1219 OHNEKOPF — OHNGEFÄHR
DHNEKOPF, m. der keinen kopf hat:
sie schwatzten diesz und schwatzten das,
vom feuermann und ohnekopf. HöLity 37 Halm,
OHNEN, verb. in entohnen theil 3, 577.
OHNESORGE, OHNSORGE, 1) die onsorg siatt unsorge,
Jie sorglosigkeit, der leichtsinn KEISERSBERG in den postillen;
ıber einen Teutschen (kennt man) bei seiner torheit.., on-
‚org, sauffen und kriegen. Frank .chron. vorr. b2°.
2) der ohnesorge, der keine sorgen hat oder sich keine macht:
la fragt Contz: onsorg vil darnach. Frank sprichw. 2, 23°; da
man aber denn doch im frieden auch einmal...in heiterer
gesellschaft sich als ohne-sorge fühlen will. GöTHE 45, 314
lohnesorge 29, 454 H.).
3) das Ohnesorge, übersetzung des franz. Sansouci, das königl,
kustschlosz bei Potsdam, berühmt als lieblingsaufenthalt Friedrichs
tes groszen HEYNATZ 2,312:
in seinem Öhnesorge wacht ..
der landesvater tag und nacht. ÖGLEImM 4,92;
darnach auch übertragen:
auch ich . . hab auf dem lande mir
mit meinem lezten deut ein kleines Ohnesorge
zurecht gebaut. GÖKINGK 3,148,
ÜHNFLOSSER, m. fisch ohne bauchflossen OKEN 4, 340.
OHNGEFÄHR, adv., auch als adj. und substantiv verwendet.
die entstehung des wortes aus mhd. än gevere, die bedeutungs-
entwickelung und die entstellung in ungefähr (s. dasselbe) ist
schon theil 41, 2070 f. im allgemeinen behandelt und mit bei-
spielen belegt worden , wozu hier (namentlich für die dort nicht
erwähnte adjecltivische und substantivische verwendung) weitere
hbelege kommen. s. auch an gefer, angefer, angfer theil 1,194.
339. 354 und ohngefährd,
1) adverbial, bis ins 17. jahrh. auch noch getrennt geschrieben.
a) die ursprüngliche bedeutung ‘ohne böse absicht, ohne arg,
ohne hinterhalt’ klingt noch öfter im 16. jahrh. hindurch, aber
meistens ist der begriff schon in mannigfacher färbung auf den des
los absichtslosen, zufälligen eingeschrumpft (th. 41, 2070) :
»hne eigenes zulhun, ohne willen, ohne absicht, achtlos, zufällig,
laher denn auch unversehens, unvermutet, plötzlich, wie der
jeweilige zusammenhang ergeben musz. den übergang von der
sigentlichen zur abgeblaszten bedeutung zeigen stellen wie: ein
todschleger, der eine seele unversehens (var. angefehr) und
unwissend schlegt. Jos. 20,3. 9; so werden wir wissen, dasz
seine hand uns nicht gerüert hat (dasz es nicht absichtliche
itrafe von gott war), sonder es ist uns on gefehr widerfaren.
| Sam. 6,9 (s. STAUB-TOBLER 1,881); es was ein... edelman
n dasselbig haus .. eingezogen, des knecht gehet on gefehr
ıinauf auf den boden im haus, wil sehen was sie für herberg
1aben. LUTHER 3,130°; ob es (feuersbrunst) on gevär oder mit
zefärd geschehen sei. ÄVvVENTIN. 5, 477, 19;
von wegen der unbsunnen wort,
die dein mutter samb ohngefehr
redt wider den gott Jupiter. H. Sacss 13, 444,14.
andere belege bis ins 18. jahrh. (auch noch mit der schreibung
ıhngefehr), z.b.” on gefehr sind wir geboren, und faren wider
lJahin, als weren wir nie gewest. weish. Sal. 2,2; das es
scheinet fur uns, als gehe es on gefehr zu. LUTHER 4, 152°;
larnach lies er on gefehr Paulinum für sich komen. 206°;
3s möch mir grathen ongefer, H.SaAcus 9,346, 28:
ler ackerman kompt bald daher
mit seinem gsinde on gefehr. WarpDıs Esop 1,16,46;
asz dich vorsichern die kluge himlische güte, dasz du nit
refelich ohngefehr fährst auf hohe sande. FıscHArRT Garg. 39°;
ıls er ohngefehr im spatzirengehn . . laut reden und schreien
aörete. ÖOpırz (1644) 1, vorr. a5’;
(da er) in dieses stromes strande
all voller staub und schweisz sich ohngefehr befande.
D. v. D. WERDER Ariost 1,14,2.
fürstengaben sind wie bäche, stürtzen immer gegen thal, )
treffen so nur, wie sie treffen, ohngefehr und ohne wahl.
Locau 2,2, 14;
Nothus ist mit rath gezeugt, ist gezeugt nicht Dhnsefchr,
‚10, 56;
kümt vom weinen, kümt vom weihen, kümt vom wein wei-
i nachten her?
zo. wie jeder ihm sie brauchte, kamen sie ihm ohn gefehr.
3,4,92;
als ohngefehr (plötzlich) ein wirbelwind auf uns stiesz. pers.
rosenth. 1,37; und löschete ohngefehr mit dem ermel das licht
aus. 5,6; ohngefehr wurden wir von räubern überfallen. 5,17
u. oft; fürst Ernst habe ohngefähr ausz dem fenster gesehen.
