Full text: L. M. (6. Band)

1645 
3) markt, das Öffentliche feilbieten einer oder mehrerer be- 
stimmtier waaren, ursprünglich durch wandernde krämer. dieses 
feilbieten hat sich schon früh örtlich und zeitlich geregelt, so dasz 
dergleichen leute sich an ‚einem bestimmten orte und zu einer 
bestimmten jahrzeit eingefunden und die käufer erwartet haben : 
ahd. järmarchat nundinae, vergl. oben unter 1, und danach schon 
ags.“ ealra beera manna be söcead geärmarket tö Stöwe. THORPE 
dipl. angl. 372 (von 1053); und es bilden sich so die öffentlichen, 
nach zeit und waare bestimmten verkäufe aus, vgl. wochenmarkt, 
weihnachtsmarkt, ostermarkt, fastenmarkt, ferner getreide-, 
korn-, wein-, vieh-, nasch-, trödelmarkt w.a.; unter ihnen 
die gröszeren und bekannteren, die nach dem orte benannt sind, 
in dem sie stattfinden: also‘ helaib die stat usz Nördlinger 
markt (kam nicht auf den markt zu Nördlingen). d. städtechron. 
4, 106, 2; doctor Jonas, hat für, der halben gen Leipzigk in 
len markt zu kommen. MELANCHTHON 0pp. 3, 782 Breischneider ; 
vol. auch unter jarmarkt 1, fh. 4°, 2246 ; ; 
wir sind ein handeltreibend volk, mein könig. . 
was köstlich wächst in allen himmelsstrichen, \ 
wird ausgestellt zur schau und zum genusz 
auf unserm markt zu Brügg. 
ScHILLER jungfr. von Orl, 3,3; 
ein solcher markt ist frei, gemein, offen: waz ze sprechen 
über des frien marktes reht. Meraner stadtrecht, Haupts zeit- 
schrift 6,420; item unser herren... die kurfursten haben ein 
offen markt zu Eger rüfen lassen. d. städtechron. 2, 36, 25; SON- 
der ein jeder des herbsts, gemeinen markts, und gewonlichen 
schlages erwarten, und dardurch der. gemein feil markt einem 
jeden zu seiner notdurft zu gut kommen, auch der arm 
neben dem reichen dester bas bleiben möge. HALTAUS 1321 
(Straszburg, von 1544); die alten hatten. zwei wege, dem eigen- 
sinn und der übertheurung der handwerker zu wehren. 
dieses war ein jährlicher freier markt und die freimeisterei. 
Möser patr. phant. 1,35; er steht nicht nur unter obrigkeitlichem 
schutze , sondern das recht ihn zu gewähren oder zu verbieten, 
gehört der landes- oder. stadtherrschaft zu: obwohln sie (die 
Leipziger) von unsern vorfahren am reich, wegen geleister 
treuen diensten, von undenklichen jahren.her, mit einem an- 
sehentlichen mark ,. niederlags- und stapelsprivilegio, derge- 
stalt -begnadigt, dasz inner funfzehn meilen gerings umb dero 
stadt... dergleichen niemand gestattet, noch darwider zu 
handeln zugelassen sein solte. der stadt Leinzig ordnungen 
{1701) 26; vgl. marktrecht; 
was thun? spricht Zeus. die welt ist weggegeben, 
der herbst, die jagd, der markt ist nicht mehr mein, 
‚SCHILLER die theilung der erde; 
ein solcher markt ist, wird gemacht, gehalten, währt, geht an 
und aus: sie machten auch ‚alle jar ain mark nicht ferr von 
irem land, da komens hin und ander leut von andern landen. 
d. städtechron. 4, 281,1; der mark gehet an, nundinae primor- 
dium capiunt. STIELER 1245; der mark wird gehalten, nundinae 
celebrantur. ebenda; der mark.ist aus, finitae sunt nundinae. 
ebenda; dasz dieser mark über drei tage nicht gewären... 
sol. der stadt Leipzig ordnungen 30; es war eben markt daselbst 
und auf demselben befand sich ein zahnbrecher, der trefflich 
geld lösete, Simpl. 1,382 Kurz; vgl. mhd, 
dar näch der hübsche kerte 
für das betehüs zehant, 
da man des, mäles veile vant, . 
swaz man von kräme wolte, 
zwes man bedürfen solte, 
des alles was dä market. troj, krieg 19561; 
Kaufen weil der markt vor der thür ist, scire uli foro, arri- 
pere oblatam occasionem. FrıscH 1, 645°; der markt ist verlaufen, 
geendet , die käufer sind davon; bair. als ausdruck der gering- 
schätzung einen solchen mann, eine solche frau krieg ich 
aoch, wenn der markt verloffen ist. Scum. 1,1652 Fromm.; 
ebenso alemannisch ToBLER 311°; das hiesz auch ein kalter markt, 
in sprichwörtlicher wendung: hundsühel ergienge es ihme zwar, 
und wäre er aus verunglückung vielleicht auf einen kalten 
mark kommen (hätte kein günstiges geschick erlangt), wann 
ihme nicht das gute glück, ‚wiederum von ganz ohngefähr, 
zu seinem lieben herzbruder geführet, und solcher gestalt 
errettet hätt. Simpl. 1 (1684), 275; der markt (gen. plur.) wol 
können brauchen, wol können kaufen und verkaufen, foro 
uti. MAALER 284° 
4) diese bedeutung auch in andern (zum theil frei und bildlich 
verwendeten) verbindungen. 
