1589 MANNIGFALT — MANNIGFALTIG
crebra mid menifealdre 512°), engl. manifold; fries. manich-
fald; altnord. margfaldr, schwed. aber mängfalt, mängfaldig,
dän. mangfoldig, vgl. dazu unter manch sp. 1525 oben; ahd
manacfalt multiplex, frequens, varius, mhd. manecvalt: multi-
plex manichfalt Dıer. 371°;
dä bi singent vogellin
süeze doene manicvalt. minnes. 1,23* Hagen;
im hochdeutschen sprachgebiete vereinzelung und individualisierung
in einer vielheit ausdrückend:
die sach ist mannigfalt, die regel einerlei.
J..E. SCHLEGEL 4, 109;
im gebrauche gegen die form mannigfaltig immerhin zurück-
stehend ; mänigfalt, multiplex MAaALER 281°; gern in gebundener
rede?
hört, ir herrn manigfalt,
ich will euch sagen, wie ir habt ein gestalt.
fastn. sp. 622,32;
weiszagt er, aus des stürzenden bachs
mannichfalten welle, die wechsel der fernen tage.
KroPsTtocK 1,261;
wir entlocketen nur durch mannichfalte berührung,
durch gelinderen stärkeren hauch,
belebende töne (den instrumenten)? 2,204;
mannigfalt sind seine pfade, 7,290;
mein freund, wie mannigfalt sind deine leiden. 9,26;
es pflückte blümlein manigfalt
ein mägdlein auf der lichten au. UHLAND ged, 196;
gezieret war die stelle
mit blumen möanigfalt. 371;
adverbial?
mit raiben (rauben), prennen und gewalt
zwingt man di frummen manigfalt. SCHWARZENBERG 156°;
ich siegte mannigfalt. FLEMING 114;
mein süszes liebchen! hier in schachtelwänden
gar manigfalt geformte süszigkeiten.
Göruge 2,14 (christgeschenk).
MANNIGFALT, m. omasus, der dritte magen der wiederkäuer,
wegen seiner gesialt auch tausendfach, blättermagen, psalter.
NEMnNICH 4, 762; mannichfalt nennt man den blättrigen theil
des magens bei den wiederkauenden thieren. HarrtıG lehr-
buch für jäger (1832) 65; ein kuemagen sol nit uber vj d).,
zwen manigfalten von einer kue nit uber iij dl... gegeben
werden. Nürnb. pol.-ordn. 228; versulzt manigfalt (unter lecker-
haften fleischwaaren). Garg. 81°.
MANNIGFALT, f. mannigfaltige art (vgl. zur bildung einfalt
th. 3,172 unten):
hat euch der herr im reichthum sich verkündet,
in seiner erndten schöner mannigfalt.
Arnım kronenw. 1,443,
MANNIGFALTEN, verb. mannigfalt machen, vervielfältigen,
mhd. manecvalten:
das Iuftgefieder mannigfalte sich auf erden.
HERDER zZ. rel. u, theol, 5,87,
vgl. mannigfaltigen.
MANNIGFALTIG, adj. wie mannigfalt, gegen dieses in häu-
figerem gebrauche, namentlich der prosaischen rede, während
umgekehrt das mhd. manecvaltec, manecveltec, das erst seit
Norker als manigfaltic erscheint (GrRArr 2, 765), seltener als
manecvalt ist. im älteren nhd. wird mannigfeltig vielfach ge-
funden, neuer nur umlautlos mannigfaltig. es bezeichnet
1) das individuell verschiedene innerhalb einer verbundenheit
oder zusammengehörigen vielheit : multifarius manichfeldich DıEer,
370°; multiplex manigfaldig, manigfeldig, manigf/eltig, menigfaltig
u. 8. w. 371°; manigfeltig multiplex. voc. inc. theut. n 4°; denn
es ist in jr (der weisheit) der geist, der verstendig ist, heilig,
einig, manchfeltig. weish. Sal. 7,22; und doch der herr sie unter-
schieden hat, nach seiner manchfeltigen weisheit. Sir. 33, 11;
auf das jtzt kund würde.. die manchfeltige weisheit gottes.
Ephes. 3,10; fürstellung des groszen creuzträgers Hiob,
und der manchfaltigen, schmerzhaften und jammervollen be-
gegnissen, mit denen er auf die gedultprob gesetzet worden.
ScHUPPIUS 129; meine sünde sind mannigfaltig, wie der sand
am wilden meer. 445; die schöpfung seiner (Pindars) worte,
und die verkettung seiner perioden, selbst bis zur zerreiszung
der sylben, selbst bis zum überstrom über die Strophe,
selbst‘ bis zu seinem manchfaltigen numerus, selhst bis zu
seiner anscheinenden wuth ist doch wahrlich! nicht das
werk wilder phrenesie. HERDER z. litt. 1,178; lasz, o genius
unsers vaterlands, bald einen jüngling aufblühen, . . dem die
beste tänzerin freudig die hand reichte, den neusten mannich-
faltioeten reihen vorzutanzen. GöTtHE 33. 42: am meisten aber
MANNIGFALTIG — MANNIGFALTIGKEIT 1590
mpfahl sie sich ihm durch einen sehr artigen, mannigfal-
;igen und manchmal selbst muntern gesang. 19, 139;
ir (edelmänner) wert mir lieber nit so gwaltig (spricht der bauer).
so wer die stewr nit so mangfaltig.