OHNGEFÄHR 1220
ScHuPPIUS 9; da kame ohngefahr (plötzlich) ein ungewonliches
jecht umb uns. 770;
mich wundert, dasz nunmehr sein scharffer geist nicht seh,
dasz auf des herrn welt nichts ohngefehr gescheh.
GRYPHIUS irauersp. 303 P.;
sin freund, der ohngefehr das hertze hat verloren,
HOFMANNSWALDAU verm, ged, 36;
was wirst du still, wenn ohngefehr
ich eines mädchens lob erzäle? Göxınck 1,87.
verstärkt durch all (theil 4*, 2071) :
der kam ins hausz on als gefahr (: gewar).
WaLDıS Lsop 1,13,11;
sie kamen daher on alls gefär.
UHLAND volksl. 247,3 (vom j. 1588);
bei deim beruff ohn all gefehre
von meim exempel bleiben lehre. ZINnKGREF 1,194,
b) in weiterer abschwächung bei unbestimmten angaben, ohne
:s genau zu nehmen (ohne absichtlich eine falsche angabe zu
nachen), annähernd, etwa, beiläufig (theil 4', 2071. STAUB-TOBLER
., 881): ongefar (circa) neun untz schwär. MAALER 312‘; ohn-
zefahr umb ain uhr. S.Bürster 172; Bructer, so ohn gefehr
ımb die Wetterau gewohnet. Opıtz (1644) 1, vorr. a6°; ich bin
>hne gefehr vor einem halben jahre von einer vornemen adels-
jerson glaubwirdig berichtet. RıncwaLD fr. Eck. (1612) A2°;
Volvinus ist gelehrt und gibt materi her,
sein weib, die concipirt, so wächset ohngefehr
ein richtiger context, LocAu 1,5,4:;
so fällt die antwort ohngefehr:
herr V** war ein gröszrer schelm als er. Lessine 1,33;
»hngefehr im jahre 1729 gerieth er in händel. Lıscov 21; ich
lenke, das ist es ohngefehr, was den weibern an uns ge-
allen könnte, KnıccE umg.* 2,93; ohngefähr wie ein mädchen
eine jungfrauschaft verliert, verlor ich meine freiheit. HEINsE
1857) 5,75; so ohngefähr wird der titel sein. d. j. GÖTHE 1,78;
o ohngefär ist.. (die hypothese) entstanden. SCHILLER 1,87;
hngefehr zwei jahre. 2,3; jede messe wird ein band, ohn-
'efehr ein alphabet stark, herauskommen. 4, 113.
c) aber auch das gegentheil, sicher, so dasz niemand einen
“hler nachweisen kann (s. theil 4*, 2071).
2) der in ein wort zusammengedrängte adverbialische ausdruck
yurde dann auch adjectivisch verwendet (wie ungefähr, das schon
n 17. jahrh. als adj. nachzuweisen ist ZINKGREF 1,226. STIELER
103) im sinne von zufällig oder beiläufig: ein preuszischer
‚auptmann, der mich in einer ohngefähren zusammenkunft
jei tische lieb gewonnen hatte. HEInse an Gleim 1,24 (werke
857 5, 15);
(jeder wird) sich der gemeine freuen,
die sich um ihn her versammelt, _
30 im alten wie im neuen
oOhngefähre worte stammelt. GöTaEE 3,111;
wenn ich ihnen den ohngefähren tag bestimme. mad. König
ei Lessing 13, 281; aus der ohngefähren combination der drei
heorien. SCHILLER 1,87.
8) aber noch früher nachweisbar ist die substantivische ver-
vendung das, ein ohngefähr, das unabsichtliche, zufällige, der
ufall; zunächst ohne artikel:
bankarte sind tapfre leute: wannen kümt doch dieses her?
weil sie lieb und gegenliebe fleiszig zeugt, nicht ohngefehr.
LoGAU 2,2,66, vgl. 3, zugabe 102,101.
las, ein ohngefähr: die macht des ohngefährs. Kant 6,76;
in unverständliches ohngefähr. 115; wider wen murre ich?
vider ein taubes ohngefähr? LESSING 1,400;
wo war ich, als das ohngefehr (: wer)
zu dir . . mich brachte. GÖöKInGK 1,79;
ein nichts. ein .ohngefähr erweckt ihn öfters wieder.
GÖöTHE 1,59;
ch musz also das ohngefähr mit mir schalten und walten
assen. HEINSE (1857) 5, 28; ein unsicheres glück .., das dem
‚ufall, dem blinden ohngefähr preisz gegeben ist. SCHILLER
„146 anm.; werk des ohngefährs. 7,18;
dennoch, tief verhüllt und leise,
schreitet eine finstre macht daher,
für das ohngefähr zu weise,
für die weisheit zu sehr ohngefähr.
TIiEDGE Urania 1,145 f.;
das taugt in meinem plan.
erwünschtes ohngefähr! KÖRNER 231°.
4) darnach hat sich wieder gebildet der adverbiale ausdruck
ron Ohngefähr, in absichtsloser, zufälliger weise:
vergesz ich mich von ohngefehr, und lache mit vergnügtem
blicke. GÖöntHER 436;
da kam er mit erröthen,
gewisz von ohngefähr. Voss noet. werke (1835) 169:
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