a) zu. markte gehen, kommen, ziehen, einen markt be- 
ziehen. besitzen uw. ähnl.: wohin zu markte kommen, .allauo 
MARKT 1646 
;d mercatum venire. STEINBACH 2, 27; zu markte gehen, ire ad 
nercatum. ebenda; einen mit zu markte nehmen, avehere ali- 
'yem secum ad mercaturam. ebenda; auf den mark gehen, in 
"orum prodire. STIELER 1245; der schwätzer und advocaten ist 
30 groszer hauf in meinem vaterland, dz schier weniger ackers- 
Jeut sein, weniger die in kaufmannschaft handeln, oder die 
so märkt besitzen (als händler sich auf märkte setzen). ScHvP- 
PIUS 769; 
wes schicket dich der bischoff rein? 
und fordert ein solche grosze auflag, 
das vor nie gwest ist sein lebtag, 
so lang ich hab den markt gebaut? 
3. AYRER 268° (1339,32 Keller); 
wenn narren zu markte ziehen, so lösen die krämer geld. CHR. 
WiIsE erzn. 208 Braune; wann man die narren auf den markt 
schickt, so lösen die krähmer geld. Pısroruus fhes. par. 5, 35, 
b) etwas zu markte bringen, führen, tragen, treiben, richten 
u. ähnl.” du hast deinen handel auf dem meer gehabt, und 
allerlei wahr, silber, eisen, zihn und blei, auf deine merkt 
bracht. Hes. 27, 12; die haben alle mit dir gehandelt, mit köst- 
lichem gewand, mit seidenen und gestickten tüchern, welche 
sie in köstliche kasten, von cedern gemacht und wol ver- 
waret, auf deine merkt gefürt haben. 24; izt fehlte nur noch, 
lasz wir weiber und kupplerinnen würden, oder gar unsere 
ungferschaft zu markte trieben (wie waare). SCHILLER räub. 1,2; 
stell den vermaledeiten kaffee ein und das tobakschupfen, 
30 brauchst du deiner tochter gesicht nicht zu markt zu 
treiben. kab. u. liebe 1,1; 
wir vier da einher klingen mit unsern sporen stark, 
als wann man jetzt thät bringen das schellenwerk zu mark, 
ein solchs rasslen wir machen, wir arme reutersknecht. 
OPEL u. COoHN 414,10; 
eilig warst du und frisch, zu markte die früchte zu tragen. 
GörtHE 1,297; 
auf märkten handeln: 
auf fernen märkten hast du sie (die wolgerüche) 
erhandelt von des südens horden. FREILIGRATH dicht, 1,17; 
in freier verwendung bis heute häufig, zu markt bringen ein 
kräftigeres und anschaulicheres vorbringen: wer lügen wil zur 
warheit machen, und sie wider die warheit zu markt füret. 
LUTHER 3, 503°; das sie solche einrede nicht würden zu markt 
bringen. 518°; (dasz die poeten) mit tichten und schreiben etwas 
solches zu mark richten und bringen sollen, dardurch die 
>hren erlustiget ... werden. SAnDRUB kurzweil (1618) 5; wir 
konten vor allzugroszer freude wenig worte zu marckte bringen. 
Felsenb. 3,51; (wir musten zur übung) briefe schreiben. ich 
brachte meine liebesgeschichte unter dem namen Phyllis und 
Jamon zu markte. GörHE 19,272; Vitruv bringt bei dieser 
gzelegenheit das mährchen von der hütte zu markte, das nun 
auch von so vielen theoristen angenommen und gceheiligt 
worden ist. 38, 163; er.. bringt nun seine vorigen unreinen 
‚ersuche, seine falschen folgerungen wieder zu markte. 59,258 ; 
wir dürfen nicht den verlust altdeutscher vorzüge so hart 
bejammern, indesz wir den gewinn neudeutscher gleichwol 
zu markte tragen. J. Pau, dämmerungen 25; die eigene hant 
zu markte tragen, vgl. th. 42, 110; 
wer seinen tollen traum nicht darf zu markte bringen, 
schminkt ihn mit meiner (der religion) tracht, 
A. GrypHIuSs (1698) 1,321: 
. man hatte nicht gedacht, 
Veit würde jetzt in wenig tagen, ; 
wie er auch that, den spasz der nacht 
vor aller welt zu markte tragen. BÜRGER 90°; 
dasz er schnöde 
sie (die zeit) mit dem alten klingklang tödte, 
den, blinkend.nur und neugeprägt, - 
die schreibsucht jetzt zu markte irägt. GOTTER 1,454, 
c) ein markt ist aufgeschlagen (wie sonst kram th. 5, 1987): 
es ist als ob das schicksal dicht vor meiner thür seinen 
narkt aufgeschlagen hätte. BETTINE briefe 2,54; 
hast aufgeschlagen einen markt und schragen, 
trau got, du werdest das stetgelt nit haben. 
SCHADE Sal. u. PAasqU. 2,184,304; 
eine waare ist zu markte feil: zu markt feil hahen, LEHMANN 
floril, 1,18; 
wo gleich und recht zu markte feil, 
da kriegt ein armer selten theil. Lo6cAu 2,217,37; 
einen guten markt haben, gute geschäfte auf demselben machen: 
alhie hab ich ein guten markt, 
mein wahr ist mir ahgangen stark 
fast für all andern. die hier sein (Merecatar spricht). 
J. Ayrır 268" (1339. 9 Keller):
	        
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