1897 MEHRLICH — MEHRTHEIL
und tänzen,.. weil eben die mehrkraft im hinterhalte gleich-
sam das schwungbret für den tanz der grazie unterlegt.
I, PAuL grönl. prozesse 1, X.
MEHRLICH , adj. mehr habend, mehr in sich fassend (vergl
mehrig): pluralis merlich, mirlich, pluraliter mirlich DıEr. 443°:
später was zu mehren ist: mehrlich, vermehrlich, multiplica-
bilis, auctificus, accrescens, succrescens, frugifer, fructuosus STIE-
LER 2373.
MEHRMAL, adv. pluries, compluries, plus vice simplici KIRscH
“OrMI. > ger fürt mich auch auf vil abnteur
auf wasser, land, mit tier ungheur,
bei dem mein leben offenbar
zu mermal ist gstanden in gfar. Teuerd, 98, 156;
; da ist, wies der himmel schicket,
einmal freien, zweimal freien, mehrmal freien, wol geglücket,
LOoGAU 3, 85,48;
ein mensch, der mich mehrmal betrogen .. hat. SCHILLER hist.-
krit. ausg. 4, 250.
MEHRMALEN, adv. ebenso; zu frühest in der formel zu mehr-
malen: darumb ich denn zu mehrmalen nach Friderichen
deinem gesellen geschicket. Galmy 91; die herzogin diesen
brief zu mehrmalen lesen thet. 107; ihr zu mehrmalen ver-
heiszen hast. 201; zu mehermalen. Aimon bog. T3; bei ihm
hatte Neuser schon zu mehrmalen um seinen abschied an-
gehalten, LEssING 9, 396; dann ohne zu: mehrmahlen, pluries.
compluries, saepenumero, mehrmahlen irren, pluries errare STEIN-
BACH 2, 15; wie schon mehrmalen gesagt worden. KanrT 2, 108;
ich gestehe, dasz mich die gründe der befreieten mehrmalen
geblendet haben. MösEer phant. 1, 237; eben diese ungewöhn-
liche heiterkeit der tödtlich kranken hat mehrmalen auch eine
physische ursache zum grunde. ScHILLER 695°; Pappenheim..
hatte aber nicht verhindern können, dasz die Schweden nicht
mehrmalen die Elbe passirten. 931°; ich habe mich schor
mehrmalen des wortes: strahlungen bedient. GöTHE 58, 302
MEHRMALIG, adj. mehr als ein mal geschehend: eine mehr-
malige begegnung; durch mehrmalige versuche wurde die
tragfähigkeit der brücke festgestellt,
MEHRMALIGKEIT, f.: jenes gleiche wird mehrere male
wiederholt und diese mehrmaligkeit macht ja wohl eine tren-
nung. FiıcatE thats, d. bewuszts. 130.
MEHRMALS, adv. wie mehrmal und mehrmalen: nemet
euwere wehr mit euch, dieweil man mehrmals nicht weisz,
was sich zutragen mag. Amadis 131; hingegen sei der grosze
hauf, der sich auf seine macht verlassen, den wenigern theil
veracht, und gottes vergessen, mehrmals dem kleinern zu
theil worden. ZIinkerREF apophth. 1,19; ich wiederholte mir
die ganze geschichte mehrmals im sinne. GöTHE 20,77.
MEHRSAMIG, adj. mehr als ein samenkorn habend: eine
mehrsamige kapsel, capsula polysperma. CAMPE.
MEHRSCHATZ, m. höherer gewinn, wucher, mhd. merschaz
(LExER wb. 1, 2117): niemand soll wein auf mehrschatz treiben
und wieder verkaufen. Straszburger stadt-ordn. bei FRISCH 1,654‘;
schwein ziehen auf mehrschatz. Straszb. pol.-ordn, ebenda 655";
auf mehrschatz kaufen, emere in tempore, ut deinceps pretium
%ei intendi possit. HALTAUS 1334 (mit weiteren belegen);
bewar uns vor den wuchern auch,
vor der stulräuber argem brauch,
die durch untraw, mehrschatz, fürkauf
ziehen des landmans güter auf.
ÜISCHART dicht, 3,317,375 Kurz;
mehrschatz in Zürich und Schaffhausen gewinn, wucher STALDER
2, 204.
MEHRSILBIG, adj. mehr als eine silbe habend: ein mehr-
ilbiges wort.
MEHRSILBIGKEIT, f.: die mehrsilbigkeit des wortes.
MEHRST, s. mehr 26.
MEHRSTELLIG ‚ adj. mehr als eine stelle habend: in der
nathematik eine mehrstellige zahl, eine mehrziffrige (s. d.).
MEHRSTIMMIG, adj. von mehr als einer stimme ausgehend :
mehrstimmiges rufen unterbrach ihn; musikalisch ein mehr-
stimmiges tonstück.
MEHRSTIMMIGKEIT, f,
MEHRTÄGIG, adj. mehr als einen tag umfassend: einen
nehrtägigen aufenthalt nehmen.
MEHRTHEIL, m. und n., der gröszere theil, vgl. mehrertheil
sp. 1894: den meerteil der statt und lants mit feür verbrent.
FrAnK weltb. 234°; um der selbstständigkeit des mehrtheils
ıhrer standesgenossen. PEsTALOZZI 13, 67;
dann ir vil tausent darumb versunken,
vil sind erstochen und das mertail ertrunken.
