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Vorwort.
Aus der Überzeugung heraus, daß geschichtliche Hinweise den exakt-
wissenschaftlichen Unterricht beleben, ihn nicht nur anregender, sondern
auch wirklich wertvoller machen, daß es daher für jeden Lehrer der Mathe-
matik und der Naturwissenschaften notwendig ist, nicht nur die Ge-
schichte seines Lehrfachs, sondern auch den Entwicklungsgang des Unter-
richts in ihm zu kennen, ist die vorliegende Arbeit entstanden. Den beiden
zuletzt angedeuteten Gesichtspunkten entsprechend ist jeder Abschnitt
in zwei Teile gegliedert, von denen der erste die Entwicklung der be-
treffenden Wissenschaften selbst behandelt, die für das Verständnis des
zweiten, der Entwicklung des Unterrichts in ihnen gewidmeten Teiles un-
entbehrlich ist. Auch ist bei jeder Epoche darauf Bedacht genommen,
eine Darstellung der gesamten Kulturentwicklung zu geben, um so für das
Bild des Unterrichtswesens einen geeigneten Hintergrund zu schaffen
und die Erscheinungen desselben in ihrem ursächlichen Zusammenhange
mit dem jeweiligen Kulturzustande verständlich zu machen. Aus dem
eben angedeuteten Grunde erschien es unerläßlich, auch einen Blick auf
die ersten Anfänge alles Wissens zu werfen und die Entwicklung der Mathe-
matik und der Naturwissenschaften sowie des Unterrichts in ihnen während
des Altertums und des Mittelalters mit in den Kreis der Betrachtung
hineinzuziehen. Ein Schlußwort ist dann der gegenwärtigen Zeit gewidmet,
die ja unwillkürlich zu einem Vergleich mit der Zeit vor hundert Jahren
herausfordert. Möge es dem Buche beschieden sein, den Gedanken, die
zu seiner Entstehung geführt haben und auch den Herausgeber im Jahre
1904 zu seiner „Geschichte des naturwissenschaftlichen Unterrichts an
den höheren Schulen Deutschlands“ anregten, nicht nur bei den Lehrern
der Mathematik und Naturwissenschaften, sondern bei allen Lehrern
sowie in den Kreisen aller Gebildeten neue Freunde zu gewinnen und
Interesse für die Geschichte des Unterrichts auch in weiteren Kreisen
zu verbreiten.
Charlottenburg, im März 1913.
Der Verfasser.