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Rolle spielt.‘ Ob Pestalozzi dieses Buch gekannt hat, ver-
mag ich nicht zu sagen, anzunehmen ist es kaum.
Mit Dürer teilt er aber auch die Voranstellung des geo-
metrischen Elementes in der Kunst, die Zurückführung des
ästhetischen Eindruckes auf feste Formen und Verhältnisse.
Die Regelmäßigkeit und Gesetzmäßigkeit in den Gegen-
ständen der Anschauung ist sein ständiger Zielpunkt, dar-
auf gründet sich nicht nur ihre praktische Verwendung,
sondern auch ihr künstlerischer Wert, Auf diese Weise er-
hält die Geometrie im Unterricht eine Alleinherrschaft, wie
sie sonst wohl nie beansprucht und behauptet worden ist,
Die Geometrie ist die Grundlage des Zeichenunterrichtes
und durch dessen Vermittlung des Schreibunterrichtes, ihre
Formen vermitteln auch die Auffassung der gedruckten
Buchstaben, geometrische Figuren bilden endlich das we-
sentlichste Hilfsmittel des Rechenunterrichtes, und so wird
alles, was das Kind braucht, Lesen, Schreiben, Rechnen
und Zeichnen, auf der Geometrie oder, wie Pestalozzi
sie immer bezeichnend nennt, auf der Meßkunst aufge-
baut.
Die Elementarmittel des Unterrichts.
£s muß jedoch zum richtigen Verständnis des Pestalozzi-
schen Systems hervorgehoben werden, daß wir nur auf die
eine Seite dieses Systems eingegangen sind, die wir als
die graphische bezeichnen können, die andere Seite, die
phonetische, bleibt hier unberührt. Pestalozzi unterschei-
det drei „Elementarmittel“ des Unterrichtes: Schall, Form
und Zahl. Form und Zahl schließen sich aber für ihn eng
zusammen zu einem Unterrichtssystem, für das die gra-
phische Darstellung auf Schiefertafel oder Papier die Grund-
lage ist. Die Ausbildung der Sprache, die Verbindung der
Laute zu Worten, der Worte zu Sätzen, und auf der anderen
Seite die künstlerische Unterweisung, der Gesangsunter-
richt, bleibt eine Sache für sich. So entsteht eine Zwei-
teilung, die auf der Scheidung der Sinne des Gesichtes
und des Gehöres naturgemäß begründet ist und die auch
die Hauptformen der Äußerung aller menschlichen Kultur,
Timerding: Erziehung der Anschauung.