Full text: L. M. (6. Band)

1919 
MEIN 
zü kirchen und strasz her brangen, als ob si mein frauw‘ 
richterin sel. SCHADE Sal. u. PaSqu. 2, 139, 26. 
10) mein allein stehend in der anrede, man kann sich denken, 
dasz es kürzung sei von mein geselle, mhd. min geselie, die 
einst so häufige anredeformel für jeden dem man freundlich ge- 
sinnt war: er neigete sich und küssete des gesandten hände 
und füsze, sagend: mein! bleibe doch etliche tage bei mir. 
pers. baumg. 2, 14; 
und sprach zu seim gesellen bald: 
mein, last uns bitlen mit gewalt, 
das uns doch gott teutsch reden lehr. 
FıscHAaRtT Domin. 2084; 
als meiner: meiner, wenn diser von im selbs nit gnug tobet, 
so reiz du in. BoLz Terenz 30°; meiner, thun ims und kumm 
morn wider, 60°; 
eia, licber meiner, sag an, 
mit welcher red er zu euch kam, fastn, sp. 460,6; 
und im plur. meine: 
9 ihr edlen Castalinnen, . 
thut darümm nicht, wie ihr meint, 
dasz der schönste seiner tage 
unbeschenkt sich von uns trage, 
nicht so, meine. stimmt die seiten, 
und mischt euren thon darein. FLEMING 44; 
ach meine, seht doch an die starken Niederländer, 
ihr ob wohl kleines land beschämt die weite welt. 120; 
meist ist dies mein zu bloszem ausrufe verblaszt, eine ermah- 
nung oder auch ein leises wundern einleitend, wie bitte! ei! ach: 
oder nun!, vergl. einen ähnlichen vorgang bei lieber oben sp. 903. 
911, mit welchem worte es wol auch verbunden erscheint: mein, 
lieber sag mir, hast nie keim narren ins muesz geblasen? 
FıscHART groszm. 59; gewöhnlicher allein: dic quaeso, mein sag 
an! Scum. 1,1616 Fromm.; mein, ich bitt, das wir unser 
glocken sammt jhren klipfeln haben möchten. Garg. 153; 
mein, was hat doch das buch vor einen titel? Harnisch 290; 
dann mein, wie könte ein teufel ärger sein? PHILANDER 1,36; 
wiltu aber das herz erforschen? mein, so lasse sie allein. 
77; mein! wie verfährt man darmit? oft schlimmer, weder 
die kinder. RoMPLER vorrede 7; mein! wo kömpt es doch 
her, dasz du einen so herzlichen nahmen führest ? pers. baumg 
1,6; mein! vertrage doch nur seine (des ehemanns) verdriesz- 
lichkeit. 3, 10; monsieur Heinrich, ich musz eilends nach 
Wien, und daselbst hab ich einen wechsel zu empfangen. 
mein geld aber, das ich noch habe ist mir unterwegen von- 
nöthen. mein, er sage doch hier gut vor dasjenige, was 
ich im wirtshausz werde schuldig sein. SCHUPPIUS 256; wann 
ich unterweilen zur mahlzeit kam, und in tiefen gedanken 
sasz, pflag sie mir also zuzureden: mein, was macht ihr 
doch ietzo für calender? 573; mein! wir wollen eins spielen 
und trinken. ABELE unordn. (1669) 40; mein, warum nimmst 
du dein gewissen nicht eben so in acht? Cur. Weıse kleine 
leute 333; mein, fragte er mich im scherz, wer hat euch mit 
einem solchen besondern privilegio begabt? Pierot 1,444; 
mein, haltet es gänzlich davor, dasz uns gott manches mal 
auf anderer leute rücken schlägt, er stäupet oft das hünd- 
lein dasz sich das kind bessern soll. Scriver Gottholds an- 
dachten (1721) 141; 
mein, sag mir, ob du besser bist, 
als Petrus oder Paulus war. FıscyArt Domin, 1488; 
mein, sagt er, was würd es doch ewer einen frommen. 
D. v. D. WERDER Ariost 2,16,1; 
. mein, sag mir, was es sei, 
disz leben, wie mans nennt. FLEMING 128; 
vater, mutter, schwester, freunde, 
mein, erläubet disz doch mir. 329; 
mein, wer ist denn seine liebe? 
sie ists, unsre Dorile. 376; 
mein, was hilft es doch dem dichter, 
dasz sein fleisz ihn überlebt. 416; 
die bürd die du getragen, 
ist zwahr ein groses kreüz; doch legst du es ietizt ab. 
mein, gib dich fein zur ruh! ROoMpPLER 77; 
wie hast du aber wol dargegen dich verhalten? 
mein! hast du knüe und händ in dankbarkeit gefalten, 
dein sündlichs thun beräut? 88; 
mein sag, was sind doch alle deine güter? 
nichts anders ia als netze der gemühter. 
NEUMARK [ustwäldchen 4; 
du ‚willst den feind mit worten gar zubrechen; 
mein, lasz die that und nicht die worte sprechen. _ 
CHR. GRYPHIUS poet, wälder 1,789; 
mein! sage, was dein groll aus meinen worten faszt? 
