Full text: L. M. (6. Band)

1601 MANNLICHEN — MANNRÄUSCHLEIN 
MANNLICHEN, adı. wie mannlich 1: wie der ritter sich so 
nannlichen auf dem stechen gehalten hat. buch d. liebe 243°. 
MANNLICHKEIT, f. 1) nach mannlich 1: manlichheit, 
fortitudo, virilitas, vis, manlichheit des gemüts virius Dasyr.; 
einen got des kriegs, durch den sie hoften sig erwerben 
und manligkeit. d. städiechr. 3, 54, 18; in aller manlikeit was 
er (Friedrich IT) geleich seinem anherrn Friderico Barbarossa. 
102, 13; es was grosze keckheit und manligkeit in den rats- 
herren und hertes fürnemen, nit ab stat zu weichen. 165, 11; 
und wiewol jnen (den Deutschen) viel völker nacheifern, So 
mögen sie doch das ziel ihrer mannligkeit niendert erreichen. 
Elucidarius E 1°; und war seiner manlichkeit halber zu einem 
bruder des ordens aufgenommen. SckHürz Preuszen 41; 
wir müssen haben einen mann, 
der uns den keiser rede an, 
im verweisz sein kindische thatn, 
und jhm die stark thu widerrahtn, 
in wider zu mannligkeit weisz, 
die laster straf, die tugent preisz. 
J. AYRER 161° (801,5 Keller). 
2) nach mannlich 2, mit besonderem bezug auf das geschlechts- 
leben: virile, virilia, die manlichkeit zwischen den heinen. 
Dıer. 622°; der manlichheit berauben, evirare Dasyp.; dise 
haben selbs hand an sich gelegt, sich zü entnieren, und 
mitt auszschneidung der manlicheit, got dester freyer zü 
dienen verhofft. FRANK chron. (1581) 441°. 
MÄNNLICHKEIT, f. virilitas menlicheit Dızr. 622°; männ- 
‘ichkeit, vırilitas, pubertfas STEINBACH 2, 24; die männlichkeit 
zeiner erscheinung, seiner gesichtszüge; 
wie wenig gleichen wir den alten! 
was wir für ungesittet halten, 
hiesz ihnen männlichkeit, Uz 1,62; 
lasz nicht dir, dem enthüllten, sie (Kirke) kraft und männlich- 
eit raube. Odyss. 10,301; 
in der neueren sprache gewöhnlich nach männlich 4,b: 
jetzt ist des leidens bittre stunde, jetzt 
muszt du mit männlichkeit aushalten. 
KıopsTocK 10,99; 
hüllt euch des schicksals grimm, der gröszre niederschlug, 
in jenes grobe wamms, das euer vater trug, 
und sollt es eurem gut auch nur die hälfte nehmen; 
euch würd an männlichkeit ein knab, ein weib beschämen. 
HAGEDORN 1,24; 
es war die männlichkeit in seinen Chain) heldenblicken, 
und ihre (der Circe) sehnsucht, ihr entzücken, « 
was ihr die kraft und lust, ihn zu verwandeln, nahm. 2,117; 
wie schön, 0 mensch, mit deinem palmenzweige 
stehst du an des jahrhunderts neige 
in edler stolzer männlichkeit, ScHILLER die künstler v. 3. 
MÄNNLICHSTARK, adj. und adv.: 
es ist des schicksals schlusz, und ich erwart ihn still; 
enthüll ihn männlichstark, wie ich ihn hören will! 
N GOTTER 2,464, 
MÄNNLICHSTRENGE, adj. und adv.: er hörte zwar oft, 
lasz sie (die fürstin) männlich-strenge sei, zumal als befehl- 
haberin, aber doch nicht, dasz sie weiblich-grausam werde, 
{. PAUL Tit. 3,186, 
MANNLOS, adj. ohne mannheit: (ins kloster liesz man gehen) 
mannlose, gebrochene, unnütze augengrewel, hauszhinderer 
and hausztölpel. Garg. 273°. 
MANNLUSTIG, adj. nach einem mann gelüstend : 
mannlustige du, so wie verführt, verführende! GöTHE 41, 190, 
MANNMÄCHTIG, adj. der mannheit müchtig, zeugungsfähig: 
man gab aber dem gutten magster die schuldt, wie das er nit 
stroporzeln kündt und nicht mannmächtig wäre. Katziporus y 7’. 
MANNMAHD, m. wie mannesmahd sp. 1581: (wir haben 
durch wasserschaden betroffene felder) aigentlichen besicht und 
befunden, das daran hingangen und unwiderbringlichen ist, 
nemblichen Andreen Zwigkhen ain viertail ains manmads, 
aber (wiederum, weiter) hingangen zwai mannemad guets 
grunds, .. mer hingefurt vom runner bis an die prugken drei 
mannemad. urk. Max. nr. 229 s. 308, 
MANNMÄSZIG, adj. virilis: so ainer manmäszig ist, und 
ainen andern seines gleichen rauft. kärntn. landgerichtsordn. 
von 1577 bei HALTAUS 1308, 
MANNPFERD, n. cenidaurus. STIELER 1441. 
MANNRÄUSCHLEIN, n.: mannräuschlein nannte man im 
siebzehnten jahrhundert gar ausdrucksvoll die geliebte. GörHE 
49,56; mit geheimem bezug auf SCHWEINICHEN , bei dem sich 
dieser ausdruck einigemal findet, z. b. 2,131: dasz ich mir 
auch wollte gewünscht haben, bei meinem mannräuschlein 
daheim, oder über 100 meilen davon (von dem orte des 
jammers) zu Sein. 
