1639 MARKFETT — MARKGRÄFLER
MARKFETT, adj. fett im mark: eine erbsenart heiszt mark-
ette erbse, pısum siliqua maxima. NEMNICH,
MARKFLECKEN, s. marktflecken.
MARKFRIEDE, m. sicherung einer holzmark gegen willkür-
liche benutzung. in Westfalen.
MARKGEBEIN, n. gebein mit mark, kräftiges gebein: dem
unschuldigen fürstensohne, welchem als einem jungen ge-
bieter zwischen einem streichelnden ober- und einem knieen-
den unterknechte kein männliches markgebein ganz hleiben
kann. J. Paus Levana 2, 162.
MARKGEDING, n. markgericht, mhd. marcgedinge:
jetzt dachten unsre freien männer nicht
an hub- und haingericht und markgeding,
wo man um esch und holztheil sprache hält.
“ UnLAnND Ernst s. 64.
MARKGEFÄSZ, n. mark enthaltendes gefäsz: medullaria vasa,
markgefäsze, durch mark und zellengewebe eines gewüchses
laufend. NEMNICH 3, 531.
MARKGELD, n. 1) im sächsischen Erzgebirge eine abgabe
von jeder mark silber an die geistlichkeit , für fürbilten, berg-
predigten u. ähnl.; auch markgroschen. ADELUNG,
2) geld in markstücken bestehend, oder nach der mark zu
berechnen: in Deutschland hat man markgeld, in der Schweiz
frankengeld.
MARKGENOSSE, m. genosse einer mark, eines gemeinschaft-
lichen weide- oder waldgrundes: markgenossen waren vielleicht
die ersten völker, da wo man sich einzeln anbaute. MösEr
osn. gesch. 1,13.
MARKGERECHTIGKEIT, f. gerechtigkeit oder recht, eine um-
schlossene dorf-, feld- oder holzmark zu haben; auch die damit
verbundenen gerechtsame. ADELUNG.
MARKGERICHT, n. gericht über eine mark und die dazu
gehörigen streitfälle. vgl. markding, markgeding.
MARKGEWÄHR, f. eine anzahl kleiner münze, die das ge-
wicht einer mark austragen und gewähren musz, welche: nichi
jewogen, sondern gezählt wird, markwährung. JAcoBsson 3,22”
MARKGEWICHT, n. mark als gewicht; vgl. mark 11, a.
MARKGRAF, m. graf über eine mark, vom könige bestellter
verwalter eines grenzlandes, mhd. marcgräve; später fürstliche
würde im römischen reiche: nach disem kaiser Ludwigen wardt
erwelt graf Guntherr von Schwarzenburg zu ainem römischen
kunig, der schepft ain anders officium oder ampt und wolt
vier grafen im reich haben, die solt man nennen die vier
markgrafen, seitmals sie ain besondere wart und ain ufsehens
uf ain römischen kunig oder kaiser sollten haben. das
waren die grafen von Ettingen, Werdenberg, Furstenberg
und Dockenburg. Zimm. chron. 1,248, 33; nachher gab es die
fünf markgrafen von Brandenburg, Meissen, Mähren, Lausitz
und Baden; in der schreibung marggraf: marggraf Albrecht
von Brandenburg, genannt der teutsch Achilles. ZIinK6REI
apophth. 1,347; er würde einen estat führen. wie ein mark-
graf, ScHupprus 32. das mittellat. für markgraf gebildete wor.
marchio (marchio markgrave, marggrave, markgrafe, marg-
grebe, margraf u. ähnl. Dier, 349°) ist nicht vorbild für die
roman. adelstitel ital. marchese, span. prov. marques, franz.
marquis, welche vielmehr auf ein vom mittellat. marcha mark
abgeleitetes adj. marchensis zurückgehen; es sind aber diese
fremden titel bisweilen markgraf übersetzt worden: der italiänische
marggraf Malvetzi. ScHuPPIUS 10; marquis, marquise, ein Mark-
graf, markgräfin Frrsch dict. des pass. (1730) 1, 1070; wie um-
gekehrt im mhd. marcgräve auch durch das fremde markis
gegeben ward:
von Brandenburc der markis
wart in der selben schar bekant.
K. v. WÜRZBURG turnei 424 Bartsch.
MARKGRAFENBIRNE, f. eine birnenart, franz. marquise.
MARKGRAFENLAND, n. land eines markgrafen. besonders
heiszt noch jetzt so der theil des groszherzogthums Baden , der
2hemals die markgrafschaft Baden bildete.
MARKGRÄFIN, f. marchionissa marggrafin, margrefinne,
margrefin DıEer. 349°.
MARKGRÄFISCH, adj. einem markgrafen eigen: unterdessen
kam die wirthin wieder mit einem teller voll zarter ku-
kümmerlein aus dem markgrävischen garten. HEBEL 2,183,
der markgräfische garten hiesz in Basel der zum palast des
markgrafen von Baden gehörige.
MARKGRÄFLER, m. ein aus der markgrafschaft Baden stam-
mender. besonders heiszt so der in dieser landschaft gewonnene
wein! einen schoppen Markegräfler trinken.