GÜNTHER 527: 
mein! sage mir, warum die fürsten fechten? 
‚ragt Görgel den gevatter Hein. HAGEDORN 3,47; 
Veit ist ein witzger kopf, und zählet sechzig? — mein! 
er hat noch lange hin, ein kluger kopf zu sein. 
. . . LEssING 1,26; 
mein sagt, was mag die ursach sein 
von diesem wunderlichen schrein? 
(Mercgx) rhapsodie (1773) s. III; 
mein! sollte wohl der wein noch flieszen? Görtug 12,118; 
gs ist ein schusz gefallen! ; 
mein! sagt, wer schosz da drausz? 2,277; 
mein! sagt mir Truffaldin, was giebts denn neues, 
dasz man den divan schmückt in solcher eile? 
SCHILLER 7urandot 2,1; 
ji mein: ei mein, der du so embsig bist, ... gib dich zur 
;uhe. pers. rosenth. 8, 98; der canzler sprach, ich bin ein narr. 
» mein, ich meine so nicht, was gläubestu? sagte der bischof. 
Leyermatzs lust. correspondenzgeist (1668) 238; ei mein! nicht 
‚u hitzig. Plesse 1,179; ei mein! sprach der jude, das ist 
jiel geld. 181; 
ei mein! was sind studenten doch? 
sie müssen das siudierensjoch 
an ihrem halse zihn. 
Görıne liebesmeyenblühmlein (1654) 43; 
ii du mein, ach mein in eindringlicherer rede, wo man an 
ınterdrückung des namens gottes oder Jesu denken könnte, die 
man sich scheut im ausrufe zu misbrauchen: es war ein ander 
ıdelicher und hochgelehrter ehebrecher von hause aus dabei, 
welcher vermeinete, dieses sei etwas zu hart geredet, und 
sagte: ach mein, was thäte David? SchHuppius 466; ei du mein! 
wer hätte sich düs träumen lassen! ScHIiLLER räuber 4,3; 
nein doch! was treibt ihr? das .ist ja gottlos gebetet! 5,1; 
ich mein, ach mein! was wälzen hochwürden für centner- 
zewichte auf mein schuldiges herze. Hoster Chr. Lammfell 4, 85; 
sie wend sich zum Ruggier, und sagt, ach mein, ach mein! 
lasz unsre waffen doch, zu dieses diensten sein. 
D. v. DD, WERDER Ariost 22,41,7; 
ler ausruf ist noch jetzt in oberdeutschen dialekten viel gehört; 
zuch schles. mein, meines! ausruf der verwunderung WEIN- 
HOLD 61. 
11) mein in der formel etwas ist mein, mein eigenthum, ist 
las possessiv in prädicativer stellung, unflectiert (vergl. dazu auch 
lein fh. 2, 910), ebenso sie ist mein, er ist mein, zugehörig 
n Hebe: 
dü bist min, ich bin din. minnes, frühl, 3,1; 
3ilead ist mein, mein ist Manasse. ps. 60, 9; mein lere ist 
nicht mein, sondern des der mich gesand hat. Joh. 7, 16; 
venn Leipzig mein wäre, wolte ich es in Freiberg verzehren. 
PrsTORIUS fhes. par. 1, 57; 
noch dem man bruchen wart den pflüg, 
do fing man an ouch gytig syn, 
do stund ouch ufl, wer myn das dyn. narrensch, 83,42; 
ich weisz mir eine jungfrau schön, 
wolt gott, sie wäre mein! UHLAND volksl, 58; 
o müter! die (jungfrau) ist mein allein, 
ich fand sie nechten spate 
bei einem holen stein. 193; 
herr, mein hirt, brunn aller freuden, 
du bist mein, ich bin dein, 
niemand kann uns scheiden. P. GERHARD 123,62; 
wann ich die (deine liebe) hab, ist alles mein. 206.31; 
doch alles, was ich frisch geniesze, 
ist das drum weniger mein? GöÖTHE 12,91; 
mein ist die ganze weite welt, 
ich. wohne wo mirs wohl gefällt. 13,86; 
(schon sah ich) die glücklichste von allen sie, 
und mein durch seelenharmonie, 
durch ewig festen bund der herzen, 
ScHILLER die berühmte frau; 
mein ist der heim und mir gehört er zu, 
jungfrau von Orleans, prolog, 3. auftr.: 
und es ruft aus den tiefen; lieb knabe, bist mein! 
Tell 1,1; 
ihr könntet euch entschlieszen, hier zu leben, 
in meinem vaterlande mein zu sein? (Kudenz zu Bertha). 
3,2; 
denn mein ist die macht in der wohnung. Odyss. 1,360; 
in der schwachen form meine: 
die burg die ist meine! du hast sie geraubt. GöTHE 3,6; 
wenn nur die ohrring meine wären! 12,143; 
nein sein auch in bezug auf eine zuständigkeit, pflicht, ein 
ımt: der schaden, der verlust ist mein; 
es mögen (spricht Ares) die sterblichen menschen 
unter einander sich tödten, so wie sie des sieges hegier treibt 
mein ist sie aufzuregen. aus ferner friedlicher WOHNUNG. 
955. 
MEIN
	        
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