1585 MANNESZEITIG — MANNHAFT
MANNESZEITIG, adj. puber: die jungfrauw war mannes-
zeitig, und ein jeglicher heit sie gern zu einem weib ge-
nommen. Bocc. 1, 278°.
MANNESZEUG, n.: mannszeüg, virilig MAALER 283°.
MANNESZUCHT, MANNSZUCHT, f. disciplina militaris? ihr
vormaliger eifer, ihr heldenfeuer und ihre mannszucht lieszen
in eben dem grade nach, als sie ihre ehre und pflicht ge-
löst zu haben glaubten (die soldaten Philipps II). SCHILLER
hist.-krit. ausg. 7, 16; während des ganzen marsches wurde die
strengste mannszucht beobachtet, nicht eine einzige bauern-
hütte, nicht ein einziger acker litt gewalt. 310; wie er...
die strengste mannszucht hielt. GöryE 8,248; die wir in
bester ordnung und mannszucht bald nachher durchzogen.
30, 26. vgl. mannzucht.
MANNFASTEN, n. der sonntag ınvocavit. Frıscy 1, 640° aus
HALTAUS calend.
MANNFEST, adj.: masculus, virilis, magnanimus. STIELER
471; als der warmherzige, mannfeste, kerndeutsche herzog
von Meinungen ein jahr vor seinem tode nach einer süd-
lichen hauptstadt Deutschlands reisete. J. PaurL Levana 2,153;
als titel? hochedelgebohrner, groszmühtiger und mannvester,
insonders hochgeehrter. Scuuppıus 360; dem hochedelge-
bornen, gestrengen und mannvesten herrn, Christoph Vitz-
thumb von Eckstätt. 785; edler, ehren- und manfester herr.
BuTscHKY kanzl. 95,
MANNFISCH, m. friton?
ein porzellanener mannfisch
blies aus der schnecke den spring von krystall, der gewölbt
in des beckens
spiegel sich gosz. Voss 2,218,
MANNGELD, n. 1) geld, welches ein mann für seine dienste
empfängt, sold: fragt man obs recht sei, dasz einer sold
neme oder (wie sie es nennen) dienstgelt oder mangelt.
LuTHER 3, 326°; so ihm e.k.f. g. einen sold oder manngeld
gäbe. br. 3,76; auch rente, die von einer herschaftlichen kasse
bewilligt und gezahlt wird: kammerlehn, feudum de camera
et cavena, beneficium, quod alicui ex aerario dominı pro susten-
tatione, quamdiu vivit, assignatur, alias manngelt. STIELER 1126;
das jährliche man- und gnadengeld, so wir ilme von zwei
tausend gulden hauptsumma jährlichs zu geben verschrieben.
LeEnnNEr lands. 2, 77 (von 1573); es seint dinstgelt, mangelt und
erbzins uff dem hofe verschrieben, szo er (der beamte) die
bezalt, sal er allezeith quitanzen nehmen und die eigentlich
ansehen, das recht quitirt werde. MicHELSEN Mainzer hof s. 25:
dasz wir, unser erben oder nachkommen, ihm nun hinfüro
sein lebenlang 100 rh. gülden ..zu manngelt geben und ausz-
richten, schaffen sollen, dagegen soll er getrew, gehorsam
und gewärtig sein, unsern frommen fördern, und unsern
schaden nach seinen vermögen wenden, als ein mann seinem
herrn zu thun schuldig und pflichtig ist. HALTAUSs 1306 (von
483).
2) poena homicidiüi pecuniaria. FRISCH 1, 640°
MANNGEMUTHE, adj. ävrtıdveıpa:
als zur schlacht heran das heer
der manngemuthen Amazonen zog, BÜRGER 153*
MANNGERICHT, nz. judicium mannicum, judicium feudale
mannorum Haıtaus 1306; forum nobilium STIELER 1557; in
Schlesien hiesz so das land- oder provinzialgericht. ADELUNG.
MANNGESCHICHTE, f.: ich möchte daher noch lieber die
kindheitgeschichte eines groszen menschen wissen als seine
manngeschichte,. J. PAauL dämmer. 90.
MANNGIER, f. gier nach einem manne: das mädchen ist
:on manngier besessen.
MANNGIERIG, adj.: ein manngieriges mädchen.
MANNGRAB, mn. soviel land, als ein mann in einem tage
umgraben kann; besonders als ein masz der weinberge gebraucht.
JACOBSSON 3,14’; mittellat. ist es fossatus viri: in Slinberg 1
manwerch reban, item ze Lewe 4 fossatus viri. MonE zeit-
schrift 3,278 (von 1320).
MANNGUT, n. mannlehen. s. mannesgut.
