Full text: Charakterbegriff und Charaktererziehung

156 VII. Die Aufwühlbarkeit 
lungen und Begriffe begleiten, besonders 
jene, welche sich auf den Menschen und sein 
Schicksal, auf das Göttliche, das Wahre, Schöne 
und Sittliche beziehen. 
Es genügt nicht, bloß tiefe Gefühle zu haben, 
die Gefühle müssen auch von Dauer sein. Es gibt 
Sanguiniker, die leicht von irgendwelchen Ge- 
mütswellen ergriffen werden. Aber ihre Gefühle 
legen sich sehr rasch, um sofort wieder anderen 
Platz zu machen. Wir sind nicht einmal sicher, 
auf das Merkmal großer Aufwühlbarkeit zu 
stoßen bei Menschen mit sogenanntem reichem 
Gemüte, bei Menschen, die nichts Menschliches 
kühl läßt, bei Menschen wie Cicero, der mit Te- 
renz sagt: „Homo sum, humani nil a me alie- 
num puto.“ Wie wankelmütig sind nicht selten 
solche Gemütsmenschen! Der Mangel richtiger 
Aufwühlbarkeit läßt sie beständig umfallen. 
Daß der Grad des Ergriffenwerdens, die Auf- 
wühlbarkeit, ein wesentliches Merkmal der Cha- 
rakteranlage ist, dürfte nun leicht verständlich 
sein. Sobald ein aufwühlbares Wesen von einer 
Idee einmal erfaßt ist, wird es nicht so leicht 
von ihr wieder losgelassen. Die Idee beherrscht 
mittels der von ihr beständig erregten Gefühle 
den Vorstellungsverlauf, und zwar um so stärker, 
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