Full text: L. M. (6. Band)

1635 
MARK 
enphangen wart vil schöne daz minnecliche kint ; 
üf zweier lande marke, Gudrun 13,2; 
die marchen und grenzen eines lands weiteren, proterminare 
fines MAALER 284°; mark, eine gränze. GOTTSCHED kern der 
sprachkunst 55; wo dieselben begraben wurden und wie vere 
(fern), da solt ir march sein. MöcLin 75°; den feind musz 
man auszer den marken angreifen, wann er die füsz ans 
land gesetzt, da ist schwer zu fechten und zu überwinden. 
LEHMANN floril. 1,8; haben sich diese Hohenzollern die vogt- 
würde des reiches im norden angemaszt, so musten sie auch 
seine marken sichern gegen das herandringende Ruszland 
H. HEINE 11, 86; 
hier an dem fernsten gebirg der östlichen marken von 
Deutschland. Arnpt ged. (1840) 260; 
in die bedeutung des gebietes, nach seiner ausdehnung hin, 
übergreifend : 
seid fröhlich und geschwind, N 
kämpft für des landes marken, 
für ältern, weib und kind, 505; 
einen ausz seinen marchen treiben, arcere aliquem suis finibus. 
MAALER 284°; und, zumal in der ältern sprache, ohne diese 
hinsicht, gebiet überhaupt, unterabtheilung eines gaues (vgl. rechts- 
ılterth.: 496), auch mit gou wechselnd: 
bäten si muosen bistön . 
in dere marche Gesen, genes. in den fundgr. 2,73,20 
(vorher in.dem gouwe Gese 72,18): 
gebiet eines fürsten oder lehensmannes: 
ich wil mit dinen hulden varn 
heim üf mine marke. Dietrichs flucht 2793; 
wer jetzt mir fehlt, was er zu lehen hat, 
hab er in Frankreich bergschlosz oder stadt, 
thurm oder feste, lecken oder mark, 
es wird ihm all dem boden gleich gemacht. 
UHLAND ged. 422, 
9) namentlich die vorgeschobenen grenzländer des reiches er- 
hielten den namen einer mark, der ihnen geblieben‘ ist, vgl. 
Steiermark; Dänemark; die grafschaft Mark; die mark Nider- 
baden, Marcomanni Rhenani MAALER 284°; Windischmark 
marchia Slavonica Frısch 2, 440°, gewöhnlicher die windische 
Mark; vgl. auch ital. Marca d’Ancona, Marca Trevisana; am 
häufigsten ist unter der Mark schlechthin die mark Branden- 
burg verstanden: 
des nehstin jJäris wart gesehen 
darnäch ouch kumin starke 
von Brandinburc der marke 
marcgreve Otte. JEROSCHIN. 12092; 
itzt kam der Schlesier, und wolte hülfe haben, 
itzt mein vertriebner Sachsz. itz klagte mir ihr leid 
die ganz entmarkte Mark. : FoeMnG 145; 
für die auch, da sie aus Altmark, Mittelmark, Neumark, Ucker- 
mark: besteht, der plur: Marken gebraucht wird: 
lasz der Marken sand! 
mach dich auf die beine! 
deutscher männer deutsche hand 
wartet dein am Rheine! FREILIGRATH dicht. 3,111. 
10) mark, grenze im .bildlichen sinne: warum soll dem 
menschen das gelingen, was er von der ameise hat, wenn 
ihm das fehlschlägt, was ihn den göttern gleich macht? 
oder ist hier die mark seiner bestimmung? ScHiLLER räuber 
3,2; in den zeitlichen begriff übergehend: 
ich fühls an meines -herzens matterm schlage, 
hier steh ich an den marken meiner tage. 
KöRrRnER leier und schwert 65. 
11) die mark als bezeichnung eines gewissen gewichtssatzes 
von edelmetallen , gold und silber, kann nur darauf fuszen, 
dasz ein bestimmtes stück davon von zuständiger seite mit einem 
zeichen versehen und in solcher form als wertmesser in den 
handel gebracht wurde, wo es zuerst als barren, später als 
münze umlief. sache und name musz sich von den handels- 
orten Niederdeutschlands aus verbreitet haben, weil hier beides am 
ausgebreiteisten und am frühesten vorkommt; von da geht es 
ins altengl. als mark, merk, ins nord. als mörk, gen. markar. 
und, ‚seit dem 11./12. jahrh. nachweisbar , ins. hochdeutsche ein. 
march, marca GRAFF 2, 846, zu unterscheiden ist 
a) das stück goldes oder silbers von bestimmtem gewichte 
(einem halben pfunde): fries. tuintech merka fon brondräda 
golde, ther thi Fresa ijeralik thä kairscipe tö tegetha iowa 
(geben) scolde. RICHTHOFEN 354, 36; . 
mhd. zehen marc von golde die heize ich dir nu tragen, 
. . Nib. 241,3; 
silbers nam ich von im dan ; ; \ . 
daz fünfzic. tüsent marke wac. . guter. Gerhard 1177: 
MARKAUFZEHREND — MARKE 1636 
Yaher gewicht für gold und silber: mark, species ponderis, ein 
jewiss gewicht. SCHOTTEL 1361; die mark im grengewicht wird 
ausgetheilt in loth und gren, ErKEr 14‘; das der goltschmidt 
sin itlichs stück nach dem gewicht anschlug und zu marken 
iaxiret und einschrib. d. städtechron. 15, 69, 24; die mark 
zilbers hat sechzehen loth,..die mark goldes hält vier und 
zwanzig karat,.. ein mark löthiges goldes ist 72 goldgülden. 
icon. lex. 1517; verschieden sind dem gewicht nach die troische, 
wendische, Nürnberger, Augsburger, Kölner, Mailänder mark. 
