Full text: L. M. (6. Band)

1905 MEIEREIHALTER — MEIERJAGD 
er musz nunmehr die meierei beziehn; 
er musz die stadt, den sitz gewohnter freuden, 
er musz auch sie, die er vergöttert, meiden, 173; 
Bav kleidet sich in gold und trägt an edelsteinen 
auf seiner dürren hand den werth von meiereien. 
LEssiNG 1,193; 
amitsbezirk eines meiers: uf den gütern die in die meigerie 
gehörent. weisth. 4, 149 (Elsasz, von 1404); gericht eines meiers. 
zum ersten soll die meierei oder der dinghof Hengweiler 
järlich die drei nächste zinstag nach s. Martinstag am ort 
und ende, wo es dem dinkhofsherren oder in abwesen des- 
selben dem obermeier gefällig sein würde, gehalten werden. 
1, 745 (ebenda, 1584); mpachtung und bewirtschaftung als meier . 
meierei, locatio, conduckio praedii, pachtmeierei. STIELER 1242. 
MEIEREIHALTER, m. der eine meierei verwaltet, meier : 
wann jr solche erzehlte, oder andere landsarten, naturen 
und eigenschaften an ewerm meiereihaltern spüret. Sesız 
feldb. 40. 
MEIEREITAG, m. tag wo das gericht des meiers stattfindet : 
es ist auch recht, das ein jeder schöf oder hueber seinen 
haberen und geldzins den ersten meiereitag . . abrichte. weisth. 
', 746. s. meiertag. 
MEIERGEHÖOF, n. meierhof: 
gleichwie die fliegen 
sumsen im meiergehöf um die milchvoll stehenden eimer. 
1. 16, 641, 
MEIERGUT, n. gut worauf ein meier sitzt, meierei: es ist 
wol war, das es sehr erwünschlich were, wann ein meiergut 
nicht weit von eim flusz lege. SEBIz feldb. 10. 
MEIERHAUS, mn. bei schlössern oder ehemals klöstern das 
Sconomiewohngebäude. ScHM. 1,1552 Fromm.; stark und lustige 
meierhäuser an wasserigen orten. SEBız feldb. 20. 
MEIERHOF, m. hof worauf ein meier sitzt: meyerhof, allo- 
dium, predium, vulg. uflligentz gut. voc. inc. theut. n 5°; meyer- 
hof, bauwrenhof, villa, colonia, magalia, eingezeünter meyer- 
hof, chors, meyerhof nach bei der statt gelägen, suburbanum 
MAALER 289°; in dem dorf hat der bischof und die herren 
von st. Alban (zw Basel) einen hof, und spricht man dem 
der meierhof. weisth. 1, 654 (Oberelsasz, von 1486); fand seinen 
mairhof gewüstet. MücLIn 112°; nahend bei einem meier- 
hofe, da sie nothalber herbergen musten. Amadis 199; nach- 
dem er sich von dem ertrag eines kleinen meierhofes .. ein 
zur höchsten nothdurft eines cynikers ungefähr hinreichendes 
einkommen versichert zu haben glaubte. WIELAND 28, 10; 
das ziel der fahrt war der neben einem fürstlichen lust- 
schlosse liegende meierhof, wo eine gute wirthschaft für 
stadtleute betrieben wurde. G. KELLER sinngedicht 115: 
mein meierhof wil ich dir geben. fastn, sp. 479,33; 
mein mairhof sol eur eigen sein. 480,25; 
und was sie (eine maus) sonst noch meisterlich 
im nahen meierhof erschlich. DROLLINGER 145; 
auch was an vieh mir indesz die üppigen freier verschwelget, 
theils wird mir es erseizen der kriegsraub, theils der Achaie:r 
ehrengeschenk, bis alle die maierhöfe gefüllt sind. 
Odyssee 23,351. 
MEIERHUND, m. canis villaticus, pastoralis canis. MAALER 289° 
MEIERICH, m. pflanzenname, wie meier, s. d. sp. 1904 ; auszer- 
iem für stellaria graminea, sternblume. NEMNICH. wveral. miere. 
MEIERIN, f. frau eines meiers? 
der meier und diu meierin 
die heten ouch vil wol umb in 
verdienet ere unde guot. armer Heinrich 1437 
{parher dem meier und sim wibe 1396): 
meyerin, colona, rustica, villica, villana. voc. inc. theut. n 5°: 
ich waiz ain mairinn, diu vil mit dem kraut (betonica) würkt 
und gar wunderleichiu dinch. MEGENBERG 386, 32; swenne 
ein meigerin den schnittern ze imbis ald ze mittem dage ze 
essenne treit. weisth. 1,307 (Schwarzwald); ich befind, das 
einer meierin stand, nicht minder fleisz und sorgfeltigkeit 
als desz meiers jres manns selber erheische. Sesız feldb. 62; 
es musz auf einem jedern forberge (vorwerke) eine fleiszige 
meierin, viehmutter oder käsemutter oder viehmume, wie sie 
die Märker nennen, sein. CoLERUs hausb. (1640) 292; wann die 
ınaijerin fein selbsten auch die käserin oder käsmutter ist. 
HOHBERG 3, 44°. in Baiern, wo meier auch den ersten männ- 
lichen dienstboten einer gröszeren wirtschaft bezeichnet (vergl, 
meier 1), ist meierin dann die erste unter den weiblichen dienst- 
’oten, auch meisterdirne. ScHM. 1,1552 Fromm. 
MEIERJAGD, f. eine jagd, welche der gutsherr des jahres 
zweimal auf den ländern seiner meier zu halten berechtigt 
x 
MEIERKONTRAKT — MEIL 1906 
st; in miedersächsischen gegenden, z.b. im Rothenburgischen. 
ADELUNG. 
