Full text: N. O. P. Q. (7. Band)

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die sich gezwungen herumtreiben in einem öden felde des 
'ebens .., doch einen zufluchtsort gibt, BÖRNE 5,6; 
verblühet hinter mir die jugend lieget, 
wie ödes feld, das keine irucht getragen. 
W. v. HumnoLDT sonelle 218. 
b) von straszen und verkehrsplätzen, die nicht belebt, wie aus- 
pestorben sind: 
amhd, de und ungetriben 
wären die sträze. Br. Pamipps Marienleben 2772; 
nhd. die von den schaaren fremder gäste .. belebten straszen 
der stadt waren wieder öde geworden. J. Grimm kl. schriften 
1,36; nach dem vorüberrauschen eines bahnzuges hat der 
haltpunkt immer etwas besonders ödes. AUERBACH ges. schriften 
„346; ein öder (desolate) schatten (ein abgelegener und unbe- 
‚ebter schattiger platz). SCHILLER 13,111 (Macb, 4,6; eines schattens 
jde. Tieck Macb. 4, 3). 
c) von örtlichkeiten, wohn- und versammlungsstätten, die ver- 
‚assen, verfallen oder zerstört sind: ahd. sie machöton Ileru- 
salem also wuosta alsö die huttun dero obazo, die man in 
lemo boumgarten tuot, diu danne Öde stät, sO daz obaz in 
zelesen wirt, NOTKER ps. 78, 2; . 
mlıd. diu kirche ist @ede, ir sult den pfaffen suochen anderswä, 
minnes. frühling 244,76; 
cedeu dörfer man dö vant. H.v. NEustADT Apoll. 8987; 
nhd. wie er..in die stat in ein öds hausz komen sei. CHMEL 
urk. Maxim. nr. 255; das öde gemeuer. Bocc. 114, 37 K. (etlich 
alt gemeuer. 113,38); unter den heiden ist sie (Babel) die 
zeringste, wüst, dürr und Ode, Jer. 50,12; wo nicht die viel 
heuser sollen wüste werden und die groszen und feinen 
jde stehen. Jes. 5,9; es ist ein pallast und lusthausz gewesen, 
aber jetzt der merteil ein steinhauf voll verfallens und ödes 
zepeuws. Frang weltb. 16°; wann er sy so hart und nit nach 
rm willen halten wöll, so wöllen sy die statt Öd lassen. 207’; 
all werkstat sah ich öd und leer, H. Sacus 7,416,38; 
ich (der unfleisz) mach gar manche öde schul. 5,319,11; 
die wirdtischaft wil werdn sprödt, 
unser hausz ist von gesten Ödt (wird von gästen nicht mehr 
. besucht). 14,290,23; 
bald in öde schlösser, 
in wälder bald, geführt. HöLty 9 Halm; 
besonders von ausgebrannten stätten: 
in den öden fensterhöhlen 
N wohnt das grauen, SCHILLER 11,312; 
yildlich? wie öde, hohl und leer 
liegt alles vor mir da, und ausgebrannt, 
ein groszer schutt, die stätte meines glücks. 
GöTuE 9,308 (nat, tochter 3,2), 
d) vom welt- und luftraume: öd, einsam, taub ists droben 
über den sternen. ScHILLER 2, 181 (räuber, schausp. 5, 1) ; meint 
ihr, dem arm des vergelters im öden reich des nichts zu 
entlaufen? 2,185; wenn seine klagen in der öden luft ver- 
liegen. LESsING 6,397; besteht denn der himmel unsers da- 
seins, wie der blaue über uns, aus öder matter luft, die in 
der nähe... nur ein durchsichtiges nichts ist? J. Pau Tit. 
i, 17; besonders von der stillen, wie ausgestorbenen nacht (s. nacht 
II. A, 2, b, £): 
ÖDE 
der öden nacht 
geheimniszvolle schauer. GöTHE 9,252 (nat. tochter 1,1); 
auch von der welt, in der man eine geliebte yerson vermiszt 
oder verliert: 
öde schien die welt und leer, 
weil ich noch kein herz gefunden, 
das mich fest an sie gebunden. 
HovwaLD der leuchtthurm 2,5; 
du schiedest hin, die welt ward öde, UHLAND (1879) 1.20. 
2) überhaupt leer in verschiedenem sinne. 
a) einen mangel des gewohnten oder wünschenswerten zeigend: 
nan lese bei dem Sophokles die beschreibung der öden 
aöhle des unglücklichen Philoktet. da ist nichts von lebens- 
nitteln, nichts von bequemlichkeiten. LEsSING 6, 519; da sasz 
ar nun zwischen vier öden mauern (im gefängnisse). LANGBEIN 
schriften 11, 252; 
zu ihm hinab ins öde burgverliesz 
dringt keines freundes trost, SCHILLER 14,380 (Tell 4,2); 
de an, leer von: 
das ehebett des Odysseus 
öd an lagergewand und entstellt von TE ist. 
oss Od, 16,35 
(1781: aller betten beraubt); 
ödes bette, lecius viduus STIELER 1380; vergebens hab ich 
mich auf das öde ehebett (vorher das einsame lager) ge- 
worfen. GESZNER 1.237: öder- (kahler) scheitel, KLOPsTOCK 2, 94, 
ÖDE 
1144 
b) in bezug auf den magen, leer von speise, nüchtern und 
ladurch sich schwach und unwol fühlend: weil der bär inn- 
igt, kan man keine anzeigung einigerlei speisen . . in seinem 
nagen finden, allein dasz er etwas, doch sehr wenig feuch- 
igkeit noch in dem bauch hat, und kleine blutstropfen um 
las hertz, sonst ist der gantze leib gar öd und lär, HEYDEN 
”inius (1571) 177; mit genetiv: 
si hattend gar nüt gessen 
in dryen tagen, der spys gar öd. 