"ACOBSSON 3, 22*; 1 mark fein (die nicht legiert ist). 6, 517°. 
b) eine rechnungsmünze‘ für gemünztes gold oder silber, ur- 
prünglich im gewicht eines halben pfundes, landschaftlich‘ aber 
zu sehr verschiedenem‘ werte ausgebildet, vergl. SCHM. 1,1644 
Fromm. s 0 
der künec min herre lech mir gelt ze drizec marken. 
. WALTHER 27, 7; 
0 we, ir armen wücherere, 
dem lieben got sint ir unmere. 
du lihest ein marg a] umbe ein pfunt, 
daz zühet dich in der helle grunt. . - 
d. städtechron. 8,110,20; 
meins herren gericht ist als stark, 
er näm nicht tausend mark, ; 
er peichtet iederman geleich, 
er sei arm oder reich. fastn. sp. 473,4; 
er geit euch tausend. mark in gold, 
das ir sein tochter nemen solt. 499,8; 
entlehen (entlehne) ein mark oder zwu, 
bisz der alt tihut die augen zu (narr zu einem jungen 
amanne). HH. Sacys.fastn. sp. 1,76,207; 
die Hamburger mark (mark banco unterschieden von mark 
zourant) Xat bis 1873 ‚gedauert. 
'c) ein in silber ausgeprägtes geldstück, eben auch landschaft- 
lich verschiedenen wertes: kaum. so: viel kahle mark baares 
zgeldes, dasz man arswische davon aufs scheiszhaus, und 
schwefellichter in die küche kaufen kan. A. Grweums (1698) 
‚820; 
dennoch setz ich zwanzig mark 
an einen stüber; WIELAND 18, 325; 
lie mark nach dem deutschen reichsgesetze vom 9. juli 1873 ist 
Jas silberstück, welches in Deutschland die rechnungseinheit bildet. 
MARKAUFZEHREND, part. : 
wirft ihm in des schäumigen weins kelchglas ein markauf- 
zehrend gift. PLATEN 130. 
MARKBANN, m.: markban, ager, agellus. DAsyp. 
MARKBAUM, m. grenzbaum; mhd. marchoum. 
MARKBEIN, n. os medulla plenum. Frisch 1, 644°. vgl. 
1arkknochen. ADELUNG gibt marksbein, vgl. unter mark 1. 
MARKBESCHÄADIGUNG, f. detrimentum quod sulvae communi 
Fertur. Frisch 1, 643°, 
MARKBRUÜUCKE, f. grenzbrücke: 
und als sie bei die markpruck kamen, 
die herren da jr urlaub namen. 
N Fıscyart glückh. schiff 987. 
MARKBUNDEL,.n. markige masse am gehirn, sich mit dem 
verlängerten marke verbindend. 
MARKBUSZE, f. busze für frevel in der mark, dem gemeinde- 
ılde (vgl. mark 7). HALTAUus 1316. 
MARKDING, n. markgericht. vgl. markgeding. 
MARKE, f. 1) nebenform zum fem. mark grenze, grenz- 
and, die gegen diese gewöhnliche gekürzte nur spärlich sich 
zufweisen läszt (vgl. dazu mark 2, sp. 1633 fg.) : marke, ferminus, 
imes ScHOTTEL 1361; auch wie das zweite neutr. mark: marke, 
Ames, signum, nota, argumentum.: STEINBACH 2,27; das ist eine 
richtige. marke, certum est signum, einem eine marke der 
ınbeständigkeit geben, alicui argumentum levitatis dare. ebenda. 
2) schon früh war das wort in die romanischen sprachen ein- 
gedrungen , ital. span. portug. provenz. Marca, franz, marque 
Diez wb. d. rom. spr. 1,263), und kehrt seit dem 17. jahrh. 
als kaufmännischer ausdruck in der bedeutung des zeichens, 
kennzeichens zurück, anfangs in der fremden schreibung marque: 
amballirte güter mit gewissen numeris und der kaufleute 
hren gewöhnlichen . handels-marquen . . gezeichnet. HüÜBnERs 
zrandlungslex. (1722) 2053; die andere art dieser waaren-be- 
zeichnung geschichet bei eigenen manufacturen, da man ein 
zewisses sinnbild, marque oder numer auf seinen waaren 
ühret, entweder auf dem papier, nebenst dem namen in 
xupfer gestochen, oder gedruckt, oder auch in das holz 
nit einem stempel eingebrennet, oder gar mit dem hammer 
»ingeschlagen. ebenda; bald aber marke geschrieben und um- 
;omehr in allgemeinen gebrauch gekommen, als die deutschheit 
Tes wortes oefühlt ward: zwei knahben wollten schach ziehen.
	        
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