1633 MARK
. die beste zeit der zeiten,
desz jahres mark und saft, die gunst der fruchtbarkeiten ,
hat sich nun wiederumm bei uns gestellet ein. FLEMING 149;
unternehmungen voll mark und nachdruck,
durch diese rücksicht aus der bahn gelenkt,
verlieren so der handlung namen. Shakesp. Hamlet 3,1 (enter-
prises of great pith and moment);
diese zehntausend veteraner sollten gleichsam nur das mark,
nur der feste kern einer gröszern armee sein. ScHILLER hist.-
krif. ausg. 7,306; es giebt nur ein mark der dinge, welches
hier im metall lastet und wieget, dort in der schwankenden
pflanze , im leichtsinnigen vogel vom urkern sich abzulösen
vingt. IMMERMANN Münchh. 3,76.
7) mark, satz oder grund beim färber die gröberen theile der
farbeningredienzien einer küpe, die sich auf dem boden sammeln.
JACOBSSON 3, 22°.
8) mark, name ‚des apium graveolens, gemeinen eppichs,
vasserpetersilie. NEMNICH.
9) mark, eine mürbe thonart, vgl. steinmark.
MARK, n. in einigen bedeutungen des folgenden fem. mark.
1) zeichen, mhd. marc, mnd. mark und merk (SCHILLER-
LÜBBEN 3, 34°. 75°): mark, nola, markzeichen (ausdrücklich als
neutrum). SCHOTTEL 1361;
lasz dir ein mark an die fersen prennen,
so kenn ich dich ausz andern knaben, fastn. sp. 123,35;
bair. ein march einhauen, eingraben in einen baum, einen
stein. ein march aufbrennen einem thier, einem menschen.
im wasser als richtschnur für die schiffer märcher auf-
stecken. kunststraszen in bezug auf ihre erbauung und
erhaltung durch märcher abtheilen. ScHm. 1,1644 Fromm. ; lirol.
march, plur. march und marcher, zeichen, marke, undermarch,
undermarchel zwischenzeichen , zwischenzierat ScHöpr 422. vgl.
brandmark oben fh. 2,299.
2) mark, limes, meta, terminus. STIELER 1271.
3) metallgewicht: ein mark silber, selibra argenti, ein mark
zeltes, bes auri...facit autem ein mark silber, octo uncias,
sive thaleros. sic ein mark goldes, octo uncias auri, Sive 134
‘haleros. STIELER @. @, 0.
4) Hamburger geldmünze: er fodert fünf schillinge, und
seine frau giebt ihm ein mark, LEssınc 7,126; von dem
marke blieb ihm ja noch ührig. ebenda; das mark giebt ihm
nicht die frau, sondern das hat er für die kutsche bezahlen
müssen. ebenda; vgl. een Bremer mark, eine eingebildete
münze, 32 grote. brem. wb. 3, 130; bei STEINBACH als masc. auf-
geführt: der mark, lbra nummularia, ein halber mark selibra,
än doppelter mark, bilibra 2, 26,
MARK, f. zeichen; grenze; land; gewicht- und geldstück.
1) das wort zeigt rücksichtlich seiner heute so verschieden ge-
stalteten begriffsentwickelung manche berührung mit mal sp. 1493 ff.;
wie dieses geht es auf die älteste vorstellung des fleckes und des
durch farbe hergestellten kennzeichens zurück, und wenn seine
verwandtschaft mit lat. margo rand, streif wol fest steht, so gibi
es zu diesem in sanskr. marg wischen, streichen, griech. 6U00y ua
fleck, ömboyrupmı abwischen, weitere glieder der sippe, die den
begriff der farbe oder der färbung noch deutlich durchscheinen
jassen. hat mark, welches gemeingermanisch, bei den verschie-
denen stämmen in einiger verschiedenen bedeutung, vorhanden
ist, aber selbst bei den slavischen nachbarn ohne entsprechenden
verwandten dasteht, auch in der goth. form marka das griech.
00:0V zu übersetzen, so kann dies doch (gegen J. Grimm kl
schr. 2, 32) der ursprüngliche sinn nicht sein. nicht eine länder-
grenze bezeichnet es zunächst, sondern die art, wie eine gemeinde-
oder dorfgenossenschaft oder ihre ältesten den in besitz genommenen
grund und boden (das land, vgl. oben sp. 91) gegen anstoszende
nachbarn kenntlich machen, durch angestrichene pfähle, gebrannte
und daher theilweise geschwärzte bäume u. dergl. (wie bair. nock
jetzt march die handlung des grenzzeichensetzens meint, Schm.
1, 1643 Fromm.), darum die so gezogene flurgrenze und die
flur selbst, erst später sich zu der bedeutung der landesgrenze
und des grenzlandes erweiternd. von der bedeutung Signum,
nota geht dann selbständig die des obrigkeitlich gezeichneten
gewicht- und geldstückes aus.