MEIERKONTRAKT, m. wie meierbrief: zu wissen sei hier- 
nit männiglich, dasz ein aufrichtiger beständiger meiercon- 
Tact, wie solcher zu recht am kräftigsten und beständigsten 
zeschehen soll, kann und mag, abgeredt, verglichen und 
zeschlossen worden. LENNEP lands. 2, 407 (von 1644). 
MEIERKRAUT, n. name für amaranthus blitum, hundsmelde ; 
‘ür vallantia cruciata, auch rauchmeierkraut ; ferner wie meger- 
:raut sp. 1863. 
MEIERLAND, n. zu einem meierhofe gehöriges land. ADELUNG, 
MEIERLEHEN, na. zu lehen gegebene meierei. 
MEIERLOHN, m. salarium villici. Frisch 1, 652. 
MEIERN, verb. als meier wirtschaften: meiern conducere 
STIELER 1242; niederd. meiern pachten ScHAMBACEH 132°; im 
‘ürstenthum Lippe mäggern, in Detmold meggern, einen meier- 
‘of, ein bauerngut bewirtschaften. Fromm. 6, 355. nicht dies 
neilern ist in folgendem gemeint: was wild? ich fang gern 
Hockheimer wild mit schleiern: darumb hört, wie ich so 
in schön gesetz will meyern. Garg. 87° (frunken litanei), 
jerse zusammenfügen, machen, es liegt wol eine durch den reim 
erzwungene umgelautete form von mauern, also ein mäuern zu 
ırunde. über ein landschaftliches meiern foppen, täuschen vgl. 
inter meier 3, sp. 1903. 
MEIERRECHT, n. jus majerorum. Frisch 1, 652°; meier- 
‚echt, wie man den eigenthümlichen, zwischen zeit- und 
arbpacht mitten inne stehenden nutzungsvertrag, welcher sich 
ınter den verschiedensten namen stets wiederfindet, hier 
in Niedersachsen) nannte. STÜvE wesen u. verf. 38. 
MEIERSCHAFT, f. stellung und amtsführung eines meiers: 
xillicatio meyerschaft DıEr. 619°; villicatus megerschaft, meiger- 
schaft ebenda; und en hisch sin herre und sprach zü ime: 
waz höre ich diz von dir? gip rechenunge wider diner meier- 
icaft, wan du macht iczunt nicht gemeierscheften. Behaims 
w.-buch, Luc. 16,2 (vergl. auch unter meier 1): gib rechnung 
leiner mairschaft, wann jetzund magstu nit mair sein. bibel 
‚on 1483 504°; was thu ich, wann mein herr nimpt von mir 
lie mairschaft. ebenda; vertrag über die einsetzung eines meiers: 
»s ist auch in dieser location und meierschaft ausztrüglich 
vorbehalten .. LENNEP lands. 2,425 (von 1589); gebühren, wo- 
lurch der stand des meiers erkauft wird. ScaM. 1, 1552 fg. Fromm. 
MEIERSFRAU, f. ehefrau eines meiers! auch pflegen die 
neiersfrauen oder bauersweiber an vilen, ja wol mehrteils 
>nden sich der wartung der küh, kälber, säu..zu unter- 
1emmen. SEBız feldb. 62. 
MEIERSWEISE, adv. nach art eines meiers! meigerszweisz 
nzuhaben. LENNEP lands. 2, 66 (von 1557); eigenthums- oder 
neiersweise. STÜvE wesen u. verf. 29. 
MEIERTAG, m. tag des meierdings : (der unentschuldigte säu- 
nige zinszahler) .verbricht den ersten meiertag zwo masze 
wein, den andern meiertag vier masze und den dritten meier- 
tag bricht er soviel als er zins gibt. weisth. 1, 746 (Unterelsasz, 
»0n 1584). ; 
MEIERTHUM, n. amt oder würde eines meiers; nach meier 2; 
ınder diesem handleten die Bieler soviel mit dem capitel, 
las jhnen das meierthumb (ist in jhrer statt die fürnempste 
»berkeit, welche jhnen der bischoff pflegt zü setzen, dem 
der raht schweren musz, wie auch er dargegen den rähten) 
. verpfendet ward. Wurstisen Basler chron. 629. 
MEIERUNG, f. führung des amtes eines meiers! villicatio 
meigerung }. regierung, meyringe, dorfvorsteunge DIEF. 619°; 
mayerung, annehmung eines quies, als meier darauf zu sein. 
FRISCH 1, 652°. 
MEIERZINS, m. pachtgeld, pensio pecuniaria. Frisch ebenda. 
MEIL, n. fleck, makel; goth. mail övtis; ags. mäl, mel, 
’arbenfleck, zeichnung; ahd. mhd. meil, macula, wo das wort 
ı1anz unterschieden von mäl (vergl. sp. 1493) besteht; auch nach 
ler mhd. zeit zeigt es sich noch in oberdeutschen quellen, ver- 
:chwindet aber langsam aus der schriftsprache, während es mund- 
ırllich im bairischen sprachgebiete bis heute lebt (tirol. mail mal, 
nakel, das schwarz auf der scheibe, narbe, wundmal ScHöpr 
2 fg.; kärntn. mäl aus meil, spur, fleck, schmutzflecken, fehler 
n sinnlicher und geistiger beziehung. LEXER 188; bair, die 
meilen fleck, mal, makel ScHM. 1, 1584 Fromm.): macula mayll, 
mail Dıer. 243°; das die junkfrauschaft doselbs on alles mail 
zehalten solt werden ewiklich. MöGcLin 4°; selig ist der reich, 
ler do ist erfunden on mail. bibel von 1483 330° (beatus dives, 
ui inyventus est sine macula Sir, 31.8): zum vierden läszt die 
1920
	        
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