H. Sacıs fastn. sp. 2, 30,130;
der erden mannigfaltge pracht. BRocKEs 1,221;
freudig begrüszten die fluthen des meeres neuer bewohner
mannigfaltige schaaren. STOLBERG 1,202;
mit mannichfaltgem geist verherrlicht er
ein einzig bild in allen seinen reimen. GörTHE 9,108;
und wer erzählet es wohl, das mannichfaltigste elend!
40,238;
nn die mannichfaltige habe,
die ein haus nur verbirgt. 239;
es war dir kraft und fülle verliehen,
und wusztest nichts von theorieen, ;
und zogst auf mannichfaltiger spur,
ein bild der ewigen natur! PuAtEeNn 55;
ıdverbial? multipliciter manichvoldich Dıer. 371° ; manchfältig
;jaepe numero Frisch 1, 638°; meine einzige tochter that ich
n pension, wo sie sich freilich mannichfaltiger ausbildet,
als bei einem ländlichen aufenthalte geschehen könnte.
GÖTHE 17, 10;
auf solchem wunder-strauch, der mannigfaltig grün,
; BrocKEes 1,80:
ubstantivisch ?
es hat natur das mannichfaltige
aus einem stoffe nur hervorgebracht,
den sie nach tausend richtungen bedingt. PLATEN 177;
in den sinn wechselnd, bunt übergreifend: die schaubühne führt
uns eine mannichfaltige szene menschlicher leiden vor,
SCHILLER hist.-krit. ausg. 3, 519.
2) mannigfaltig auch wechselnd im gemüte, unbeständig:
tuostu des niht, du wirst geschant,
du bist ze manicvaltice. minnes, 2,355° Hagen;
wann die andächtigen menschen sprechen: ach wie bin ich
so manigfaltig, da meinen sie, das sie nit einfaltig seien in
irem herzen, sunder zerstreut uf manige ding. KEISFRSBERG
pred. 10°,
MANNIGFALTIGEN, verb. mannigfaltig machen? multiplicare
manigfaltigen, manigfeltigen, manchfeldigen, menigvaltigen
und ähnl. Dies. 371°; mannigfaltigen sive vielfaltigen mulli-
olicare STIELER 431; wachset und werdet gemanigleltiget,
hibel von 1483 5° (crescite et multiplicamini, bei Luther wachset
and mehret euch 1 Mos. 1,22); dein veter stigen ab in Egipt
'n 70 selen und sih, nun hat dich dein herr got gemanig-
‚altigt als die stern des himels, 89” (5 Mos. 11,1); denn
Jiese bestimpte zal (in ps. 68, 18), zweimal oder mehr denn
3inmal zehen tausent tausent, nach der schrift art, bedeut
3in menge, die gott, und nicht ein mensch zelen mag, die-
weil er die euszerste zal, nemlich tausent dupelt und manch-
‘eltiget. LUTHER 1,469°; und er that noch so viel von der
ositiven (gemächlichkeit) hinzu, als er dienlich glaubte den
zeschmack des lebens zu erhöhen und zu mannigfaltigen.
WıeLAnD übers. von Horazens episteln (1801) 1, 14;
das er sein nachtbawrn uberweltigt,
sein reich weitert und manigfeltigt. H. SAacus 3,2,283°;
refleziv:
so kummen (nach einer liederlichen jugend) die krankheit
mit haufen,
und sich teglichen len
den menschen oft gar uberweltigen. 1,4,376%
MANNIGFALTIGKEIT, f. 1) mannigfaltige art! multipli-
itas manigfeldicheit Dres, 371°; multiplitudo manichvoldicheit
;benda; mannigfaltigkeit variefas Friscy 1, 638’; dasz diese
farbe, dieser grund jene figuren so himmlisch mache, so
höhe und hebe, jener wurf, jener wechsel dem ganzen lieb-
ichkeit, anmuth, mannichfaltigkeit gewähre, HERDER z. litt.
19,53; der charakter der natur ist eben so wenig hlosze
mannigfaltigkeit als einförmigkeit. ScHILLER hist.-krit. ausg.
10, 203; so geht es mit jedem tage, imıner etwas neues und
tolleres, nur die mannichfaltigkeit von kleidern, die einem
auf der strasze begegnet, die menge menschen in der ein-
zigen strasze Toledo! GöTHE 28, 65;
die mannigfaltigkeit zeugt anmuht, freud und lust,
BrockEs 1,569;
auf tausendfach verschlungnen wegen
der reichen mannigfaltigkeit
kommt dann umarmend euch entgegen
am thron der hohen einigkeit! ,
ScHhiLLER die künstler v. 471,
100%