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NUTZEN
«) nutzen (nützen) zu, wozu anwenden, gebrauchen, benutzen?
ji nützet irn munt niht zuo ezzen und zuo trinken. MEGEN-
BERG 277, 16; man nützet das holz zuo den ältern (altären)
in den gotshäusern. 355,23; er sol solch essen (das abend-
mahl) nützen zur vergehbung der sünd. LUTHER 8, 378°;
so stehestu, dornbusch, bei der erdt
und must veracht daniden sitzen,
man thut dich nit zum ehren nützen.
WarDdIs Ks. 2,3,18 Kurz;
und wozu wolltest du diese wissenschaft nützen? WIELAND
13, 110; du hast die dir verliehene hohe kraft..zur befrie-
Jigung der niedrigsten leidenschaften genutzt. KLINGER 5,31;
vieles traf zusammen,
das ich zu unserm vortheil nutzen konnte.
GöTHE 9,126 (Tasso 1,4);
sie nutzte kühn
des morgenrittes abgemeszne stunden
mit ungeheurer schnelligkeit zum zweck,
den alten, vielgeliebten mann zu sehn.
9,314 (nal, tochter 3,2),
ß) statt des accusativs kann in der älteren sprache auch ein
Hheilungsgenetiv (wie im mhd.) stehn? das der mensch derselben
güter also nützen und... brauchen möge, MELANCHTHON Corp.
loctr. 984.
2) mit persönlichem objecte. a) aus jemanden äuszerlichen
oder innerlichen nutzen ziehen, „ihn wozu gebrauchen: leute
nützen zu, wozu verwenden. Österr. weisth. 6, 304, 26 (15. jahrh.);
ich bin dem bischof nun wol oft kon (kommen)
und hab in genützt wol zehen jar
me dann fünfzig rinsch guldin bar, .
N, MAnvugL vom papst u. seiner priesterschaft 297;
wenn ich min pfründ verdienen sol,
;o tün ichs gern und bedarf ir wol...
len bapst möchte ich sunst gar nüt nützen. 833;
) liebs weib thu mich nur nicht schlagn!
ich }asz mich all deins gfallens nützen (zu jedem dienste
brauchen), AYRER 2883,33;
ich habe fette hämmel darunter (unter den unterthanen), die
mag er (der schösser) nutzen, bis er satt und bezahlt ist.
RABENER (1755) 3,126; ich dächte, dasz sie meinen oheim
besser genutzt (ihm mehr geld abgenommen) hätten, HERMES
Sophie (1776) 2,247; er soll den dichter nicht blosz als er-
zähler, er soll ihn als dichter nutzen. LEsSING 6,446; Plutarch
N der abhandlung, wie man seine feinde nützen solle. 7,176
ınm.; ich... will ihn (Mendelssohn) noch auf dieser erde recht
nutzen. K. Lessınc bei Lessing 13, 220;
theuer ist mir der freund. doch auch den feind kann ich nützen,
SCHILLER 11,189;
nutze den, der dich will nutzen. KRÜücKERT 6, 103,
6) eine nutzen, stuprare KELLER erzählungen aus altd. hand-
schriften 388, 16; da sie sie hetten genutzet die ganzen nacht
"qua cum tota nocte abusi essent). bibel von 1483 121° (die erken-
aeten sie und zuerbeiten sich die gantze nacht. richt. 19,25);
so wert ir euch ie darzu geben,
daz ich euch auf der truhen nutz,
H, FoLz fastn, sp. 1445.
vgl. brauchen fZheil 2, 316.
I. Intransitiv, mit persönlichem oder sächlichem subjecte, nutzen
bringen, von nutzen, nütze sein, prodesse DIEF. 462°; synonym
mit dienen, frommen (fh. 4, 246 f.), taugen, helfen, gegensatz
zu schaden.
1) ohne weitere beziehung?
nicht aller räthe anschläg nützen (: schützen). ©
- Kırcayor wendunm. 2, 346 (3,82) Ost. ;
was nützt ist nur ein theil des bedeutenden. GörTHE 21,49;
wie es denn dem geselligen menschen ganz gleichgültig ist,
ob er nutzt oder schadet, wenn er nur unterhalten wird.
26, 15;
gin liedchen, das gefällt und nützt (:schützt), 5,10;
Jamit sie (fremde menschen) nutzen sollen,
9,184 (Tasso 3,4);
dasz er (Kotzebue) aus bosheit schaden mag,
las ist ihm wohl erlaubt;
Joch fluch ich, dasz er tag für tag
auch noch zu nützen glaubt. 52,84;
anstatt zu nützen, schadeten seine (Drakos) gesetze. SCHILLER
3, 165. ;
2) mit angabe des grades, etwas (fragend was), viel, wenig,
nichts uw. s. w. nützen: .
mhd, daz sint allez schützen,
die mohten wol gar nützen. H.v. Neustadt Apoll. 20737;
nhd. was nützet es, das wir sein gebot halten? Mal. 3,14; was
nützet die heschreibung? Röm. 3.1; weichet nicht dem eiteln
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ıach, denn es nützet nicht. 1 Sam. 12, 21; unser veter haben
alsche . . götter gehabt, die nichts nützen können, Jer. 16,19;
vas nitz das? Ta. PLATTER 104 B.; es nützt nit, alweg die
warheit sagen. Frang sprichw. 1,87‘; was nicht nutzt ist nicht
‘echt. LEHMANN (1630) 563, 93; von dingen, so nichts nutzen,
sagt man... es nutzt so viel als spinnweben zum kleid wu. s. w.
