260 XIT. Charaktererziehung durch die. Schule
Charaktererziehung aufsteigen, das
uns sonst fast gar nicht zum Bewußt-
sein kommt. Die Entwicklung der Urteilsklar-
heit, also die Erziehung zum logischen Denken,
verlangt möglichst kühle Vorstellungen, auf daß
uns nicht ihre Wärme zum vorschnellen Urteilen
hinreißt und der Nebel der Gefühle uns nicht
hindert, nach allen Seiten auszuschauen und die
Folgerungen 'unserer Vermutungen vor endgültiger
Beschlußfassung mit hellem Auge zu verfolgen.
Die Entwicklung der Gemütsreife aber fordert,
daß der Erzieher eine ganze Reihe von Vorstel-
lungen mit der Glut des eigenen Gefühlslebens
auf den Zögling überträgt. Insbesondere gilt das
von den religiösen Idealen, die bei entsprechen-
der Übertragung dank dem inneren Bedürfnis von
Millionen Seelen und dank ihrem stets mystischen
Halbdunkel, das sie nicht so bald und nicht so
leicht in Widerspruch bringt mit der übrigen
rationalen Vorstellungswelt, auf das innigste mit
dem Ich sich verbinden und dort als treibende
Kräfte eines der glänzendsten Erziehungsmittel
geben, die wir besitzen. Freilich ist dabei voraus-
gesetzt, daß der Erzieher selbst von ihnen ganz
und gar erfaßt ist.
Maximen, die uns nicht in die Seele einge-