Full text: Charakterbegriff und Charaktererziehung

234 XI. Charaktererziehung durch die Schule 
die Hauptnorm (the fundamental principle) ver- 
nachlässigt, daß die Schule eine Form des ge- 
meinschaftlichen Lebens _ darstellt.“ 25 Jahre 
später faßt er noch einmal auf den letzten Seiten 
seiner Erziehungsphilosophie sein Bekenntnis in 
die Worte (S.416): „Zu allererst muß die Schule 
selbst, in allem und jedem, was sie umfaßt, sein: 
Eine Lebensgemeinschaft.“ ; 
Es ist allerdings unrichtig, wenn man behaup- 
tet, daß die heutige Schule, die Buchschule, wie 
ich sie genannt habe, gar nichts tun würde für 
die Erziehung des Charakters. Jedem geregelten 
Arbeitssystem haften von selbst gewisse Erzie- 
hungskräfte an. Gründliche Arbeit, welcher Art 
sie auch sei, bleibt nie ohne Einfluß auf die Wil- 
lensentwicklung. Sie bleibt es vor allem da nicht, 
wo sie aus ureigensten Bedürfnissen heraus- 
wächst, wo die Möglichkeit zu peinlichster Selbst- 
prüfung der eigenen Leistung gegeben ist und 
der Schulbetrieb auf Gewöhnung zur sachlichen 
Selbstprüfung eingestellt ist.2? Wo die rechte Per- 
sönlichkeit hinter der Schularbeit steht, da löst 
die Liebe und das Beispiel mannigfache Kräfte 
aus. Unter dem Vielerlei, das die heutigen Schu- 
len bieten, wird vielen Schülern etwas geboten, 
das auch ihren persönlichen Neigungen und
	        
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