1901
MEIDSAM — MEIEL
gott geschaffen hat. 1 Tim.4,3; den wein gar dannen thün
und meiden, circumeidere vinum ex tolo. MAALER 289°;
fort wolt ich meiden solche speisz,
H. Sacas fastn. sp. 1,144, 328;
die lere des weisen ist eine lebendige quelle, zu meiden die
stricke des todes. spr. Sal. 13, 14; der das böse meidet, ist
den thoren ein grewel. 19; ein weiser fürcht sich, und meidet
das arge. 14, 16; der weg des lebens gehet uberwerts klug
zu machen, auf das man meide die helle unterwerts. 15, 24;
wir werden viel gutes haben, so wir gott werden fürchten,
die sünde meiden, und guts thun. Tob. 4,22; so werden wir
nicht müde, sondern meiden auch heimliche schande. 2 Cor.
1, 2 (goth. afstöpum baim analaugnjam aiviskjis); meidet allen
bösen schein. 1 Thess. 5, 22 (goth. af allamma vaihte ubilaizö
afhabaip izvis); frommkeit meiden und fliehen, cavere pietatem.
MaALER 289°; solche böse unchristliche gewonheit, sollen
sonderlich die jungen leut meiden und neiden. L. SANDRUR
kurzweil 38; solche verkehrte weise solle man billich meiden.
14; gottsförchtige ,. räth und diener zu halten, die unrecht-
möäszige geschenk meiden. ZinkcrRer apophth. 1,15; die gefahr
meiden, periculum vitare: STEINBACH 2, 61; zank meiden, con-
tentiones declinare. ebenda;
köstliche wirtschaft meide du!
lasz fürwitz dich nit vaisig machen! |
. SACHS fasin, sp. 1,111, 353;
wer miede nicht, wenn ers umgehen kann,
das äuszerste ! ScHILLER Wallensteins tod 2,2;
auch eine krankheit meiden, der gelegenheit sie zu erlangen
aus dem wege gehen (unterschieden von vermeiden, s. d.):
der krankenluft nie in sich sog,
weil er gesunde nur zu seinen freunden wählte,
und schnuppen mied, wie unser eins die pest.
GOTTER 1,315;
statt des sächlichen objects ein infinitiv mit zu:
zu widersprechen meid ich. GöTHE 40, 403.
5) meiden, in der neueren sprache auch mit sächlichem sub-
jecte, das damit eine gewisse belebung empfängt:
ich schlief wie du. jetzt meidet mich der schlummer.
GOTTER 1,175,
6) meiden ein ding, einem dinge entgehen, es nicht brauchen
dürfen:
so ist das sein (des arztes) messer,
wer das meit, das ist pesser;
da mit chan er den harnstain sneiden
an mannen und an weiben.
Jirlauer spiele 3,453 Kummer;
später nicht mehr bezeugt; vgl. jedoch vermeiden.
7) ebensowenig über die ältere sprache hinaus reicht die be-
deutung verfehlen, fehlen, die sich aus dem begriffe des aus-
weichens herausbildete :
cz (das fallgatter) was swere unde sneit
sö sere daz ez niht enmeit .
ezn schriete isen unde bein. Iwein 1100;
ob mich ir beider sper dä miten?
nein, ir tjost alsö geschach
daz ieslicher wol verstach
sin sper üf mir. LICHTENSTEIN 201,18;
dar zu hat er auch chind,
di hinder zwain jarn sind,
mit nichte haiszen meiden,
si schüllen in alln di häls ab sneiden.
Erlauer spiele 2,251 Kummer;
wie endlich auch reflexives mhd. miden abstinere mit gen, (gramm.
4, 35) später erloschen scheint.
MEIDSAM, adj., nach meiden 2, enthaltsam, nicht aufdring-
lich, bescheiden: denn er (Melanchthon) ist sehr meidsam und
will der universität also dienen, dasz der gräken lection sold
sollte der universität zu gut komen, und wil den sold also
arsparen. LUTHER br. 5,387.
MEIDTHUM, m. aus magdthum, magthum sp. 1435: mey-
chumb, heist so viel als die jungfrauschaft, um den mey-
thumb einen anlangen, id est, stupri accusare. LERSNER Frankf.
chronica 2 (1735) 815,
MEIDUNG, f. das meiden: meidung, declinatio, devitatio,
detestatio, vitatio MAALER 289°; meidung, vilatio, evitalio STEIN-
BACH 2,61; meidung des müsziggangs. Pierot 4, 273.
MEIE, m. f. grüner baum, zweig oder strausz, s. maie sp.
1473 ff.
MEIEL, m. becher von thon, glas oder metall; ein über die
alpen den süddeutschen stämmen zugekommenes wort, lombardisch
miolo, mittellat. miolium, mhd. miol:
eg kan glenzen sam durch einen klären miol lüter win.
K. v. WÜRZBURG 401, 369 Burtsch;
MEIEN — MEIER 1902
päter in mehrfach abweichender form: cyathus muiol, magölla,
nagele, mygelin, migel Dıer. 116°, unter welchen das älter
'chweizerische miel, migel dem mhd. am nächsten steht:
Pauli, meitli, kum, sitz du zü mir har,
es gilt dir disen migel gar!
