Full text: L. M. (6. Band)

1607 MANSCHETTENHEMD — MANTEL 
noch oft in franz. schreibung (das deutsche wort für die sache 
handkrause ist ungewöhnlich geblieben), in diesem nicht mehr: 
im nächtgen traum hab ich mich selbst geschaut, 
im schwarzen galafrack und seidner weste, 
manschetten an der hand, als gings zum feste. 
H. Heinz 15,25; 
es heiszt manschetten haben für besorgnis, furcht haben, als 
redensart des gemeinen lebens (ohne franz. vorbild, aber durch 
ganz Deutschland verbreitet. ScHm. 1,1628 Fromm.); sie geht 
von der beobachtung aus, dasz der, dessen hände mit manschetten 
jeziert sind, einem festen anfassen seinerseiis und einem rauher 
zupacken von anderer seite aus dem wege gehen musz, in Hol- 
stein he hett en manschettenfeeber, vom furchtsamen, ängst- 
lichen. SCHÜTZE 3,79; darnach erst wurde weiter gebildet man- 
schetten bekommen, angst bekommen, einem manschetter 
machen, einem angst machen, wobei das bild, welches dem man- 
schetten haben zu grunde liegt, ganz verwischt ist. in Holstein 
nennt man kantüffeln mit manschetten gekochte kartoffeln in 
der schale. SCHÜTZE a. a. 0. 
MANSCHETTENHEMD, 2. hemd mit manschetten: meinen 
staatsrock her .. und ein weiszes manschettenhemd! ScHILLER 
kabale und liebe 2, 4. 
MANSCHICHT, adj. lutosus, coenosus, Iutulentus, inquinosus ? 
ein manschicht schwein, sus lutulentus STIELER 1268, 
MANSCHUNG, f. contrectatio. STIELER ebenda. 
MANTEL, m. sagum, chlamys, pallium. 
1) das alte germanische wort für dieses einst allgemein ge- 
$ragene kleidungsstück (tegumen omnibus sagum. Tac. Germ. 17), 
goth. hakuls, altnord. hökull, ags. hacele, ahd. hachul, ward 
durch übernahme des lat. mantellum verdrängt, wobei sich aber 
das geschlecht nicht nach dem lateinischen als neutrum, sondern 
nach dem alten deutschen worte als masculinum festsetzte , was 
dann wieder auf die umformung des lat. mantellum in mittellat, 
mantellus einflusz hatte: ahd. mantel, mantil, mandal, mandil, 
chlamys, pallium, amphibulum Grarr 2,816; mhd. mantel und 
mandel: chlamys mantel Dıer. 125°; mantellus, mantellum 
mantel, mandel 347°; pallium mantel 407°; sagum ritters 
mantel 507°; mnd. mantel, masc. und fem. SCHILLER-LÜBBEN 
3,32°; fries. mantel und mentel; ags. mentel (hyre beteran 
mentel THorpe dipl. 537); engl. mantle; altnord. mötull, schwed. 
dän. mantel. als pluralform hat sich seit der mhd, zeit mente], 
mäntel festgesetzt? 
wir müezen hiute striten, daz wil ich iu sagen, 
ir sult für sidin hemde halsperge tragen, 
und für die richen mentel guote schilde wit. 
Nib. 1792, 3; 
die feierkleider, die mentel, die schleier. Jes. 3,22; also 
wurden diese menner in jren menteln, schuhen, hüten und 
andern kleidern, gebunden. Dan. 3,21. 
2) mantel, das bekannte deckende kleidungsstück für beide 
geschlechter und die verschiedensten stände sowie gelegenheiten, 
näher bestimmt im compositum, vgl. hettler-, bischofs-, doktor- 
[rauen-, henker-, kinder-, königs-, krönungs-, pilger-, reiter-, 
weibermantel ; frühlings-, herhst-, wintermantel; jagd-, nacht-, 
tegen-, wachtmantel; pelz-, tuchmantel u. a.; als zugehör zur 
amtsiracht und etikettemäsziges kleidungsstück: keiser Karls 
schwert, sein zwen sporen, sein apfel, sein zepter, sein 
rock, sein mantel. d. städtechr. 2,13, 2; und er foddert einen 
seiner freunde, Philippum, den verordenet er zum heubtmann 
uber das ganze königreich, und gab jm die kron, mantel 
und ring. 1’Macc. 6, 15; der mantel war zur zeit der Jesuiten- 
und Benedietinerschulen eine den studierenden sowohl fü 
sommer als winter vorgeschriebene tracht. von einem als 
student altgewordenen sagte man, es wachse ihm das mies 
auf dem mantel. Scam. 1,1630 Fromm.; er, der leidige (der 
rauernde witwer) war mit einem schwarzen tüchen mantel 
verhüllet bisz auf den boden. PAILANDER 1 (1642) s. 58; im 
langen mantel gehen, pallio funebri incedere Frıscy 1,641“ ; da 
ich dann (bei einer audienz) zum herrn legaten stracks in seine 
stuben verwiesen, mit umgehängtem mantel von ihm empfangen 
und mit ihm ans caminfeuer zu sitzen genöthigt worden. 
