasenbank,
wo, beim getön der nachtigall,
sein mädchen ihn umschlang. Höunty 15 Halmz
diese wankenden blumen, wo mein mädchen
abendschlummer schlummerte. 100;
mein mädchen ward mir ungetreu. GöTHE 1,23;
und in wollustvoller ruh
sah der weitverschlagne ritter
durch das gläserne gegitter
seines mädchens nächten zu. 52;
du mein liebes kleines mädchen,
deiner denk ich immerdar. H. HEIne 15.160:
namentlich