9) mark findet sich auszer im goth, marka wieder im alts
marka grenze, gebiet, niederd. mark, marke, merke; ags. mearc
zeichen , ziel, grenze, gebiet, engl. mark, merkmal, ziel, grenze
marches grenzen; fries. merke, merk, zeichen, grenze, gebiet,
merk eine münze; altnord. mörk wald, gebiet, und mit theilweise
verschiedenen casusformen mörk eine gewisse münze; schwed.
mark, erde, boden, feld, im geschlechte vom masc, mark.
ir
MARK
1634
ler münze, unterschieden, dän. mark, plur. marker, feld, flur,
mark, plur. mark, die münze; ahd. marka, titulus, limes, fines,
ra, confinium, mhd. marke und marc, grenze, gebiet, gewicht-
und geldstück. die gekürzte form dringt hier vor und liegt der
hd. zu grunde, der gegenüber sich marke (s. d.) erst später,
seltener und in engerer bedeutung wieder einfindet. für mark
st march bis ins vorige jahrhundert nicht selten: lachböum
setzen auf die anstösz und marchen, ponere in confinio ar-
hores MAALER 259°;
wie gut und böses sich durch enge schranken trennen,
was wahre tugend ist, wird nie der pöbel kennen,
kaum weise sehn die march, die beide reiche schlieszt,
weil ihre gränze schwimmt, und in einander üieszt.
HALLER schweiz. ged. 69 (66, 85 Hirzel):
der für den staat sich schätzt,
die eignen marchen kürzt, der bürger weiter setzt. 96;
ist der vergnügen reich nicht klein genug umschränket,
dasz unser ekler witz auf engre marchen denket?
LEssInNG 1,179;
die march der sterblichkeiten. 186;
alleu maz geleich nach dem alten recht, . . di marich geleich,
di emer geleich. d. städtiechron. 15, 398, 15.
3) mark, das kennzeichen, mal im allgemeinen, wie im fries. ©
‘ef thi afte pröster..and sin redjeva findeth &ne unde, ief
Anna bretse, ief äna mercca inna thä däda lichoma (si pastor
'egitimus et consul vel fracluram ossium, vel maculam viderint
in cadavere). RICHTHOFEN 184,5; niederl. marck, merck, sig-
num, nota Kızıan, hochdeutsch im folgenden, wenn hier nicht
las neutrum (oben sp. 1633) vorliegt:
der schönheit maasz und mark, der majestät merkzaichen.
WECKHERLIN 669,
4) in eingeschränkterem sinne grenzzeichen eines landstückes,
und die so hergestellte grenze selbst: die march, marchstein,
'erminus. MAALER 284°; marchen desz weingartens, regiones
vineae. ebenda; mit marchen an einanderen stoszen, collimi-
'ari. ebenda; marchen setzen, constituere fines. ebenda; einzelne
ceihen hochstämmiger eschen oder knorrichter rüstern, zu
heiden seiten der alten grenzgräben gepflanzt, faszten einen
heil der kornfelder ein und bezeichneten von weitem her
zenntlich, die marken des erbes, bestimmter als steine und
»fähle vermögen. IMmermAann Münchh. 1,148.
5) auch grenzzeichen und grenze des zusammengehörigen
rundes und bodens einer genossenschaft, gemeinde u. ähnl.,
mittellat. marchia, marcha: in terminis sive marcha ville
Wibelingen. HaırTaus 1315 (von 1287); marchia marich, dye
mark, marg. Dıer. 349°; marcha mark. ebenda; disz sind ge-
nein merk der vogti...item das holz an der kilchstaig ob
lem weg ist ain recht gmein merk ...item der Schwarzen-
„ach ist ain recht gmein merk. weısth. 5, 155 (St. Gallen, von
466). vgl. feldmark, flurmark.
6) das so bezeichnete gesamteigenthum einer gemeinde an
rund und boden; zahlreiche ältere belege sind verzeichnet
veisth. 7,315: die gemeinschaftliche nutzung eines waldes,
veidegrundes, mohrs oder gebirges . . wir nennen dergleichen
zemeinschaftliche reviere marken. MösEr osn. gesch. 1,13;
nit der theilung der gemeinheiten oder der sogenannten
narken, huten und weiden, ist es nunmehr in der politischen
welt so weit gediehen, dasz man ihre nutzbarkeit für ent-
schieden annehmen musz. phant. 2,188; nein, herr holzgraf!
las ist nicht länger auszuhalten. die ganze mark ist bei-
jahe abgenarbet; und wenn wir dem plaggenmähen nicht
steuern, so mögen wir unser vieh nur an die zäune binden.
wir müssen hier eine andre ordnung haben, ... oder unsre
ötter und heuerleute schaben uns die mark dergestalt ab,
dasz auch eine ente nicht mehr darauf weiden kann. 3, 214;
wir liegen auf der markgränze, und müssen unsere mehresten
ändereien auszerhalb der mark heuren. 216; den begriff des
-öm. ager wiedergebend: ager, mark, ist die gesammtheit des
einer staatsgemeinde eigenthümlichen bodens. NIEBUHR 2, 694
(im gegensatze zu terra, land); auch so zueigneten in die
Römer all ligende güter der von Capua, wann sie vast ein
fruchtbar mark und feld hatten. Liv. v. SCHÖFFERLIN 144°.
7) dieses gesamteigenthum ist wald, vgl. dazu holzmark th.
12, 1776 und HaıTAus 1316: howet er denn holz in der marg
zü diseln, langwid, zü rungen oder sus. weisth. 4, 509, 26
(Schwarzwald, von 1432); wer ouch ein eich in der marg uff
dem grunde abhouwet. ebenda 29.
8) mark, seit alters her, in erweiterter bedeutung, die grenze
»ines wolitischen qebietes (val. dazu oben nr. 1 und 2):
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