108 III. Abschnitt: Das siebzehnte Jahrhundert,
gemeine Formel auf für die Bildung eines Näherungswerts aus den Zählern
und Nennern der beiden vorigen und dem Zähler und Nenner des letzten
Partialbruchs. Im Anschluß an solche Untersuchungen vollendeten Wallis,
Brouncker, Gregory, Newton und Leibniz die rein analytische Berechnung
der Zahl =.
Nach Vietas Vorgang fing man an, tiefere Blicke in das Wesen der
Gleichungen zu tun. Hatte dieser den Zusammenhang zwischen den Koef-
fizienten und Wurzeln einer Gleichung zweiten und dritten Grades erkannt,
so stellten Harriot (1560— 1621) und Descartes dieses Gesetz ganz allgemein
fest. Girard (1590—1634) dehnte den Begriff der Wurzel auch auf die
imaginären Größen aus, und Descartes, nach dem ja auch eine Lösungs-
methode der Gleichung vierten Grades ihren Namen hat, stellte die nach
ihm benannte Zeichenregel auf, die auf die Existenz von imaginären
Wurzeln einen sicheren Schluß zu ziehen gestattet. Tschirnhaus (1651 bis
1708) lehrte die Transformation der Gleichungen, und Newton zeigte die
Eigenschaften der symmetrischen Funktionen der Wurzeln, sowie die
näherungsweise Berechnung der Wurzeln numerischer Gleichungen höheren
Grades.
Die algebraische Zeichensprache entwickelte sich in diesem Zeitraum
fast zur heutigen Form. Harriot führte die Zeichen > und < ein, brauchte
x für mal, setzte X + x = x?, x-x-xX = x3 usw. Descartes brauchte statt
des Zeichens x den Punkt, führte allgemein die Bezeichnung x” für positive
Exponenten ein, während Wallis auch schon negative und gebrochene Ex-
ponenten in der heutigen Form und Bedeutung gebrauchte. Von diesem
rührt auch das Zeichen co für unendlich her. Die hohe Bedeutung dieser
Zeichensprache für die Behandlung der Algebra läßt sich am besten er-
kennen, wenn wir ihre Entwicklung durch drei Jahrhunderte verfolgen.
Regiomontan schrieb:
16 census et 2000 aequales 680 rebus
für: 16x? + 2000 = 680 x.
Cardano schrieb:
Cubus p 6. rebus aequalis 20
für: x? + 6x =20.
Vieta schrieb:
1C—8Q-+16 N aegal. 40
für: x? — 8x? + 16 x = 40.
Reymers (} 1599) schrieb:
XXVIIE XI. X VI HL. LI 0
1g 65532 + 18 — 30 — 18 +12 —8
für: x? — 65532 x1? + 18 x1® — 30 x® — 18x? + 12x — 8.