1903
MEIER
darbei ein weltweiser geschickter lei. WiıckrRAM rollw. 160, 5
Kurz; in dem land wont ein meier in dem selben flecken
und der was so karg an seiner kost. Ulensp. 7, s. 9 Lappenb.;
ich bin der mair von dem obern perge.
fastn. sp. 472,14;
wir haben doch kuntschaft zu euch herein,
wann wir all eur hintersessel sein.
wir sein von Schnigling herein eur mair,
und priugen euch zu gült oft kes und air, 567,8;
merkend es ist der vatter mein .
ein mayer auch disz hofs gesein. WICKRAM pilg, L3;
(der das feld bauende) erschrickt nicht von dem hlitz und
donner der kartaunen,
wie zwar der landsknecht lebt, der tag und nacht das land,
das doch dem meier bleibt, schützt mit gewehrter hand.
Opitz 1,154;
die schöne nachtigall läst sonderlich sich hören,
schwingt ihre stimme hoch dem meier wie zu ehren. 156;
häufig umgaben krieger die leiche, ähnlich den fliegen,
welche die milcherfüllten gefäsze des meiers umsummen,
in den tagen des lenzes, wenn milch die eimer herabtrieft
STOLBERG 12,148 (Il. 16, 642):
. selber eilt ich vorwärts
zu deinem gut. den meier ruf ich an.
FrEYtAG dram, werke 2,166;
sprichwörtlich -
wenn man den edelmann macht zum meier,
so bekommt der fürst weder hüner noch eier.
Pıstorius thes. par. 3,62
(mit der erklärung: quando administratio bonorum conceditur
nobilibus, tunc princeps redituum suorum jacturam facil);
schlecht und gerecht,
ists meiers recht. Szzız feldb. 39;
in Baiern ist der meier in landwirtschaftlichen verhältnissen der
erste unter den männlichen dienstboten einer gröszeren wirt-
schaft, ferner derjenige baumann (colonus), welcher ein gut auf
zeitlichen, oder lebenslänglichen, oder erbpacht zu bebauen über-
nimmt, endlich der besitzer eines ländlichen anwesens überhaupt,
Scam. 1, 1552 Fromm. ; niederd. meier, lohnbauer, hofmeier, den
man um jährlichen lohn dingt, dasz er die aufsicht über ein
landgut habe und die arbeit verrichte, auch ein bauer, der einen
gutsherrn hat, der seine länder zu lehen, oder meierrechte
hat, it. pächter , erbpächter. brem. wb. 3,113; vollmeier, halb-
meier, drittler und handköthner, die pflichtigen, hausleute und
köthner, die freien eigenthümer der marsch amts Hagen. Stüve
wesen u. verf. 18; klagen eines meiers über den putz seiner
frau. Möser patr. phant. 1,70 (der sich einen armen leibeignen
nennt 72).
2) meier, vorsteher in politischem sinne, einer genossenschaft
oder eines bezirkes, auch hier auf das lat. maior in der aumt-
lichen sprache des fränkischen reiches zurückgehend: id ergo
decretum est apud nos maioresque natus Francorum palacii
procerum, ut apud quemcumque post interdicto latrocinio,
vite periculum incurrat. pactus Childeberti et Chlotarii (lex salica
von Hessels s. 415; vergl. auch major domus regiae, in späterer
übersetzung hausmeier, Ch. 4°, 684. Du CAncE von HENTSCHEL
4, 190 fg.), und setzt sich von hier, in der umformung der landes-
sprache, sowol im franz. als maiouwr (von hier aus ins engl.
als mayor), später maire, als im deutschen fort: meyer, consul
MaALER 289°; mnl. meyer, praetor maior, praetor urbanus, consut
maior, summus magistratus, meyer van het dorp, praetor minor,
praetor rusticus, coloniae praefectus, praetor pagi, praetor subur-
banus KıLıan, vgl. auch dorfmeier fh. 2, 1283; item der meier der
herren von st. Alban hat das recht, das er soll sitzen neben
des bischofs meier (beim ding), ohne das er nit soll den stab
in der hand han. weisth. 1,654 (Oberelsasz, von 1486); dieser
zeit gehöret sie (die stadt Laufen) under die bischoffliche
vogtei Zwingen, hat etwas besonderer freiheiten und rech-
tungen, welche der meier mit zehen von rhäten verwaltet.
WurstIisEn Basler chronik (1580) s. 14 (vergl. auch unten meier-
thum):;
mein herr der mäyger und der rat
von Lappenhausen yeso drat
haben mich zuo euch gesant. ring 46*,11;
niederd. maier, eine obrigkeitliche person, nicht nur auf dem lande,
sondern auch in den städten, vogt, oberschulz. brem. wb. 3, 112;
bair. maier in amllichen verhältnissen, salzmeier in Reichenhall
und Traunstein der oberste salzbeamte, im salzsudhaus Halleir
der fünfte knecht. Scam. 1, 1553 Fromm.; und das auf spielge-
nossen übertragen, maier der erste in der reihe, der vorspieler ,
daher wieder maier sein, werden, den vorrang, den vorzug
haben, erhalten. ebenda.
