VII. DIE FEINFÜHLIGKEIT
Als dritte wesentliche Eigenschaft einer wert-
vollen Charakteranlage haben wir die Feinfühlig-
keit bezeichnet. Schon bei den einfachen Sinnes-
wahrnehmungen verhalten sich die verschiede-
nen Menschen wesentlich verschieden. Der eine
hört Tondifferenzen, sieht Farbenschattierungen,
nimmt Geruchs- und Druckunterschiede wahr, die
dem andern völlig verborgen sind. Wir wissen
heute bestimmt, daß diese Art der Feinfühligkeit
in hohem Grade entwickelbar ist, sofern das be-
treffende Sinnesorgan entsprechende Anlagen
besitzt. Der Weinprüfer, der Hopfensortierer, der
Gerstenhändler, aber auch der Maler und Musiker
bemerken Abstufungen der Verschiedenheit, die
jeden anderen in Staunen versetzen. Es handelt
sich hier um eine Steigerung der Wahrnehmungs-
fähigkeit, die so weit geht, daß die von dem
geübten Individuum wahrgenommenen Unter-
schiede einem anderen Individuum überhaupt
nicht zur objektiven Erkenntnis gebracht werden
können. Kein Ausdrucksmittel steht dem Men-
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