LILTENGRON valksl, 1,558, 7:
MEHRUNG — MEHRZAHL 1898
wann er usz teilen würt sein gelt,
und all sein schätz würt fürhar bringen,
darf er nit vil mit streichen zwingen,
das mertail würt selbs zü jm loufen.
Brant narrensch. 103,51;
viel in adverbialer verwendung: deren einwoner der merteil
schwarz volk ist. FrRAanK welib. 186°; er was ouch vorhin der
merteil drunken (meistentheils betrunken). Ta. PLATER 71 Boos; so
sitzend die so zühören solten der merteil do und schwätzend.
104; man findt der mertail pfründ die grosz abzins müeszen
zeben dem rechten pfarrer zü Rom, Straszburg oder an-
ders wo. SCHADE Sal. u. pasqu. 2,144, 33; an vilen, ja wol
mehrtheils enden. Sgsız feldb. 62; weil sie des mehrteils
nicht from sind. LuTHER 6, 295; der soldan helt da hof des
merteils. FRANK weltb. 186°; und derwegen baten (beteten) die
Egypter mehrtheils dise creaturen an. Fıscmart bienk. 174°;
lienete einem fürsten, der jn nur mehrtheils darumb dasz
er ‚aller weg ganz kündig war, erhielte. Kırcnnor wendunm.
282. auch hier, wie bei mehrentheil und mehrertheil sp. 1893.
1895 der nominativ mit genitiver form:
hatten drob mancherlai gespräch,
das jn des kurzer wurd die zech,
sagt jder auch von seinen raisen,
und wolt das sein vor allen preisen:
doch lobet mehrthails dise rais,
die jnen den hirs lifert hais,
und preiszten die Züricherknaben,
FıscHART glückh, schiff 833;
sy stehn zwar dapfer zu dem ziel,
und trifft der mertheils doch nit viel,
GROB ausr, d. schützen, bei Haupt 3, 253.
MEHRUNG, f. die handlung des mehrens, mhd. merunge:
zugmentum merunge, nd. meringhe DıEr. 60“; maioratio merunge
344°; mehrung augmentum, auctio, auctus, crementum, incre-
nentum , accessio, lLocupletatio Dasyp.; mehrung augmentatio
STEINBACH 2,49; wan nicht die unterthanen durch ehliche
nehrung stätt und land besetzen. FıscHarT ehz. 506; die dritte
nehrung oder schöpfung sol geschehen nach der art und
ıatur anderer fisch. ForErR fischb. 178°; zu nucze, auffunge
ınd merunge der herschaft. urk. von 1497 bei AScHBACH gesch.
l. grafen von Wertheim 2,308; ewr ko. mt. wolle .. mir mit
ıllen gnaden zu hanthabung meins stiefts und ewr gnaden
ınd des reichs schirm an gemeltem closter geneigt und gne-
ligster herre sein; will ich allezeit mit undertenigen dinsten
ımb ewr ko. mt. gerne verdienen, die der almechtig zu merung
ınd allem guten gnediglich gefriste. urk. Max. nr. 36, s. 29; so
wir nu in hoffnung seiner zusag, dise hulf erzeigten, so volgte
me zweifel fried, schutz und mehring der guter. MELANCH-
’HON anrichtung der lat. schul (1543) c4°; friden und mehrung
3wr narung.. c4’; meerung der hauszhab, amplificatio rei fami-
karis. MAALER 286°; .
wenn so der sprache mehrung
verbesserung und klärung
hei dir (dem deutschen volke) von statten geht,
UHLAND ged, 76;
zereizte tugent die gibt ir selber ein züsatz und merung.
KEISERSBERG irrig schaf 9°; die zunemmung und mehrung der
znaden, und die erledigung der strafen. FıschHArRTtT bienk. 201° ;
verfolgst dein Üeisch und blut, wilst selbs dein mörder sein.
und sinnst unsinnig noch auf mehrung deiner pein.
. ROMPLER 90;
die wahrheit schützt den satz, dasz himmel und natur
dem menschen von geburt den edlen trieb gegeben,
durch mehrung seines heils in steter ruh zu leben,
GÜNTBER 443;
und alles sammlet sich zur mehrung meiner qual.
. J. E. SCHLEGEL 1, 159.
nehrung auch die annahme und beschwörung der kriegsartikel
durch abstimmung, handmehr). AvdELUNG; vgl. dazu mehren 8.
MEHRUNG, f. im österreichischen und in andern oberdeutschen
jegenden ein kanal oder kloake, zu abführung der unreinigkeiten,
une abzucht. JAcoBSsoN 3,44; bair. merung, mering, auslauf
ner retirade. ScHhM. 1, 1641 Fromm.; ains grabens oder mörin
lardurch die haimlichen gemäch ausgang haben. Passauer urk.
‚on 1478 ebd. das wort erinnert an fries. mar graben u. ähnl.,
»ergl. unter meer 1, sp. 1839.
MEHRWERTH, m. wert über eine veranschlagte oder früher
festgesetzte summe hinaus: der mehrwerth des grundstücks
zegen ehedem ist bedeutend.
MEHRZAHL, f. gröszere zahl; neueres erst von CAMPE auf-
1eführtes wort: die mehrzahl erklärte sich dagegen. dann in
le arammatik als übersetzung von numerus Yluralis eingeführt,