MARKGRÄFLERIN — MARKICHT 1640
MARKGRÄFLERIN, f. weib aus dem markgrafenlande: einer
aven Markgräflerin, die von Basel kam. HEsEL 2,89.
MARKGRAÄFLICH, adj. ad marchionem pgertinens. FRISCH
- 644°.
MARKGRAFSCHAFT, f. gebiet eines markgrafen: marchia
mark, markgrafschaft Dıier. 349°; marchionatus markgrafe-
schaft, marggraveschaft, margrafschaft ebenda; markgrafschaft
marchionatus STIELER 693,
MARKGRAFTHUM, n. dasselbe: marggraventhum marchia,
marchionatus. voc. inc. theut. n 4°; markgraftum, marchionatus.
FRISCH 1, 644°; auch im sinne des franz. marquisat ein mark-
grafthum Frısca dict, des passag. (1730) 1, 1070; vgl. dazu oben
unter markgraf,
MARKGROSCHEN, m. wie markgeld 1. in Schlesien hiesz
narkgroschen auch das kauf- und annahmelehen bei neu er-
kauften bauergütern, sonst anfahrt, leihkauf w. ähnl. ADELUNG,
MARKHÄCKEL, n. kleine handaxt zum zeichnen der bäume.
xatrisch-österreichisch. vgl. hackel th. 4?,101.
MARKHAUT, f. die innere beinhaut, membrana medullaris ;
uch die netzhaut des auges:! die verwirrung, die ein einziger
trahl .. auf der markhaut des auges hervorbringt. LicHTEN-
3ERG 8, 263,
MARKHERR, m. grund- und gerichtsherr einer holzmark: die
margherren sollen auch zwen margknecht han und nit me
on rechtswegen; wer es do, das die margherren und die
narglüt ducht und zu rath wurden, das man me margknecht
bedörft, so mögen die margherren me setzen mit der marglüt
vissen und willen, die das ecker hulfen behuten. weisth. 1,414
Schwarzwald).
MARKHOLZ, n. der wasserholunder, viburnum opulus.
MARKHOLZ, n. holz das in der mark, dem gemeindewalde
jewachsen ist: wer es ouch daz ein margman etwas buwen
würde, es wer husz, schüre, kelre oder sus welicher leige
buwe das were, buwete er das on margholz, das mag er
uch one schaden ton. weisth. 4,509 (Schwarzwald, von 1432).
MARKICHT, MARKIG, adj. mit mark versehen. die ältere
"orm dieses erst im 17. jahrh. bezeugten wortes ist markicht:
zin markicht bein, os medulla abundans, plenum STIELER 1293 ;
wie ein blumist in der einen blume den umfang ihrer mar-
kichten blätter bewundert. THÜMMEL 4, 473;
er liesz nicht
eingeweide, noch fleisch, noch selbst die markichten knochen.
Odyss, 9,293;
;päter markig, was heute ausschlieszlich gilt: markig, medul-
losus, wo mark darinnen FrıscH 1, 644°; markige knochen;
narkiges holz. ApDELunG; mit dem nebenbezug auf das mark
ıls den sitz der kraft (mark 3, g):
steht er mit festen
markigen knochen
auf der wohlgegründeten
dauernden erde, GöTHE 2,85;
mein kaiserlicher herr! hier ist ein arm,
von kräften strotzend, markig, stahlgeschient,
geschickt im kampf dem teufel zu begegnen.
EB. v. Kıgıst Käthchen v. Heilbr. 5,1 -
mit bezug auf mark 5, sp. 1631:
dörr aus
den markigen weinberg, die gepflügte halde,
woraus der undankbare mensch mit süszem trank
und leckerei den reinen sinn verschlemmt.
Shakesp. Timon 4,3 (dry up thy marrows,
»ines, and plough-torn leas);
und darum geradezu wie kräftig, krafterfüllt: die stammväter
einer markigern nachkommenschaft. WIELAND 6, 242, deutsch-
heit, gedrungene, markige, nervenstraffe deutschheit find ich
ıuf dem wege, den ich wandle. BÜRGER 180°; über seine
Wielands) moderne mattherzigkeit in darstellung jener riesen-
gestalten der markigen fabelwelt. GörTHe 60, 222; glücklicher-
veise ist das bildchen gut erhalten und beweist überall einen
narkigen pinsel. 44, 221; das markige, stark gegliederte ange-
;icht. J. PAUL Tif. 1,3; er hatte bisher oft Lianens kranken-
zeschichte mit der taubheit eines markigen feuerfesten jüng-
lings angehört. 139; sein straffes, markiges gesicht. 3, 108;
er sitzt zunächst gelassen an der flamme,
die markige gestalt aus altem heldenstamme, GöTHE 2,147;
wischenform markigt, im vorigen jahrhundert vorkommend : der
stil (einer natur) ist markigt. ScHILLER hisf.-krit. ausg. 3,580;
das markigte in der zeichnung bedeutet das flieszende in
den umrissen. das sanfte in den strichen, welches ihnen