Full text: N. O. P. Q. (7. Band)

1139 OCHSENZOGEN — OCHSNIG 
1,33; der kerl mit dem ochsenziemer in der hand. LICHTEN- 
BERG 7,185; 
er wappnete nun ritterlich 
mit einem ochsenziemer sich. BLUMAUER (1839) 1,232. 
OCHSENZOGEN, m., schwäb. die jochstange zu einjochung 
der ochsen. SCHMID 413, 
OCHSENZÜCHTLER, m. oder viehmäster H. HEINE. 11, 320. 
OCHSENZUNGE, f. 1) die rindszunge: geräuchte ochsen- 
‚ungen. FıscHART Garg. 53°. 163‘; seit entdeckung des tabaks 
ıat Europa viel tausend geräucherte :ochsenzungen mehr 
‚s. Ochse 4). GRABBE 2,263, 
2) nach griech. lat. buglossa name verschiedener pflanzen mil 
was dicken, schmalen und spitzigen blättern. sumerl. 54, 56. 
50,51. DiEr. 77°. 84°. Dasyp. (1556) L1°. NEMNICH 3,415: die 
zrosz zam ochsenzung wachszt in ettlichen ländern auf den 
jesten äckern. Bock 76°; die wild ochsenzung findt man 
allenthalben auf allen äckern.. sonderlich an den straszen. 
16°; die gemeine, die spanisch und die welsch ochsenzung. 
TABERNAEM. 801° f.; die rote oder wilde. ochsenzunge. RaAU- 
WOLFF reise 120; ein kraut, das heist man die ochsenzungen, 
Jas ist gut und heilsam. ABR. AS. CLARA Jud. 4,340. — com- 
nosita- ochsenzungenbier CoLERUs 2,26’, -kraut 3, 303°, -wurzel 
2, 26°, -wasser 3, 299°, -wein 2, 282° FıscHART Garg. 58°. 
3) ein zwei- oder dreischneidiger venetianischer vom griff an 
pitz zulaufender dolch, franz. langue de boeuf ÖTTE 170. 
MÖÜLLER-MOTHES 708°. 
OCHSERN, verb., henneb. was ochsen 1. SPIESZ 176. 
OCHSIG, adj. und adv. 1) wie ein ochs, ochsenhaft, grob, 
ılump, dumm STIELER 1379 (ochsicht), holst. ossig von starken 
;euten gesagt. SCHÜTZE 3,181, köln. ohsig, dumm Hönıc 120°. 
»ft dient es nur zur verstärkung des begriffes. ALBRECHT Leipz, 
nundart 178°, schles. ucksig HoLtEr ged. (3. aufl.) 48. 
2) nach dem stiere verlangend, brünstig (vgl. ochsnig): nacher 
zeigte, sich der hirsch mehrere mal zwischen dem hornvieh 
ınd der hirt will gesehen haben, dasz er ein ochsiges rind 
wiederholt beschlagen habe. sitzungsber. der Wiener akad. d. w. 
XIII, 155; nassauisch ochsig, öchsig KEHREIN 1, 298, köln. ohsig, 
platid. össig. 
OCHSIN, f. scherzhafte femininbildung von ochs: 
fragt man nach dergleichen namen, 
dann mit groszen augen schaun 
uns die kleinen an — alsdann 
stehn am berg die ochsinnen. H, HEIne 18, 221, 
ÖCHSISCH, adj. wie ochsig 1: so sie es doch teglich sehen 
ınd erfahren, wenn sie andersz nicht so nerrisch und öck- 
äisch weren. spielteufel (1564) D 3°, 
OCHSKALB, s. ochsenkalb. 
DCHSKRAUT, s. ochsenkraut. 
ÖCHSLEIN, n., mhd. öhselin, öhsel, deminutiv zu Ochs 
‘vergl. öchschen), buculus Dıer. 83°; wenn die ochszlein... 
sich under dem goch (joch) gemüet und gearbet haben. Bocc. 
543,30 K.; 
der esel und das ochselein 
erkanten gott den herren, 
SPANGENBERG Wackernagels leseb. 3,1109,2; 
kein eselein, kein öchslein, 
kein mensch entkam der Auth. Hölty 11 Halm; 
ohne denken gleicht 
der mensch dem öchs- und eselein im stalle. 
BÜRGER (1778) 122; 
neben dieser wiege (der freiheit) brüllte manches öchslein, 
las späterhin, als man auf seine hörner zählte, sich als ein 
sehr gemüthliches rindvieh erwies. H. HEINE 12, 150. 
ÖCHSLEN, s. öchseln. 
ÖCHSLER, m., bair. ein landbauer, der statt Bferde nur 
ıchsen hat (vergl. ochsenbauer). ScHM.* 1, 25. 
OCHSNEN, verb. wie ochsen. 1) nach dem sliere verlangen: 
ain kue, die..ochsnete. Rotweiler stadtrecht 80°. Scum.* 1,25. 
ScHöPFr 479. LEXER 201. 
2) schweiz. einen stier castlrieren. STAUB-TOBLER 1,77. 
OCHSNER, m., ahd. ohsanäri, ohsinäri, ohsenäre, mhd. 
ohsenzre, der ochsenhirt, ochsentreiber, ochsenbauer, bubularius 
DıEr. nov. gloss. 61°: da solle auch ein meiger .. haben sitzen 
einen ochssener. weisth. 1, 738, ochsner 675; zu eim ochsner 
der rinderhirten soll man einen verordnen, der lang und 
stark sei, der auch ein starke und rauhe stimm hab. HERR 
feldbau 13°; bater.- österr. ochsner Schm.* 1,25. ScHöPF 479, 
LEXER 201, cimbr. ochsenar ScHm. 151°, Iusern. öchsner, ochse- 
ner ZInGERLE 45°, 
OCHSNIG, adi., tirol. wie ochsig 2 SchHöpr 479. 