Froneck, i ja wol, ein solchen stotzen !
wenn ichn trunk, so müest ich kotzen,
MaAnvgeL 321,472 Bächtold;
lo hatt man uns zwen grosz miell, ein mit win, den andern
mit wasser uff den tisch gestellt. Ts. PLater 72 Boos; ob
tisch saszen sy, fiengen an suffen. do bracht der rüter
dem Myconio ein miell voll usz. Myconius dat ein trünklin
ısz dem miell. 81; später myhel, meiel, maiel trinkglas von
ziner viertelmasz. STALDER 2,206; der meijel, meigel, meihel
vokal, humpen, hohes, von unten bis oben gleich weites trinkglas.
SEILER 205°; bairisch sind die formen magele, magellel, ma-
zele, magölla, makhöllein Schw, 1,1575 Fromm.; item acht
magöllel in einander gesetzt .. dann mer sechs klaine ma-
zölel auf fueszeln. anzeiger des germ. mus. 1881 sp. 200 (in-
'entar eines bürgerhauses zu Stockerau in Niederösterreich, 16. jahr-
tundert); welche dem romanisch-bündnerischen majöl trinkglas
zunächst kommen. die von WACKERNAGEL (kleine schriften 3, 282)
jertretene meinung, dasz das lombard. miolo auf ein früheres
lat. mediolus zurückgehe, hat wenig für sich, während das rom.
majöl, dem wieder dialektisch-ital. majola, migiola, mijola, stein-
1ut, schüssel entspricht (Dıer. a. a. 0.), auf das ital. maiolica
uÜnweisen, womit das feinere glasierte, ursprünglich von der insel
Yajorka ausgeführte irdene geschirr bezeichnet wurde, unter wel-
'hem sich namentlich auch oft auffallend geformte trinkgeschirre
'efanden. der irdene becher, zunächst solcher herkunft, ist dem-
1ach die älteste bedeutung des wortes, und der name auf einen
ılas- oder metallbecher erst später übertragen ; der irdene aber war
eben dem hölzernen ein gewöhnliches hausgerät des mättelalters.
MEIEN, verb. mähen, s. sp. 1450; den mai feiern, s. maien
'D. 1475,
MEIER, m. 1) villicus; altes lehnwort aus dem lat. major,
velches die mittellateinische urkundensprache des fränkischen und
ipäter des karolingischen reiches auf den vorsteher oder obersten
’jeamten eines landwirtschaftlichen hofhalts bezieht; die lex sa-
‘ca zählt den major an der spitze der diener eines solchen:
‘iquis maiorem, infestorem, scantionem, mariscalcum, stra-
orem, fabrum ferrarium, aurificem, sive carpentarium, vini-
orem, vel porcarium, vel ministerialem furaverit. 11, $ 6 des
Teroldschen textes (de servis mancipüs furatis); als ein titel wird
ler lat. ausdruck ins deutsche aufgenommen und im täglichen
jebrauche umgeformt, und ahd. glossen geben maior, meior,
neiur, meier für lat. conductor, exactor, procurator, villicus
(GrarF 2, 843); alts. meiar, gen. meiras, dat. meira gutsver-
walter: thit sint thie sculdi the themo meira selvamo an
'hena hof geldad. Freckenhorster heberolle 403; van thes meiars
hüse, 234; mhd. meier, mnd. meier, meiger, oberster verwalter
“üner gutswirtschaft , mag er in unmittelbarem dienste oder in
oacht- oder zinsverhältnisse stehen (mit einer gewissen obrigkeit-
üchen gewalt über die ihm untergebenen, vgl. rechtsalterth, 315 fg.) :
“uricola meier DıEr. 504°; villicus meyer, meiger 619°; meyer,
zolonus, vulgariter bauman, £. rusticus, villicus. voc. inc. theut. n 5°
“wie auch mhd. im armen Heinrich meier v. 295 mit frier büman
269 und gehüre 276 wechselt); und so auch später: meyer, lehen-
mann, verwalter und schaffner eines meyerhofs, villicus, ruri-
cola MAALER 289°; und sahe, das sein mair sämlich (säumig)
was gewesen in allen sein sachen. MüGcLiN 53°; es was ein
reicher mensche der hat einen meier. der meier ward verklagt
vor dem herrn wie das er sein güt verwustet und er sendet
nach ym und sprach zü jm. was hör ich von dir. gib rechnung
"on deinen meierschaft, wann du magst nit mer meier gesin.
;piegel menschl. behaltnus (1492) 181" (nach Luc. 16,1fg.; auch
in Behaims evang. buche: ein mensche was riche, der hatte
nen meier, bei Luther aber: es war ein reicher man, der
3atte einen haushalter); ein hauszvatter soll ein meier er-
yehlen und nemmen, der zimliches und mittels alters seie,
‚ deszgleichen dessen weib eine hauszhalterin ist, und wol
arzogene unterdienstbare kinder hat. Sesız feldb. 37; seit
auch nicht karg, jr hauszväter, ewerm meier sein notturtft,
50 er an euch fordert, zu reichen, es sei gleich umb er-
haltung ewers hauses, oder zu verbesserung und ergänzung
ler ding, so euch zugehöüren. 39; deshalb so stehet zu dem
neier zu wissen, wann der mon ob oder under dem erdt-
rich sei. HERR feldbau 4°; in einer namhaftigen statt .. sas
ein reicher meier, welcher auch ein radtsfreund was und