Das Buch der Mütter. 19
vorbereitende Gedanke eines Unterrichtes im frühen Kindes-
alter soll sich auf „Anfangsbücher für die Unmündigen“
stützen, die Pestalozzi plant. „Diese sind es“, schreibt er
in der Einleitung zur Gerfrud, „die den eigentlichen Aus-
schlag gegen den Unterrichtsunsinn unseres Zeitalters geben
werden und geben müssen. Ihr Geist wird mir immer
klarer. Sie müssen. von den einfachsten Bestandteilen der
menschlichen Erkenntnis ausgehen; sie müssen die wesent-
lichsten Formen aller Dinge den Kindern tief einprägen;
sie müssen früh und deutlich das erste Bewußtsein der
Zahl- und Maßverhältnisse in ihnen entwickeln; sie müssen
ihnen über den ganzen Umfang ihres Bewußtseins und
ihrer Erfahrungen Wort und Sprache geben und überall
die ersten Stufen der Erkenntnisleiter,+an die uns die Natur
selber zu aller Kunst und zu aller Kraft führt, umfassend
ausfüllen.“
Was später in dem Buch der Mütter wirklich gegeben
wurde, bleibt hinter dieser Absicht wesentlich zurück, auch
wenn wir von dem geradezu perversen von Krüsi hineinge-
brachten Gedanken, die Anschauung des Kindes am eigenen
Körper zu bilden, ganz absehen und nur das Gute beachten,
das von Pestalozzi selbst herrührt.
Nicht viel anders ist es nun. auch mit der eigentlichen
Anschauungslehre. In den Jahren 1803 und 1804 erschien
in zwei Heften das Lehrwerk ABC der Anschauung oder
Anschauungslehre der Maßverhältnisse und fast gleich-
zeitig die Anschauungslehre der Zahlenverhältnıisse. Die
Ausführung der Einzelheiten rührt wesentlich von Krüsi
her, Pestalozzi hat nur die Einleitungen geschrieben.
Das Zeichnen bildet die Grundlage des Unterrichtes,
aber dem Zeichnen vorauf geht die Betrachtung fertiger
Figuren, durch welche die Anschauung des Kindes vorge-
vildet wird. Diese fertigen Figuren sind in Tabellen zu-
sammengestellt, die das wesentliche Stützmittel des Unter-
sichtes bilden. Es’ sind zwei Tabellen, eine Linien- und
eine Quadrattabelle. Die erste soll dem Kinde den Begriff