Full text: Charakterbegriff und Charaktererziehung

144 VIT. Die Feinfühligkeit 
Charaktermerkmal aufgestellt hat, noch mit der 
Rezeptivität, die Schleiermacher und Bahnsen in 
die Charakterologie eingeführt haben. Die in- 
stinktive Feinfühligkeit ist nicht bloß Rezeptivi- 
tät, sondern ebenso auch rasche Reagibilität, und 
neben ihr besteht noch die deutliche intellektuelle 
Feinfühligkeit. Mit der bloßen Rezeptivität ist 
der Charaktergestaltung nichts genützt. 
Die Sensibilität Fouillges hat überhaupt eine 
eigenartige Bedeutung. Das Wort sensibilite hat 
schon im Französischen einen. vielfachen Sinn. 
Bei Fouillge bedeutet es weit weniger sichere 
Reaktionsweise, instinktiven oder bewußten Takt, 
sondern leicht störbares Gleichgewicht durch 
äußere Eindrücke. Seine Sensitiven haben einen 
Nervenapparat, der leicht reizbar in physiologi- 
schem Sinne ist. „Wie es einen Widerwillen gibt 
für gewisse Nahrungsmittel, der sich nicht aus 
dem allgemeinen Zustand des menschlichen Or- 
ganismus erklären läßt, wie es Nervenschmerzen 
gibt, die außer jedem Verhältnis zu der Störung 
stehen, in welcher sich das Nervensystem be- 
findet, so gibt es Gehirn- und Nervensysteme, 
welche die kleinste Ursache in fürchterliche Auf- 
regung versetzt und deren Gefühle das gewöhn- 
liche Maß weit überschreiten.“ 1 Wie diese Be-
	        
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