Full text: Charakterbegriff und Charaktererziehung

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Scheinbare und echte Aufwühlbarkeit 153 
beobachtet. Das ganze Galleriepublikum in seiner 
ungeschminkten Naivität stand noch unter dem 
Eindruck der vollen Komik der vorausgehenden 
Handlungen, als jene Verzweiflungsszene begann, 
in der der Geizige den Diebstahl seines Schatz- 
kästleins bemerkt. Die ersten Ausbrüche der Ver- 
zweiflung begleitete es immer noch mit unbändi- 
gem Gelächter, während im feinfühligen Teil des 
Publikums bereits die Ergriffenheit sich bemerk- 
bar machte. Da, mit einem Male, innerhalb we- 
niger Sekunden, wird es totenstill im Hause. Die 
plötzliche Erkenntnis: Hier ist ein wirklich Wahn- 
sinniger, ergreift auch das Galleriepublikum und 
atemlos lauschen auch die großen Kinder der 
Entwicklung der ganzen Szene. Unsere Schüler- 
vorstellungen, denen ich so oft beiwohnte, sind 
geradezu ein Thermometer für den Schauspieler, 
an dem er messen kann, ob er Künstler oder Vir- 
tuose ist. Der Virtuose hat den Schülern zwischen 
zwölf und vierzehn Jahren nichts zu sagen. Sie 
lachen, wenn die Virtuosin als Irmgard in Ver- 
zweiflung sich vor das Pferd des Geßler wirft, 
sie lachen, wenn Tell im erkünstelten Übermaß 
von Schmerz zusammenbricht, bevor er den Apfel 
vom Haupt seines Sohnes schießt. Aber ihre 
Pulse stocken und ihre Augen öffnen sich in
	        
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