282 AXIIT. Die Selbsterziehung
Wenn die Menschen erst einmal verstehen ler-
nen, daß der feste, sittlich gerichtete Charakter
auch für den einzelnen und nicht bloß für die
Gesamtheit mehr Wert hat als das Wissen allein,
werden unsere Schulorganisationen bei der Cha-
rakterpflege sich des Mittels „der Arbeitsgemein-
schaft‘, wie ich es nenne, in ausgedehnterer
Weise bedienen. Dann werden wir mehr Men-
schen haben, die nicht bloß wissen, was ein
Charakter ist, sondern selbst einen solchen be-
sitzen, Menschen, deren von klarem Verstande
geleiteter Wille nicht seinen Nacken beugt um
äußerer Ehren oder um behaglichen Lebens
willen, sondern deren Treue und Übereinstim-
mung mit sich selbst der mächtigste Beweggrund
für ihre Handlungen ist. In welchem politischen,
religiösen, künstlerischen oder wissenschaftlichen
Lager sie dann stehen mögen, ist im allgemeinen
gleichgültig. Glücklich ein Land, das in jedem
Lager eine möglichst große Zahl von charakter-
vollen Menschen hat.