MANNHAFT, adj. und adv. 1) die art eines mannes habend
nach erscheinung und alter: patriarchalisch flosz die satte locke
am mannhaften halse herunter, Fr. MÖLLER 1,14;
der manhaft sommer wird von ernden heisz,
WECKHERLIN 823,
2) nach kraft, gesinnung und thaten:
die sint alsö manhaft,
und hetet ir sehs manne kraft,
daz were ein wint wider in. wein 6339;
MANNHAFTE — MANNHEIT 1586
mannhaft, fortis, virilis, forliter, ut virum decet Frısch 1,640°;
sin mann soll mannhaft sein, turpe est viro debilitari, succum-
’ere, dolore frangi. STIELER 1238; könig der alten manhaften
"imbern und Teuthonen. ZInKeREr apophth. 1,440; mit nieder-
zgeschlagener bewunderung staunen wir jeizt diese riesen-
bilder an, wie ein entnervter greis die mannhaften spiele
der jugend. ScHiLLER 775"; da durchwühlt es (das laster) der
knochen innerstes mark, und bricht die mannhafte stärke der
jugend. räuber 1,3; die rettung einzelner, die sich mitten
in der schrecklichsten lage mannhaft-menschlich benehmen.
GÖTHE 45, 266;
das hofhalten, die feind, und macht,
das blutbad, und erschrecklich schlacht
der manhaften frösch und meuszhelden
wil ich in diesem buch vermelden.
froschmäuseler C3* (1,1,1);
. die sechs und zwanzig ritter,
wie mannhaft sie sich dünkten, wären nur
ein schwacher schirm für so ein schönes weib,
WiIELAND 18, 46;
lord Falstaff thut ihm mannhaft widerstand.
ScHILLER jungfr. von Orl. 5,11.
3) mannhaft, die art eines hörigen mannes habend, hörig:
was manhafter lüt ouch in der vogty sitzend und ir aigen
sundrig hrot essend. weisth. 1,106 (Zürich).
MANNHAFTE, f. mannhaftigkeit:
(ich war) vor andern ein kecker kriegsman,
bracht im turnier den preisz davon .,,
jetzt ist mir all mannhaft vergangen,
in Venus stricken lieg ich gefangen,
J. AYRER 411‘ (2068, 35 Keller).
MANNHAFTIG, adj. und adv. wie mannhaft 2: manhaftig,
ınimosus, virilis, vulg. kune, voc. inc. theut. n.4°; und der
unter den starken, der manhaftig ist, sol nackend entfliehen
müssen. Amos 2, 16; das sind die rechten edlen sighaften
schäferhund, die edlen hirten der schäflin gottes, die wor-
lich so kreftig vor vil tusent jaren nach und nach gepollen
und geschrien hand wider die zuckenden wölf, dasz uf disen
tag und ins end der welt ir manhaftigs geschrei ertönet,
dorab sich uf disen tag die verblendten erstockten wölf ent-
setzen. ScHADE sat. u. pasqu. 3,28, 14; dem doctor Martino
Luther, der in warheit ein from christlich manhaftig herz
st. 6,6; unerschrockene mannhaftige herzen. Kırcnyor mil.
Tisc. 70.
MANNHAFTIGKEIT, f. fortitudo, generositas. STIELER 1239:
mannhaftigkeit entspringet wahrlich nicht von einem weibe.
vers. baumg. 1,33; auf körperliche stärke zielend: als dieser
junge mensch sahe, dasz weder seine wort noch seine mann-
haftigkeit in hetrachtung gezogen, sondern er nur auszge-
lachet und verspottet wurde. pers. rosenth. 3,27 (nachher:
weil sie aber des jungen menschen unvermuhtliche stärke
sahen).
MANNHAUS, nm. 1) feudum dominans, der hof oder sitz des
lehenherrens , allwo man die lehen bekennet, die lehensgebühren
leistet und recht pfleget. Frisch 1, 640°.
2) mannhaus, die emporkirche, auch ducksal. Schmitz sitten
des Eifler volkes 1,223; mannhaus, in manchen gegenden die
emporkirche , weil nur mannsleute dorthin gehen. KEHREIN 272.
MANNHAUET, m. wie manneshauet: bi dem criuze 3 man-
houwat vinearum. MonE zeitschr. 3,278 (vom Kaiserstuhl).
MANNHEIT, f. zustand des mannes, das mannsein und männ--
lich sein; mhd. manheit.
1) männliches wesen, männliches alter im gegensatze zur kind-
heit und zum greisenalter:? also teilit man dez menschen leb-
jage in vier. daz erste ist die kintheit, jugent, manheit und
laz alter. Meinauer naturlehre 9; die jugend (verzehrt man)
nit rennen, laufen und springen.. die mannheit wird ver-
zehret mit erz schneiden und schmälzen, mit stein hauen
and schneiden, hacken und zimmern, pflanzen und bauen...
das alter verzehret man in jammer und elend. Simpl. 2, 112
Kurz; in dem zwischenraum der beiden alter, vom anfang
der vollkommenen jugend bis zum ende der mannheit. GöTHE
36, 230 :
wir streiten nicht mit Romulus volk
in seiner kindheit!
damals legte spottend der feldherr der Gallier
gegen des goldes last in die wage sein schwert! ,,,
wir streiten mit Romulus volk
in seiner mannheit! KLOPSTOCK 9,199;
auch das mannsein, im gegensatz der angehörigkeit zum andern
zeschlechte: hei allen gelegenheiten zeigt sich eine so reine
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