Full text: Charakterbegriff und Charaktererziehung

18 Z. Bedeutung des Wortes Charakter 
nen kann, so erhebt sich sofort die Frage: Worin 
besteht das Wesen dieser Anlage? Ist sie ein- 
facher oder zusammengesetzter Natur, gibt es 
noch andere Funktionsanlagen, die gleichfalls 
eine unerläßliche Bedingung für die Entstehung 
eines Charakters im engeren Sinne bilden und 
wie stehen sie untereinander und mit der erwähn- 
ten Funktion in Beziehung? An einer anderen 
Stelle® teilt Herbart die Menschen in solche von 
leicht- und in solche von schwerbeweg- 
licher Gemütslage ein und gibt den ersteren ge- 
ringe oder gar keine, den letzteren größere oder 
jede Aussicht auf Gewinnung eines festen Cha- 
rakters. Damit hat er in der Beweglichkeit der 
Gemütslage zunächst einen anderen wichtigen 
Faktor der Charaktermöglichkeit gekennzeichnet, 
falls nicht dieser Faktor auf das zurückführbar 
ist, was zwölf Seiten vorher von Herbart als 
Gedächtnis des Willens bezeichnet wurde. Von 
diesem Willensgedächtnis behauptet Herbart, 
daß es mit dem Grade der Beweglichkeit des 
Gemütes in engster Verbindung steht. Aber auch 
mit diesen Funktionen des Willensgedächtnisses 
und der Gemütsbeweglichkeit sind, falls sie von- 
einander unabhängig und nicht aufeinander 
zurückführbar sein sollten, alle Wurzeln der Cha- 
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