OCHSSEIN — OCKER 1140 
OCHSSEIN, n.; die cultur hat ihn (den ursfier) als un- 
reies d.i. vernunftloses und der hülfe bedürftiges thier, 
„um fressen an der kette und im stalle, zum weiden unter 
aund, knüttel und peitsche, und bis zum Ochssein thierisch 
‚eredelt, .. gezähmt. KörtE bei Göthe 55, 294. 
OCHT, OCK, s. ocker, adv. 
OCKELN, ÖCKELN, verb. vexare: 
hett er einen besondern lust, 
ihnen zu ockeln (var. ihn zu öckeln) und fatzen. 
P, LEwe 1038 Schade; 
isterr. ockeln, öckeln Weimarer jahrb. 6, 456; baier, mit einem 
jgkeln, ihm beleidigende, herausfordernde worte sagen. Scum.* 
„33, schweiz. mit einem eggen, discepiare cum aliquo DENZLER 
4°. vergl. ecke, egge und STAUB-TOBLER 1,142. 
OCKER, ÖCKER, m. penis. ein nur in den fastnachtsspielen 
‚orkommendes, also wol nürnbergisches wort, das aber die heutige 
Vürnberger mundart nicht mehr kennt (vgl. auch öcker im lieder- 
uch der CL. HÄTZLERIN 231°, 89) : 
ich pulet ein freuelein, das ist war, 
das sie mır tet mein ocker ein. fastn. sp. 122,9; 
his ir der öker wirt gehenkt ein. 640,25; 
habt ir nicht maid, die am maigthum tragen schwer, 
ınd zu der vasnacht sind über pliben, 
und sich mit dem öker nit haben lassen Sr en 
23V 
und mocht doch noch eine ergreifen, 
lie im auch sein ocker kund schleifen. 249,3; 
(sie möchten haben) siben pulen in einer wochen 
und öker schleifen an dem rück. 727,8; 
ir last in ein weil an eim ocker sleiffen, 1343; 
so wirt er wol des nachts vergessen 
in dem nachtgraben mer zu fegen, 
so im sein ocker ist gelegen. 243,18; 
der man geb in do in ein mül 
sein ocker zu einem rurstecken. 101,7; 
man solt im sein ocker herab picken 
und solt in an ein haus zwicken. 101,27; 
zur einmal kommt das wort im reime vor und zeigt langes e: 
das urteil wil ich fellen än gever: 
man sol des Molkenfrasz ocker 
zu gutem nutz noch auszerlesen, 
man sol darausz machen ein seupesen 
und damit den seuen auszkeren, 
wenn sie iren mist auf der gassen reren. 101,15; 
zs erscheint auch als fingierter eigenname:? 
her Ocker und Lullzapf, tret her, 259,13. 
Vach dem reime könnte man als zweiten bestandtheil das wort ger 
vermuten und (worauf mich Frommann aufmerksam macht) das 
janze für eine corruption des alten und seltenen atiger, atger, 
xtger (spiesz, lanze) ansehen, das sich mundartlich in agger 
»gger ocker, egger ögger öcker zusammengezogen haben könnte 
vie Odger in Ogger (Ocker. Huc Vüllinger chron. 152), Ruodger 
n Ruocker, Rucker, Rücker (s. FÖRSTEMANN 1,169. 728f., 
las sog. Rückermaingebäude in Würzburg ist eine alte curia 
Rutgeri ad Mogum) und nabeger in naber, neber, nepper 
(sp. 8). dazu würden auszer den obigen ausdrücken (den ocker, 
ın dem ocker schleifen) auch passen die synonymen ausdrücke 
laz mezzer in die scheide schieben. NEIDHART XLIV, 17; den 
neizel einschieben. KELLER altd. erz. 430, 6; den mansdegen 
schleifen. fastn. sp. 748, 15. aber ocker erinnert auch an das 
zleichbedeutende, von RosEnzBLuT gebrauchte unker: 
er reck sein unker aus der pruchen 
und pruntzt auch gen dem vogel dar. Scham? 1,112, 
las ist unker, basiliscus (Dıer. 69°), eine weiterbildung von unc, 
schlange (LEXER 2, 1773), womit sich die verwendung von wurm 
in obscönem sinne vergleichen läszt: do si aber dem kerle der 
wurm unrübig worden. Zimm. chron. 3, 436, 31, vergl. 4, 108, 16. 
OCKER, OCHER, m. aus griech.-lat. ochra, das berggelb 
vergl. ockergelb). mhd. ogger, oger m. n., mnd. mnl, oker, 
»cker, nnl. ooker; nhd. ogger LONICERUS kräuterbuch 364’, 
»ker G. AcrıcoLAa bei Weigand, ocher BRockEs 9,80, oOcker 
und ocher Frıscn 2, 27°. ScHEDEL wagrenlexik. 2, 107°. 
OCKER, OCKERS, OCKERT, adv. nur, blosz, halt. ahd. 
;kordi, ekrödi, ein adverbial gesetzter accusaliv des adjectivs 
skordi, ekrödi, eccheröde, dünn, zart, schwach (von WACKER- 
JAGEL im handwb. 66° zu lat. aeger, aegrotus gestellt); davon 
‘st abgeleitet das adv. ekkorödo, echerödo, ekröd, ecchert, 
schert und ockeret, ockert, okker; mhd. ockert, ocker und 
genelivisch ockers (noch im voc. 1482 x7'; ockers, solummodo, 
antummodo); md. ecker, eckers, ockert, ockers. das wort 
ist dann weiter mhd. zu oht, Öt (ot) und eht,. &t (et), md. 
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