LILIENCRON vOolksl. nr. 461, 5; 
mit ödem magen. Schöpr firol. idiot. 479; er that, als sei der 
nagen ihm öde, Rücrert mak.* 89; der das öde (nüchterne) 
wachen mir würzte. 87; es ist mir gantz öd. ERBERG 512°; 
schweiz. es ist mer öd, ich fühle mich durch längeren mangel 
an nahrung geschwächt und unwol. StAUB-TOBLER 1,95. 
c) nichts enthaltend, leer, hohl: böse oder öde nüssen. FORER 
)ei STAUB-TOBLER a. a. 0.; eine öde wasserblase, die in luft 
vergeht. ebenda (vom j. 1650); in bezug auf einen behälter? der 
ıerren silberkammer, so bald öde und ledig wird. Kırcanor 
zilit. disc. 214; weil dann mein magen eben so leer von 
'peisen, als der beutel öd von gelt. Simplic. 2, 35, 6; wie 
ang schimmern die silberweisze zähn in deinem mund? 
ıächt gar lang, warte nur etliche jahr, so wird dein maul 
ıersehen wie ein ödes messergesteck. Agr. AS. CLARA Jud. 
’ 403. 
d) ohne vermögen, zahlungsunfähig, arm: ist jemand als 
rm oder de. Basler rechtsquellen 1,118 (vom j. 1433). vergl. 
)TAUB-TOBLER 1, 96. 
e) in bezug auf geruch und geschmack, der kaum wahrnehm- 
har ist: ihr fleisch ist gar nahe keines oder ödes geruchs, 
ToRER fischbuch 170° 
3) innere leerheit zeigend. 
a) liebe- und freudelos, einsam und betrübt: 
mlıd. min herze stet mir de, 
az 6 gevüllet lac. minnesinger 1,102"; 
nhd., weil ich öd und wüst . 
in der welt musz wallen. S. Daca 222 Ost.; 
söhne meines herzens! 
ihr werdet nicht mein ödes alter trösten, 
GOTTER 2, 503; 
aimm sie zurück die kurze lust! 
aimm sie, und gieb der öden brust, 
ler ewig öden brust die bessre liebe wieder! 
Lessing 1,62; 
sine stelle suchte der liebe schmerz, 
wo es recht wüst und einsam wäre; 
da fand er denn mein ödes herz 
ınd nistete sich in das leere. GöTEE 5,58; 
die mir die Jugend stahl, 
das herz mir öde liesz und unerquickt 
den geist. SCHILLER 12,88 (Piccol, 1,4). 
b) ohne inneren wert und gehalt. 
«) von rede, gesinnung, betragen und handlung, gehaltlos, 
yunderlich , abgeschmackt , albern, eitel, nichtig, unnütz: mhd. 
edez klaffen, cede rede, geberde (LEXER 2, 141); 
nhd, du hast vil ödes klaffen in dir. fastn. sp. 396, 14; 
si tragen öden sin also. 397,3; 
ılso nach mancherlei öden thädingen (doppo molto cianciare) 
las thorecht fräwlein wider zu haus gieng. Bocc. 88; er 
sprach zu der frawn, das sie im aufthet, ir öde theding 
ınterwegen liesz. 143°; 
(ihr) hörend zuo dem öden gschwatz. trag. Joh, B3; 
Nleuch der weibsbild öde beiwonung, 
die gar oft gibt böse belonung. H. SAcys 3.429,13; 
and alle ewer bäpst decrei 
yantz werden öd (nichtig). Fıscmart nachtrab 1878: 
tritten jetzt umb öd tittel, panier und namen miteinander, 
7RANK kriegb. d. fr. 66; das jetzo der römisch keiser vom 
‚ömischen reich nichts mehr ubrig hat, dann den eitlen 
ıamen und öden tittel. weltb. 40°; und mag auch mit dir 
:ben, weil ich dich liebe, das schlechte zeug von öden 
vorten nicht weiter wechseln und betrieglich austauschen. 
5ÖöTHE 21,46; aus der öden, gehaltlosen .. pedanterei. 31, 38. 
8) von mersonen mit ödem betragen u. Ss. w., abgeschmackt, 
“ade, langweilig, thöricht, albern, widerwärlig ; ohne moralischen 
nert, nichtswürdig, schlecht: 
hd. ich hän von den ganzen alle wile her gesungen. 
NEIDHART 52,3; 
nu ist sin sun ein «der gouch mit siner a a a 
’ ’ 
ain ed heimbachen knanne. Hanyamar v.L. die jagd 507,63; 
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