MANNRECHT — MANNSCHAFT 1602 
MANNRECHT, n. vasallagium; item jus ingenuitatis et liber- 
atis; est etiam judicium malli, vel criminale nobilium. STIELER 
551; zum achtenden, das sie ain biderman, der sein man- 
‚echt hab (sein eigener herr sei), mögen hausen und herbrig 
sehen. Zimm. chron. 2, 396,32; derowegen so bestellten i. h. 
znaden ihnen das mannrecht. SCHWEINICHEN 2,310; Mann- 
‚echt auch verhüllend, im sinne von mannheit 4 sp. 1587: 
(ein ochse) koldert, poldert, strampft und*schlug, 
dasz der Sal fast die beisorg wrug, 
er wurd die thür mit gwalt einreiszen . . 
wust nit was war, thet sich fast gremen, 
dacht, man wurd jhm sein mannrecht nemen, 
L. Sanprus kurzweil 93, 
MANNRECHT, adj., in einem jägerschrei: so er (der jäger) 
ıber vernimpt, des hirsch klauen und gespur heisz, welches 
ar an dem hund, wann er freundtlich reiszt, vernimpt, so 
ljebet er seinen hund, hoichta, nur manrecht: streicht jıne 
lie augen herausz, zeucht wider darvon. SeBız feldb. 568. 
MANNREIM, m. männlicher reim (vgl. oben sp. 1600): 
mannreime sind, die schnell dem ohr vorüber eilen, 
und weibliche, die hier mit einem knix verweilen, 
der ersteren gewand ist rund und glatt gestepPt; 
indesz ein kleiner schweif am rock der letztern schleppt. 
GOTTER 3, 341., 
MANNRICHTER, m. judex a vasallis electus, den die streitigen 
lehensleute wählen. Frısca 1, 640°: und misstede ein burgman, 
las nit an den lib endreffe, das sal er keren dem kleger 
ınd dem herrn, wie der manrichter und die burglude daruber 
arkennen. weisth. 2,565 (Prüm, von 1415). 
MANNRUTHE, f. 1) wie mannesruthe: das vertreibt und 
‚egt nider die geschwulst und aufblähung der mannruthen. 
TABERNAEM, 594, 
2) mannruthe, in den niedersächsischen marschländern der 
sinem jeden einwohner einer dorfschaft mit der ruthe zugemessene 
*heil, welchen er an den deichen und sieltiefen im baulichen 
‚ande erhalten musz; auch hausmasze. JACOBSSON 3, 16°. 
MANNS- s. unter mannes-. 
MANNSCHAFT, f. 1) das mannsein, wesen und zustand 
ls mann; namentlich in hervorragendem sinne: mannschaft 
rilitas (wie mannheit) Frıscy 1, 640°; vgl. auch hauptmann- 
schaft, kaufmannschaft, landsmannschaft. 
2) mannschaft im lehenwesen, verhältnis des mannes zum 
verrn nach eid und pflicht, vgl. HaLTAUS 1310 fgg. © homagium 
nanschaft DıEer. 279°; und entsatte in (der papst den kaiser) 
von dem riche und von allen sinen eren, und seite alle 
nan des riches lidig ire manschaft und ire eide die sü 
‚schuldig worent disem keiser. d. städtechr. 8, 446,11; und swür 
m bischof Behtolt die manschaft also gewonheit ist. 477, 16. 
3) mannschaft, zeugungsfähigkeit und zeugungsglied : im heu- 
‚athen ist besser seine tochter einem ohne gelt zu geben, 
als einem geltreichen ohne mannschaft. LEHMANN 2, 137; je- 
nanden die mannschaft benehmen, ihn des vermögens der 
»helichen beiwohnung berauben. ADELUNG als oberdeutsch. 
4) mannschaft, gesamtheit von männern; mannschaft, sexzus 
nasculinus, numerus, congregalio virorum. STIELER 1239; man- 
‚schaft heiszt versamlung (gesamtheit) der menner, priester- 
schaft der priester, LUTHER 1,94’; er drewet mein land zu 
verbrennen, und meine manschaft zu erwürgen, kinder und 
jungfrawen weg zu füren. Jud. 16,6; die körperliche krieg- 
gefangenschaft, die unser geist mit der ganzen menschlichen 
mannschaft leide, sei ehrenvoller als der persönlich-krumm- 
schlieszende arrest. J. PauL Tit. 3,18; mit näher vereinzelnder 
hestimmung durch adjectiva oder andere beisätze: ire junge 
nanschaft fras das fewr, und jre jungfrawen musten unge- 
ireiet bleiben. ps. 78, 63; seine junge manschaft wird zinsbar 
werden. Jes. 31,8; uber kinder auf den gassen, und uber 
die manschaft im rat mit einander. Jer. 6, 11; so doch Moab 
mus verstöret, und jre stedte erstiegen werden, und jre 
beste manschaft zur schlachtbank her ab gehen müssen. 
ler. 48, 15; des vorsichtigsten artschaffers (d. i. gottes) ver- 
rdnung, der das tugend und demutübende weibliche joch 
xiedurch der freigirigen unbändigen mannschaft, wie‘ dem 
pferd das salzbestrichen gebisz, hat süsz und annemlich ge- 
machet. Garg. 66°; erbare mannschaft olim dicebantur nobiles, 
multitudo equestris. STIELER 1239; 
das die ebreische manschaft 
geschwecht werd in Egypten landt, H, Sacus 3, 1, 19°: 
dise zürichisch gsellschaft zwar, 
die auch erweisen wolt die kraft 
der alten bei junger mannschaft. 
FıscHART glückh, schiff v. 172: 
101
	        
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