334, 3;
was bäurisch etwa nützt, nützt allemal nicht herrlich.
Locau 1,8, 100;
was mag das gold doch nützen (: sitzen)? Opırtz (1644) 1,160;
ob nun gleich in arzeneien
gold und silber wenig nützt (: stützt). BrockKzs 9,9;
was nutzet ihnen grosz die zufuhr des Rheinstroms? LEIBNITZ
„179; ach was nutzen die fragen. LESSING 1,223;
solch zweideutig achseliragen
nutzen wirds nicht, noch behagen. GöTHEE 4,351;
wie eine Namme, die so herrlich nützt.
9,178 (Tasso 2,3);
was unerreichbar ist...
nicht nützt noch frommt. 40,384;
etwas nützet ihr doch. SCHILLER 11,105;
ch bin krank. “nutzt nichts, geh ’nauf und zieh dich an.’
\UERBACH ges, schriften 1,19,
3) mit angabe des ortes, der zeildauer: das geistlich essen,
welchs da (== hie) nützet. LuTHER 3, 360°;
(das werk) nutzet, doch nicht . . nur an einer
stäte. KLOPSTOCK 2,82;
doch wäre dieser tröstliche spruch (wo mirs wohlgeht ist mein
"aterland) noch hesser ausgedrückt, wenn es hiesze ‘wo ich
ıütze ist mein vaterland!’” Görmne 23,120; im gegentheil nutzt
lie wahrheit nothwendig auf die länge, wenn sie auch im
ıugenblick schadet. 36, 13.
4) die person oder sache, der etwas zum nutzen gereicht und
“örderlich ist, steht (mit oder ohne angabe des grades u.s.w.)
a) im dativ:
als wir oft lieben unser thier,
das sy uns söllen nutzen schier, SCHWARZENBERG 131°;
ıach den göttern mügen die menschen einander allermeist
ıutzen. Cicero de offic. 41”; ja, es ist ein zierliche und grosze
;tatt; was nützt sie dir aber? Kırcnyor wend. 1,56 (1,47) Öst. ;
eins musz das ander schützen,
und dieses das musz dem für seinen schaden nützen.
FLEMING 223;
was dir meine faust genützt. GRYPRIUS Irauersp. 45 Palm:
dasz man als ein knecht
lem armen nechsten nütze (: schwitze), GÜNTHER 29;
wenn du straffen must und sollt,
;o willst du nur dem sünder nützen (: schützen). 126;
lie rose nützt uns nicht, sie musz gebrochen sein. 593;
ze]ld macht, dasz sich menschen nützen,
nelfen, bessern, dienen, schützen, Broczes 9,11;
was nützest du der welt?
was mag sie dir in deinem körper nützen (: sitzen)?
DROLLINGER 140;
30 lang es (das recht) unsrer absicht nützet (: stützet).
HAGEDORN 2,117;
wer dir als freund nicht nützen kann,
kann allemal, als feind, dir schaden. GELLERT 1,75;
was nutzt mirs, dasz mein freund mit mir gefällig weine?
LEssinG 3, 333;
vas nutzt alle die gelehrsamkeit .. uns lesern. 6,495; meine
ırfahrung kann dir nützen. WIELAND 7,168; recht mensch-
ich musz die tugend sein, wenn sie menschen nutzen soll.
{LINGER 11,32; er schadet uns und nützt sich nicht. GöTHE
3, 186 (nutzt 7,27 H.);
es sei von einer wissenschaft die rede ..
(die) dem menschen nutzt, indem sie ihn erhebt.
9,106 (Tasso 1,1);
„still und mäszig weisz Gregor
den seinigen zu nutzen. 9,128 (1,4);
was nützte mir der ganzen erde geld? 56,55;
lein schade soll es nicht sein, dasz du mir nutzest. 14, 165
[grosz-cophta 2, 6); trachte jeder sich und andern zu nutzen.
3, 121; sie behaupteten, das theater könne lehren und bes-
sern, und also dem staat und der gesellschaft unmittelbar
nutzen. 49,170; die dummen, die dich vergötterten, nüzen
dir wenig. SCHILLER 3,131 (Fiesko 4,14);
in jener welt wird mir und dir sein schutz nicht nützen
(:schützen). RÜücKkERT bralhm. 3, 46 (15) ;
nütze dem, der dir kann nützen (: stützen). ged, 6,103f.
b) nach sächlichem subjecte kann die person (als ziel und
resultat des nützens) wie bei helfen (th. 42.956) im accusaliv stehn
A
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