MEIER — MEIEREI 1904
3) meier, in allgemeinerer verwendung, wie kerl, bursche,
‚ber mit dem beisinne des tüchtigen :
er dunkt sich sin ein küner meyer.
GENGENBACH gJouchm. 595;
Bacche, du bist ein wilder meyer,
dasz du ein solchen schönen trosz
mit dir hast bracht, das ist ein bosz. Grobian, a2" (v. 66);
n zusammensetzungen aber wie kerl, mensch überhaupt, und sogar
mit dem beisinne des verächtlichen und untüchtigen; in täglicher
‚ede heiszt ein heulmeier einer der immer wehklagt; angstmeier,
zn stets ängstlicher mensch; ein vereinsmeier, der die leiden-
ıchaft hat, an vereinen theil zu nehmen; alt egelmeier, possen-
'eiszer , vgl. Ih. 3,33; in Westfalen ist flassmaier ein kind mit
lachsfarbenen haaren. WogstE 302; in Norddeutschland findet
üch auch als volksausdruck einen meiern, foppen, läuschen,
hintergehen.
4) meier, in Baiern auch von dingen: der sengstenmaier,
ler stab, an welchem die sense befestigt ist. Schm. 1, 1554 Fromm.,
zuf dem bairischen walde.
5) meier, phalangium opilio, eine feldspinne. NEMNICH 4, 927,
MEIER, m. der mäher, s. d. sp. 1452.
MEIER, m. von einem aus einer birke geschnittenen becher,
maier, sp. 1480, birkenmeier fh. 2, 39.
MEIER, m. name der pflanzen anagallis arvensis, roter hühner-
larm, und alsine media, vogelkraut: morsus gallinae, illecebra,
ıünerbisz, . . meier, genskraut. Ars. FF2°; hünerdarm nent
nan hünerserb, meier, hünerbisz, genszkraut, und vogel-
zraut. Bock kräuterb. 145°. ferner heiszen so cucubalus bacci-
"era, der grosze schwarze hühnerbisz; amaranthus blitum, hunds-
nelde, kleiner meier; veronica agrestis und hederifolia, hühner-
viszdarm. NEMNnicaH. der name ist zunächst entstellung von
miere, w. mM. S.
MEIERAMARANTH, m. amaranthus blitum. NEMNICH 1, 215,
MEIERAMT, n. amt eines meiers: vait wider von deinem
nairampt, redde rationem villicationis tuae, Scam. 1,1552 Fromm. ;
bezirk dem ein meier vorsieht: in den meigerampten ze Frödem-
ach sol der abt von sant Märien setzen zwen meiger, der
etweder da sessehaft sie, und von dem gotzhus belehent.
meisth. 1, 337 (Schwarzwald, von 1397), .
MEIERAN, m., s. majoran sp. 1488,
MEIERBLUME, f. Iychnis viscaria, pechnelke.
MEIERBRIEF, m. mit einem meier abgeschlossener vertrag,
itterae conductionis. Frisch 1, 657.
MEIERDING, n. gericht welches vom meier abgehalten oder
Jurch meier besetzt wird: von dem mag men klagen dem
meier, der soll den machen ein ander ding und das heiszet
meierding. weisth. 1, 718 (Elsasz); ao. 1477 auf dem meierding
zu Hoheneggelsen geheget. 3,247; sich auf dem echten meier-
dinge und hegenden gericht nicht einstellen. 253 (Nieder-
sachsen).
MEIERDINGSGERICHT, nz. wie meierding: wen die meier-
lingsleute vor ihren erb und oberherrn dieser meierdings-
zerichte erkennen? den herrn abt und das closter st. Mi-
chaelis in Hildesheim. weisth. 3, 252; das solle gewiesen werden
an..sein hohes meierdingsgerichte vor die abtei in Hildes-
heim. 254.
MEIERDINGSGUT, n. unter dem gerichte der meier stehendes,
sinspflichtiges gut: wem der erbenzins von den meierdings-
gütern gebühre? dem herrn abt und closter st. Michaelis (zu
Hildesheim). weisth. 3, 2583,
MEIERDINGSLEUTE, plur., s. das vorvorige und das folgende.
MEIERDINGSMANN, m. mann der unter das meierding ge-
hört: da nun ein meierdingsmann sich auf dem echten meier-
dinge und hegenden gericht nicht einstellen, sondern aus-
bleiben würde. weisth, 3, 253.
MEIEREI, f. meierhof, gut darauf ein meier sitzt: im selben
land und bann, da die meierei gelegen. SEBız feldb. 37; lobet
jhın (den meier) zu zeiten, wann er etwas weiszlich in ewer
meierei hat verrichtet. 39; nun durchstrich man abwechselndes
zehölz und erblickte, nach dem lande zu, mancherlei dörfer,
lecken, maiereien mit ihren grünen und fruchtbaren um-
zebungen. GöTHE 17, 84; grosze gebäude eines ehmaligen
zestütes der herzoge von Lothringen ziehen hier den blick
an; sie dienen gegenwärtig, zu solchen zwecken freilich sehr
wohl gelegen, als meierei. 25, 322;
also das beurlin nam mit jm
den bilger auf sein meierei. WiıcKkraM pilg, K3;
dem Friederich verblieb nur dreierlei:
ein pferd, ein falk und eine meierei. HAGEDORN 2.172;