0. v. GuERICKE bericht (1647) in den miltheilungen des dür.-sächs 
alterthumsvereins 11,32; hab ich mich den 6. mai auch bei 
des hn. legaten Salvii hausfrauen anmelden .. lassen .. die- 
selbe hat mich nun in ihrer stube mit angelegten kleidern 
und umgehängtem mantel gar solenniter empfangen. 63: 
in dem mantel an zwein steten 
sol nieman hin für treten, 
für den tisch und der kirchen grät (vor den altar). 
K, v. HasLAUu jüngling 929: 
MANTEL 1608 
ıls theil der amistracht eines pfarrers: sie (die geistlichen) 
können mit ihren langen mänteln viel dings bedecken. 
SCHUPPIUS 37; 
sahen 
auf der diele den sarg, und den pfarrer im mantel daneben. 
Hönty 43 Halm; 
dem rock entgegengesetzt: sie rauben, beide rock und mantel 
denen, so sicher da her gehen. Micha 2,8; und so jemand 
mit dir rechten wil, und deinen rock nemen, dem las auch 
len mantel. Matth. 5,40; 
röckel pheit dem wibe 
zöch er ab dem libe, i 
ir kürsen und ir mandel. Helmbrecht 679; 
nach form und farbe näher bestimmt: ich sahe unter dem 
‘aub einen köstlichen hbabylonischen mantel. Jos. 7, 21; hatte 
zinen newen mantel an. 1 kön. 11,29; mantel durch umb 
verbendlet, oder beleit, chlamys circumdata limbo MAALER 283°; 
ein verbremter mantel, foga praetexta. gefütterter mantel, 
yallium duplex. prächtiger mantel, abolla. langer mantel, 
pallium prolizum. kurzer, curtum, palla. schäbichter mantel, 
la keine laus drauf haften könte, yallium detritum, depexum. 
STIELER 1226; darüber (über einer kappe) hieng ein beschäbter 
nantel mit einem geblümeten sammetkragen. Cur. WEISE 
erzn. 93 Braune; ein spanischer mantel, theil der spanischen 
‘racht; von der spanischen tracht ist die mode von steifen 
<urzen mänteln bis auf den gürtel, noch an einigen orten 
n Teutschland geblieben, absonderlich bei den nürnbergischen 
rauen. Frisch 1, 641’; 
hie vor in kurzen jarn 
was kain paur so reich, 
si muosten all geleich 
grabe mäntl an tragen. fastn, sp. 440,5; 
Solinus hat zwar manches buch, 
zum mantel aher schlechtes tuch, Locau 3,258, 232; 
dasz ich ihm, als er abschied nahm, 
da er durch mich um alles kam, 
den schönen mantel noch gelassen, HAGcEDorRn 2, 88; 
herr Goldmar ritt mit freuden 
vor seinem stolzen zug, 
einen rothen mantel seiden, 
eine goldne kron er trug. UHLAND ged. 226; 
zs heiszt den mantel anlegen, abthun, umwerfen, ausziehen, 
sich in den mantel hüllen, wickeln, im mantel sitzen, etwas 
ıanter dem mantel tragen uw. ähnl.; da nam sie den mantel 
ınd verhüllet sich. 1ı Mos. 24,65; da leget sie die widwen- 
zleider von sich, die sie trug, decket sich mit einem mantel 
ınd verhüllet sich. 38, 14; sie macht sich auf, und gieng 
an, und legt den mantel ab. 19; sie deckte jn zu mit einem 
mantel. richt. 4,18; und da sie jn verspottet hatten, zogen 
;jje jm den mantel aus. Matth. 27,31; wirf deinen mantel 
ımb dich, und folge mir nach. ap. gesch. 12,8; bald nimpt 
sie jhm (die frau dem heimgekehrten manne) den mantel ab, 
7ringt jhm ein frisch nasztüchlein. Garg. 73‘; was habt ihr 
dla unterm mandel? fragte der dickbauch; seind vielleicht 
schriften oder acten, die zum handel gehörig? Simpl. 3,405 
Surz; einen mantel um haben, pallio amictum esse, einen 
ındern mantel umnehmen, pallium commutare, den mantel 
ıblegen, pallium ponere, im mantel sitzen, cum pallio sedere 
STEINBACH 2,25; wie er uns abends, in den .mantel einge- 
hüllt, bei der lampe überraschte. GörHE 8, 193; jene dame 
dort, ... von fusz zu kopf in einem mantel eingewickelt. 
H. v. Kıeist Käthehen v. Heilbr. 2,5; 
wan si (die bauern) in ain krieg giengen, 
ir mantl si auf die achsl hiengen. fastn. sp. 440,20; 
ach, leih mir einen mantel an, 
darunter ich verbergen kan 
.die braten hüner und den wein. 
AH. Sacys fastn. sp. 2,149, 245; 
ich reit ins finstre land hinein 
im wintersturm, ohn allen schein, 
den mantel umgeschlagen. WUHLAND ged, 59; 
den mantel rührt der begehrende an: 
ir müter ir aber bekom (kam ihr entgegen), 
by dem mantel sy sie nam, 
sy sprach, liebe müter min, 
du solt es recht güt lan sin. Dioclet. 3564; 
unter den mantel ward derjenige genommen, den man schützen 
ınd in obhut haben wollte: 
der knappe dennoch vor ir stuont . . 
si bat in zuo zir sitzen nidr, . 
ir mantels swanc se umb in ein teil. 
Willehalm 291,5, 
laher auch der mantel blosz bildlich für schutz; vielleicht aber 
2och in ganz sinnlicher bedeutung ım folgenden: da nu After-
	        
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